Nordlichter
Kopf
Freitag, 12. November 2004
Vive la France!
Frankreich tut mir gut.

Ich begann meine Reise mit einem kleinen Säuseln in meinem Kopf in Deutschland nach Mitternacht. Während der Busreise erwuchs aus dem Flüstern ein Heulen. Meine Tabletten waren wohl verpackt in meinem Gepäck im Kofferraum des Busses. Es war sowieso zu spät eine Pille einzuwerfen. Ich bin sicher, sie wäre mir aus dem Gesicht gefallen, hätte ich eine genommen.

Mit meinen schlimmen Kopfschmerzen bin ich ein Opfer meines Berufes. Bevor ich anfing mit Computern zu arbeiten, hatte ich keine.

So versuchte ich nur, das Gefühl von Übelkeit zu ignorieren. Ich dankte dem Himmel, dass ich nicht der Busfahrer war. Kaum hatten wir jedoch die französische Grenze überquert, waren meine Kopfschmerzen plötzlich verschwunden. Toll, nicht wahr? Ich machte mir keine Gedanken über dieses Wunder. Ich genoss einfach meine Reise.

Rouen, Normandie

Unser erster Halt war Lille. Am nächsten Morgen fuhr der Bus am Ufer der Seine entlang durch die Normandie nach Rouen, wo meine Touristengruppe übernachtete.

Die nächsten Nächte verbrachten wir in Saint Malo in der Bretagne. Meine Gruppe machte einen kleinen Ausflug zur Kanalinsel Jersey, und ich hatte die Gelegenheit ein neues Medikament gegen Seekrankheit auszuprobieren. Die letzten Stationen unserer Reise waren Chartres und Paris.

Erstaunlicherweise könnt Ihr in Frankreich mit recht wenig französischen Wörtern überleben. Eine Anzahl von Leuten hatte mir vorher erzählt, die Franzosen wären so stolz auf ihre Sprache, dass sie niemals in einer anderen sprechen würden. Ich kann das weder für die Bretagne noch für die Normandie oder Paris bestätigen. Zuerst versuchte ich es immer mit Französisch dann mit Englisch und Deutsch, falls das auch nicht half, mit Händen und Füßen. Die wenigsten Leute sprechen Deutsch, aber eine Menge junger Leute sprechen Englisch. Als Pantomime kommt Ihr immer durch, nicht nur in Italien. Natürlich sind die Franzosen stolz auf ihre Sprache, und sie sind im Recht.

Étretat, Normandie

Ich mag den Klang der französischen Sprache. Ich habe in der Schule niemals Französisch gelernt, nur Russisch und Englisch. Französisch lernte ich später an der Volkshochschule, erst in Demmin und dann in Neubrandenburg. Das war noch zu DDR-Zeiten. Neubrandenburg ist von Demmin 50 km entfernt, und ich musste mit dem Zug fahren. Im Winter war das nicht so lustig. Der Zug hatte oft Verspätung und ich kalte Füße und eine rote Nase.

Als ich damit begann Französisch zu lernen, hielt mein Vater das für glatten Unsinn. Eingedenk dessen, dass ich kein Künstler, kein Schauspieler, kein Musiker, kein Reisekader oder eine andere sonstige bedeutende Person bin, ja ich hatte noch nicht einmal Verwandte im Westen, also mein Vater fragte mich: "Zu was soll das gut sein? Du wirst in deinem ganzen Leben niemals nach Frankreich kommen!" Lang leben die Optimisten!!!

Auch wenn es mich noch so drängt, werde ich mich jetzt ganz stark zurückhalten und keinesfalls Herrn Schopenhauer zitieren, wie ich das am Ende meines Italienartikels getan habe. Schließlich möchte ich noch weiterhin nach Frankreich reisen und nicht wegen Beleidigung der grand nation an der Grenze verhaftet werden.

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