Nordlichter
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In zweifelhaften Fällen entscheide man sich für das Richtige.
Karl Kraus

Dies ist mein rein privates Weblog. Mein Hauptthema ist das Leben mit und nach Krebs in der Abgeschiedenheit der vorpommerschen Provinz. Am eigenen Leib werden von mir nebenbei die Errungenschaften neoliberaler Gesundheitsreformen gehörig ausgetestet. Die Artikel erscheinen, der Krankheit geschuldet, unregelmäßig. Leser kommen vor allem aus den Kreisen der Familie, der Freunde, der Arbeitskollegen und von aus irgendeiner Weise von Krebs Betroffenen. Ich bin mir zwar im klaren, dass diese Blogseiten weltweit erreichbar sind, aber trotzdem beim besten Willen kann ich daraus keine presse- oder medienrechtliche Relevanz herleiten. Wer mit meinen Artikeln ein Problem hat, oder wer mir einfach schreiben möchte, kann mich unter ti(Unterstrich)nordlicht(ät)web(Punkt)de erreichen.

In meinem Leben gab es zwei große Zäsuren, die Wende und den Krebs. Während ich die erste ohne körperlichen Schaden überstand, hat mir die zweite einige Blessuren eingebracht. Ende Juni 2005 wurde bei mir ein Mastdarmkrebs entdeckt und im Demminer Kreiskrankenhaus entfernt. Ich erhielt ein Ileostoma, einen künstlichen Bauchafter am Dünndarm. Anschließend durfte ich mich durch Bestrahlung und Chemotherapie im Doppelpack quälen. Ich wollte mich danach erholen und wieder arbeiten gehen. Zu meinem Pech diagnostizierten die Ärzte aber eine Lebermetastase. Glücklicherweise war das Ding operabel. Das wurde in der Uniklinik Greifswald erledigt. Dort legten mir die Ärzte auch den Darm zurück. Ich kann also wieder normal pupsen. Die zweite Chemotherapie erhielt ich wie die erste wieder in Demmin. Nur war das nicht das Ende meiner Probleme sondern der Anfang einiger neue. Ihr könnt meine Erlebnisse im Blog unter dem Thema " Krankengeschichten " nachlesen, wenn Ihr wollt.

Leider hatte sich der Verdacht des Radiologen beim Mammascreening bestätigt, nicht tastbarer Krebs in der rechten Brust. Inzwischen ist der Krebs raus, und auch die Bestrahlung habe ich hinter mir. Aber das ist immer noch nicht das Ende meiner Erkrankung. Vor drei Wochen hat mein Onkologe eine Metastase in meiner Lunge gefunden. Sie ist das nächste Überraschungsei, das mir mein Darmkrebs hinterlegt hat. Die Therapie dauert an.

Die Krankheit bestimmt mein Leben, aber es gibt nicht nur sie. Deswegen könnt Ihr hier im Blog außer der Kategorie Krankengeschichten auch Artikel in den Sektionen Medien und Fensterbrett lesen. Die Kategorie unterwegs enthält inzwischen auch die 40 Berichte aus meinem alten Reiseblog "Quer durch Europa". Seit zwei Jahren führen mich meine Reisen nur noch in verschiedene Krankenhäuser. So wechselte ich von den Reisebeschreibungen zur Krebsberichterstattung.

Mit Reiseberichten habe ich im Mai 2002 angefangen im Web zu publizieren. Damals auf einer ganz normalen selbsterstellten Homepage, von Weblogs wusste ich zu dieser Zeit noch nichts. Die Seiten über Demmin und Meck-Pomm sind zu diesem Zeitpunkt entstanden. Über den deutschen Langmut schrieb ich nach meinem Frankreichurlaub im Juli 2003. Der genaue Zeitpunkt, wann ich die Berichte ins Netz stellte, lässt sich nicht mehr ermitteln. Damals war es nicht wichtig. Das änderte sich erst, als ich die Blogsoftware movable type und sunlog entdeckte.

Mein Weblog Nordlichter war ein Samelsurium verschiedener Texte. Am Samstag, den 1. Mai 2004, ging ich auf Sendung. Um 17:14 Uhr erschien der erste Artikel "Noch ein Weblog" im großen weiten Netz, und ich wurde Blogger. Ja noch ein Weblog und dann auch noch eins aus der abgelegenen nordöstlichen Provinz! Darauf hatte die Welt natürlich nur gewartet. Ich schrieb damals:

Am Mittwoch jährte sich laut Junger Welt Karl Kraus Geburtstag zum 130. Male. Ein guter Grund ein Blog zu beginnen, aber nicht der einzige. Kaum anzunehmen, daß daraus eine Fackel wird, ehe schon ein Glühwürmchen. Karl Kraus lieferte zwar den Sinnspruch für mein Photoalbum im Web, aber nicht den eigentlichen Anlaß zum Bloggen. Das besorgten einige andere Herren.

Ich erhielt eine merkwürdige Mail vom pc01 einer Softwarefirma aus A. in der Nähe von Böblingen in Westfalen. Schreiber war ein Herr G. K., der von sich behauptete, in Meck-Pomm geboren zu sein. Gerichtet war die Mail an die Box meines englischsprachigen Webauftritts "travelog mariont". Seltsam war die Mail deshalb, weil sie komplett in englischer Sprache verfaßt war. Komisch, wieso schreibt ein Deutscher aus Westfalen einer Deutschen aus Ostdeutschland in Englisch? Die Umgangssprache in Mecklenburg-Vorpommern ist nicht Englisch auch nicht Russisch sondern Deutsch. Ich kann Deutsch, wie die meisten Leute hier, fließend und einigermaßen fehlerfrei sprechen und schreiben. Ab und zu wird natürlich auch Platt gesnackt, aber Englisch außerhalb der Schulen, das konnte ich noch nie beobachten.

Herrn K. nun mißfiel mein Artikel über Meck-Pomm ganz außerordentlich. Er wäre bei weitem zu pessimistisch, mit dieser Sicht der Dinge können sich nichts zum Guten ändern. Dabei hatte Herr K. meinen Artikel über meine Stadt, Demmin, noch nicht gelesen. Lieber Herr K., die Dinge sind hier leider so, wie ich sie beschrieben habe. Auch Optimismus kann die Situation nicht schön sehen. Demmin, die Stadt der leeren Schaufenster, der einstürzenden Altbauten und der Hundeköttel, bisher habe ich es immer vermieden, solche Fotos ins Web zu stellen. Das war wohl ein Fehler.

Denn die Herren von Dohnaniy, Sinn und, wie sie alle heißen, erfreuen die Eingeborenen jede Woche mit neuen Äußerungen, die nur eins offenbahren, ihre völlige Unkenntnis vom Leben im östlichen Teil der Bundesrepublik. Besonders die ärmste Region Deutschlands scheinen sie aus eigenem Erleben nicht zu kennen.
Dem kann ich leicht abhelfen mit wöchentlichen Berichten aus der vorpommerschen Provinz.