Sonntag, 8. Juli 2007
Ein Denkmal für alte und neue Krieger
Sonntag, 8. Juli 2007, Kategorie: 'unterwegs'
Deutschland wird endlich wieder entschlossen am Hindukusch verteidigt. Die Bundeswehr erhält ihr ersehntes Ehrenmal erst im nächsten Jahr. Demmins Stadtväter hatten hingegen schon vor zwölf Jahren in weiser Voraussicht das Kriegerdenkmal in den Tannen reanimiert und waren ihrer Zeit damit weit voraus. Gekostet hat der Spaß damals 250.000 DM. Die Stadt beteiligt sich mit 13.000 DM. Den Rest sponserte nicht das Verteidigungsministerium sondern die Bundesanstalt für Arbeit. Heutzutage würde die Angelegenheit die Agentur für Arbeit viel billiger kommen. Denn statt der ABM-Kräfte würden Ein-Eurojobber eingesetzt werden. Ach wie kuschlig, die guten alten Zeiten kehren zurück! Die Tagelöhner von damals nennen sich heute Ein-Eurojobber. Uns Deutschen ist es endlich wieder erlaubt das Töten zu lernen, und es darf auch wieder freudig gestorben werden, diesmal für die Freiheit.
Demmin war Garnisonsstadt und hatte ab 1862 ein Ulanenregiment. Unter Ulanen verstand man mit Lanzen bewaffnete Reiter. Die weißen Ulanen waren im Deutsch-Französischen Krieg 1870 und im Ersten Weltkrieg mit dabei. Nach dem Versailler Friedensvertrag wurde auch das Demminer Regiment aufgelöst. Anfang der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts beschlossen die Bürger der Stadt den Ulanen ein Denkmal zu errichten. Ausgewählt wurde dafür der Bildhauer Richter-Elsner aus Berlin. Der kam nach Demmin, sah zum ersten Mal ein Hünengrab und fühlte sich darob von der Muse geküsst. Ich kann nur vermuten, die Dame hieß Brunhilde. Das Resultat dieses Musenkusses ist dank der Demminer Stadtväter fast wieder in seiner alten Pracht und Herrlichkeit in den Sandbergtannen zu bewundern.
Wenn ich die Anlage so betrachte, durchweht mich ein steifer Hauch von stolzem Germanentum. So war das Ganze auch gedacht, nachzulesen beim Lokalhistoriker Karl Schlösser in "Demmin die andere Chronik" in der Fußnote Nr. 9. Die Treppenstufen waren wohl eher für Drei-Meter-Leute entworfen. Ich hatte einige Mühe sie zu erklimmen. Eins steht fest, von alten deutschen Kriegshelden stamme ich nicht ab. Meine Vorfahren können nur nordische und südliche Schrumpfgermanen gewesen sein. Kulturbanause Richter-Elsner ließ für das Denkmal mehrere Hünengräber der Umgebung fleddern.
Karl Schlösser zitiert in seinem Büchlein einen alten Zeitungsbericht, aus dem hervorgeht, dass die Anlage auch einst ein Sonnenrad zierte. Jeder, der schon einmal im Alten Museum in Berlin war, weiß, was sich dahinter verbirgt, das Hakenkreuz. Die Stadtväter jedoch focht das nicht an. Sie übergaben das wiederhergestellte Kriegerdenkmal 1995 der Öffentlichkeit. Damit haben sie erstaunliche Weitsicht bewiesen. Ein Denkmal, das den Krieg und das Sterben in demselben verherrlicht, kann sich künftig noch als nützlich erweisen. Allerdings soll nicht verschwiegen werden, dass die Stadt leider zu arm ist, um sich ein rekonstruiertes Reiterstandbild zu leisten. So ziert nur ein Torso den Denkmalssockel. Welch ein Jammer! Kommt Zeit, kommt Rat. Der Kampf gegen den Terrorismus ist ja zum Glück ein unendlicher. Irgendwann wird schon wieder ein stolzer Reiter auf dem Sockel stehen.
Das Ulanendenkmal steht für die Lobpreisung des 1. Weltkrieges, der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. An solcherart Ehrenmale und Heroengedenken werden wir Deutschen uns schon wieder gewöhnen, genauso wie ans heldenhafte Sterben für Wirtschaft, Volk und Vaterland. Es ist an der Zeit. Erinnern wir uns an ein altes Hippiemotto gegen den Vietnamkrieg! " Make love - not war ". Heutzutage hieße das:
... Und der Einsicht, dass der Kampf für individuelle und nationale Freiheitsrechte noch lange nicht ausgefochten ist. Deshalb intonierte der "Spiegel" vor kurzem mit seinem Titel "Die Deutschen müssen das Töten lernen" auch die falsche Melodie. Es geht nicht um das Töten, sondern darum, dass die Deutschen wieder lernen müssen, sich gegebenenfalls für die Freiheit zu opfern.Mehr Mut, forderte Fred Kempe im Handelsblatt und wird selbstverständlich tapfer voranschreiten. Bundeswehreinsatz im Inneren, Hausdurchsuchungen, Bannmeile, Drahtkäfige, Geruchsproben, Bundestrojaner, Vorratsdatenspeicherung, Großer Lauschangriff, Rasterfahndung, digitale Fingerabdrücke. Herr Kempe, Sie sollten sich etwas beeilen, sonst gibt es bald keine Freiheit mehr, für die Sie sich noch opfern könnten!
Demmin war Garnisonsstadt und hatte ab 1862 ein Ulanenregiment. Unter Ulanen verstand man mit Lanzen bewaffnete Reiter. Die weißen Ulanen waren im Deutsch-Französischen Krieg 1870 und im Ersten Weltkrieg mit dabei. Nach dem Versailler Friedensvertrag wurde auch das Demminer Regiment aufgelöst. Anfang der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts beschlossen die Bürger der Stadt den Ulanen ein Denkmal zu errichten. Ausgewählt wurde dafür der Bildhauer Richter-Elsner aus Berlin. Der kam nach Demmin, sah zum ersten Mal ein Hünengrab und fühlte sich darob von der Muse geküsst. Ich kann nur vermuten, die Dame hieß Brunhilde. Das Resultat dieses Musenkusses ist dank der Demminer Stadtväter fast wieder in seiner alten Pracht und Herrlichkeit in den Sandbergtannen zu bewundern.
Wenn ich die Anlage so betrachte, durchweht mich ein steifer Hauch von stolzem Germanentum. So war das Ganze auch gedacht, nachzulesen beim Lokalhistoriker Karl Schlösser in "Demmin die andere Chronik" in der Fußnote Nr. 9. Die Treppenstufen waren wohl eher für Drei-Meter-Leute entworfen. Ich hatte einige Mühe sie zu erklimmen. Eins steht fest, von alten deutschen Kriegshelden stamme ich nicht ab. Meine Vorfahren können nur nordische und südliche Schrumpfgermanen gewesen sein. Kulturbanause Richter-Elsner ließ für das Denkmal mehrere Hünengräber der Umgebung fleddern.
Karl Schlösser zitiert in seinem Büchlein einen alten Zeitungsbericht, aus dem hervorgeht, dass die Anlage auch einst ein Sonnenrad zierte. Jeder, der schon einmal im Alten Museum in Berlin war, weiß, was sich dahinter verbirgt, das Hakenkreuz. Die Stadtväter jedoch focht das nicht an. Sie übergaben das wiederhergestellte Kriegerdenkmal 1995 der Öffentlichkeit. Damit haben sie erstaunliche Weitsicht bewiesen. Ein Denkmal, das den Krieg und das Sterben in demselben verherrlicht, kann sich künftig noch als nützlich erweisen. Allerdings soll nicht verschwiegen werden, dass die Stadt leider zu arm ist, um sich ein rekonstruiertes Reiterstandbild zu leisten. So ziert nur ein Torso den Denkmalssockel. Welch ein Jammer! Kommt Zeit, kommt Rat. Der Kampf gegen den Terrorismus ist ja zum Glück ein unendlicher. Irgendwann wird schon wieder ein stolzer Reiter auf dem Sockel stehen.
Das Ulanendenkmal steht für die Lobpreisung des 1. Weltkrieges, der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. An solcherart Ehrenmale und Heroengedenken werden wir Deutschen uns schon wieder gewöhnen, genauso wie ans heldenhafte Sterben für Wirtschaft, Volk und Vaterland. Es ist an der Zeit. Erinnern wir uns an ein altes Hippiemotto gegen den Vietnamkrieg! " Make love - not war ". Heutzutage hieße das:
Männer gehören ins Bett und nicht an die Front!
Dienstag, 3. Juli 2007
Das Paulus-Oratorium in Demmin
Dienstag, 3. Juli 2007, Kategorie: 'unterwegs'
Auf meinem Weg zur frauenärztlichen Praxis war ich an Demmins großer Backsteinkirche vorbeigekommen. Ein Transparent davor kündigte ein Konzert für den 30. Juni an, „Paulus“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Zurück nach Hause spazierte ich in die Buchhandlung und kaufte mir eine Eintrittskarte. Weil ich dort schon lange Kundin bin, hatte die Verkäuferin auch keinen Zweifel mir ein ermäßigtes Ticket auszuhändigen. Den Schriebs, dass ich jetzt Erwerbsminderungsrentier bin, hatte ich natürlich nicht dabei. Der ermäßigte Eintritt kostete 12,- Euro, ich sparte also 3 Euronen.
Das letzte Mal war ich vor drei Jahren, einen Tag nach meinem Geburtstag, in St. Bartholomäus zum Konzert. Damals spielten die Jungen Philharmonikern aus Köln Werke von Vivaldi, Bach, Mozart und Tschaikowski. Die kleine aber sehr begeisterte Zuhörerschar bedankte sich für die Spielfreude der Musiker mit viel Applaus. Im Jahr darauf wurde ich schwerkrank, und damit fanden Konzertbesuche nur noch vor dem heimischen Fernseher statt. Ich hatte schon Mühe die drei Stockwerke zu meiner Wohnung zu erklimmen. Veranstaltungen außer Haus waren dadurch erledigt.
Inzwischen bin ich körperlich wieder fitter, aber ich habe seit mehr als einem Jahr ein rückwertiges Problem. Wenn der Konzertbesuch nicht in einem Disaster enden sollte, dann hieß es für mich, am Samstag nach dem Mittag die Nahrungsaufnahme für den Rest des Tages einzustellen. Außerdem musste ich einige Kapseln mit dem Wirkstoff Loperamid einwerfen. Beate, der ich mein Vorhaben schilderte, fragte mich, warum ich mir das antun wolle. Ich kann es einfach nicht länger ertragen, durch die Krankheit vom normalen Leben ausgeschlossen zu sein. Das Pendeln zwischen Strahlenmedizin, ärztlicher oder physiotherapeutischer Praxis und meiner Wohnung empfinde ich als Knast mit Ausgang.
Die Karte hatte ich mit Bedacht schon vorher erworben. So blieb mir gar nichts weiter übrig als am Samstag loszumarschieren, auch wenn es nach Regen aussah. Unter der wasserdichten Windjacke trug ich vorsorglich ein Fleeceshirt, denn in Kirchen ist es ja bekanntlich immer etwas maifrisch. Meine Beine hingegen sind auch bei brütender Hitze gegen Kälte geschützt. Unter den Jeans hatte ich wie stets die kleidsamen Gummilangschäfter angelegt.
Wie berichtet, hatte ich das letzte Mal am 26. Juli 2004 auf einer Bank in St. Bartholomäus gesessen. Ich suchte mir einen Platz in der Nähe der Kanzel. Wie unbequem das Kirchengestühl doch ist, hatte ich inzwischen völlig vergessen. Das nächste Mal nehme ich aber ein Kissen mit! Mein Hintern musste im wahrsten Sinne des Wortes einen Härtetest bestehen. Aber nicht nur meine Rückseite wurde strapaziert. Ohne einen gewissen Teil der Zuhörerschaft wäre dieses Konzert wahrscheinlich viel angenehmer gewesen. Die guten Sitten haben doch sehr gelitten, seit ich erkrankt bin. Inzwischen scheint es vollständig aus der Mode gekommen zu sein, auf andere Rücksicht zu nehmen.
Ich hatte meine kleine Kamera dabei und habe vor und nach dem Konzert geknipst. Andere jedoch konnten es nicht lassen auch während der Aufführung zu fotografieren. So wurde das Oratorium von Blitzen begleitet. Ich habe dergleichen in italienischen Kirchen erlebt, wenn Touristen unbedingt fotografieren mussten, wo offensichtlich gebetet wurde. Ich bin Atheist, aber wenn ich sehe, dass jemand betet, verzichte ich auf ein Urlaubsfoto von dieser Stelle. Es ist keine Frage des Glaubens, sondern des Respekts vor anderen Menschen. Aber in diesen neoliberalen Zeiten, ist Empathie natürlich völlig out. Ich bin ein altmodischer Gutmensch und ein schwerkranker noch dazu. Für beides gibt es freilich keine Entschuldigung.
Ich hatte zwar die Kamera eingesteckt, aber die Brille zu Hause gelassen. Beates Mann konnte ich auch ohne Sehhilfe im Chor entdecken. Oratorien sind nach meiner Meinung mehr für die Ohren als für die Augen gedacht. Über den Inhalt wusste ich Bescheid. Ich setzte auf die Musik und darauf, dass die Sänger nicht nuschelten wie Herbert Grönemeyer. Deshalb verzichtete ich auf den Begleittext, den viele Zuhörer vor sich liegen hatten, und in dem sie während der Aufführung eifrig lasen. Das schönste Stück in diesem Chorwerk ist dasjenige im ersten Teil, wo Saulus seine Vision hat. Gerade an der Stelle, an der Jesus ihn fragt, " Saul! Was verfolgst du mich?" war offenbar der Text auf der Seite im Begleitheft zu Ende. Eifriges Geraschel links von mir, eifriges Geraschel rechts von mir. Sollte man da vorher irgendeine Vision gehabt haben, dann wurde sie sicherlich mit den Seiten im Begleitheft umgeschlagen.
Aber nicht nur das vielhändige Blättern passte nicht zum Gesang, hinter mir wurde auch ganz unmusikalisch getuschelt. Das änderte sich erst, als ich die beiden Teenager mit giftigen Blicken bedachte. Ich wollte wenigstens für fünf Minuten Ruhe haben. Der junge Mann neben den beiden Halbwüchsigen hatte nicht eingegriffen. Wahrscheinlich konnte er sich ganz auf die Musik konzentrieren und alles andere ausblenden. Beneidenswert. Vor mir erlitt einer Dame einen Hustenanfall, den sie nicht unterdrücken konnte. Sie verließ ihren Platz und hatte mein volles Mitgefühl.
Soweit nicht von den um mich Sitzenden gestört, war das Oratorium ein purer Genuß für meine Ohren. Das Werk hat Gesangpartien für Sopran, Alt, Tenor und Bariton zu bieten. Nach meinem Flyer waren die Solisten Dorothee Fries, Annerose Kleiminger, Johannes Klüser und Thomas Berau. Ich will nichts gegen die Herren gesagt haben, aber die Stimmen der beiden Damen klangen in der Kirche einfach besser. Dem Chor merkte ich nicht an, dass er aus Sänger zweier Gemeinschaften bestand. Die Kantorei Demmin war durch den Bachchor Stralsund verstärkt worden. Es spielte das Philharmonische Orchester Poznan. Kantor Thomas K. Beck dirigierte sichtlich mit viel Engagement. Kaum zu fassen, was einem in diesem kleinen vorpommerschen Provinznest geboten wird!
Das letzte Mal war ich vor drei Jahren, einen Tag nach meinem Geburtstag, in St. Bartholomäus zum Konzert. Damals spielten die Jungen Philharmonikern aus Köln Werke von Vivaldi, Bach, Mozart und Tschaikowski. Die kleine aber sehr begeisterte Zuhörerschar bedankte sich für die Spielfreude der Musiker mit viel Applaus. Im Jahr darauf wurde ich schwerkrank, und damit fanden Konzertbesuche nur noch vor dem heimischen Fernseher statt. Ich hatte schon Mühe die drei Stockwerke zu meiner Wohnung zu erklimmen. Veranstaltungen außer Haus waren dadurch erledigt.
Inzwischen bin ich körperlich wieder fitter, aber ich habe seit mehr als einem Jahr ein rückwertiges Problem. Wenn der Konzertbesuch nicht in einem Disaster enden sollte, dann hieß es für mich, am Samstag nach dem Mittag die Nahrungsaufnahme für den Rest des Tages einzustellen. Außerdem musste ich einige Kapseln mit dem Wirkstoff Loperamid einwerfen. Beate, der ich mein Vorhaben schilderte, fragte mich, warum ich mir das antun wolle. Ich kann es einfach nicht länger ertragen, durch die Krankheit vom normalen Leben ausgeschlossen zu sein. Das Pendeln zwischen Strahlenmedizin, ärztlicher oder physiotherapeutischer Praxis und meiner Wohnung empfinde ich als Knast mit Ausgang.
Die Karte hatte ich mit Bedacht schon vorher erworben. So blieb mir gar nichts weiter übrig als am Samstag loszumarschieren, auch wenn es nach Regen aussah. Unter der wasserdichten Windjacke trug ich vorsorglich ein Fleeceshirt, denn in Kirchen ist es ja bekanntlich immer etwas maifrisch. Meine Beine hingegen sind auch bei brütender Hitze gegen Kälte geschützt. Unter den Jeans hatte ich wie stets die kleidsamen Gummilangschäfter angelegt.
Wie berichtet, hatte ich das letzte Mal am 26. Juli 2004 auf einer Bank in St. Bartholomäus gesessen. Ich suchte mir einen Platz in der Nähe der Kanzel. Wie unbequem das Kirchengestühl doch ist, hatte ich inzwischen völlig vergessen. Das nächste Mal nehme ich aber ein Kissen mit! Mein Hintern musste im wahrsten Sinne des Wortes einen Härtetest bestehen. Aber nicht nur meine Rückseite wurde strapaziert. Ohne einen gewissen Teil der Zuhörerschaft wäre dieses Konzert wahrscheinlich viel angenehmer gewesen. Die guten Sitten haben doch sehr gelitten, seit ich erkrankt bin. Inzwischen scheint es vollständig aus der Mode gekommen zu sein, auf andere Rücksicht zu nehmen.
Ich hatte meine kleine Kamera dabei und habe vor und nach dem Konzert geknipst. Andere jedoch konnten es nicht lassen auch während der Aufführung zu fotografieren. So wurde das Oratorium von Blitzen begleitet. Ich habe dergleichen in italienischen Kirchen erlebt, wenn Touristen unbedingt fotografieren mussten, wo offensichtlich gebetet wurde. Ich bin Atheist, aber wenn ich sehe, dass jemand betet, verzichte ich auf ein Urlaubsfoto von dieser Stelle. Es ist keine Frage des Glaubens, sondern des Respekts vor anderen Menschen. Aber in diesen neoliberalen Zeiten, ist Empathie natürlich völlig out. Ich bin ein altmodischer Gutmensch und ein schwerkranker noch dazu. Für beides gibt es freilich keine Entschuldigung.
Ich hatte zwar die Kamera eingesteckt, aber die Brille zu Hause gelassen. Beates Mann konnte ich auch ohne Sehhilfe im Chor entdecken. Oratorien sind nach meiner Meinung mehr für die Ohren als für die Augen gedacht. Über den Inhalt wusste ich Bescheid. Ich setzte auf die Musik und darauf, dass die Sänger nicht nuschelten wie Herbert Grönemeyer. Deshalb verzichtete ich auf den Begleittext, den viele Zuhörer vor sich liegen hatten, und in dem sie während der Aufführung eifrig lasen. Das schönste Stück in diesem Chorwerk ist dasjenige im ersten Teil, wo Saulus seine Vision hat. Gerade an der Stelle, an der Jesus ihn fragt, " Saul! Was verfolgst du mich?" war offenbar der Text auf der Seite im Begleitheft zu Ende. Eifriges Geraschel links von mir, eifriges Geraschel rechts von mir. Sollte man da vorher irgendeine Vision gehabt haben, dann wurde sie sicherlich mit den Seiten im Begleitheft umgeschlagen.
Aber nicht nur das vielhändige Blättern passte nicht zum Gesang, hinter mir wurde auch ganz unmusikalisch getuschelt. Das änderte sich erst, als ich die beiden Teenager mit giftigen Blicken bedachte. Ich wollte wenigstens für fünf Minuten Ruhe haben. Der junge Mann neben den beiden Halbwüchsigen hatte nicht eingegriffen. Wahrscheinlich konnte er sich ganz auf die Musik konzentrieren und alles andere ausblenden. Beneidenswert. Vor mir erlitt einer Dame einen Hustenanfall, den sie nicht unterdrücken konnte. Sie verließ ihren Platz und hatte mein volles Mitgefühl.
Soweit nicht von den um mich Sitzenden gestört, war das Oratorium ein purer Genuß für meine Ohren. Das Werk hat Gesangpartien für Sopran, Alt, Tenor und Bariton zu bieten. Nach meinem Flyer waren die Solisten Dorothee Fries, Annerose Kleiminger, Johannes Klüser und Thomas Berau. Ich will nichts gegen die Herren gesagt haben, aber die Stimmen der beiden Damen klangen in der Kirche einfach besser. Dem Chor merkte ich nicht an, dass er aus Sänger zweier Gemeinschaften bestand. Die Kantorei Demmin war durch den Bachchor Stralsund verstärkt worden. Es spielte das Philharmonische Orchester Poznan. Kantor Thomas K. Beck dirigierte sichtlich mit viel Engagement. Kaum zu fassen, was einem in diesem kleinen vorpommerschen Provinznest geboten wird!
Sonntag, 17. Juni 2007
Jüdischer Friedhof in Demmin
Sonntag, 17. Juni 2007, Kategorie: 'unterwegs'
Im Mai 2004 war ich schon einmal an einem Samstag dort, blieb draußen und spähte nur über den Zaun. Ich wusste seinerzeit zwar, dass Demmin einen jüdischen Friedhof hat, aber nicht, wo er sich befand. In die Öffentlichkeit rückt er auch immer dann, wenn der Bürgermeister oder andere Provinzgrößen an Gedenktagen Kränze ablegen. Es gab keinen Wegweiser dorthin. Der kleine Friedhof liegt etwas versteckt in der Bergstraße, der Straße hinter dem Bahnhof. Ich kam vor drei Jahren auf meinem Weg zum martialischen Ulanendenkmal daran vorbei.
Ich wurde in einer Stadt geboren, die eine Vielzahl von zum Teil recht alten Begräbnisstätten besitzt. Manche Menschen haben eine gewisse Scheu auf Friedhöfe zu gehen. Die meisten derartigen Plätze, die ich kenne, sind angenehme parkartige Orte der Stille abseits vom hektischen Tagesgeschehen. Mich führte mein Weg jeden Schultag durch die Baumallee auf dem Knieperfriedhof zur Hansa-Oberschule, der einzigen Erweiterten Oberschule der Stadt zu DDR-Zeiten. Es war damals einfach die kürzeste Verbindung, und vor den Toten hatte ich keine Angst. Neben bescheidenen Grabstätten gab es auch einige pompöse mit geflügelten Himmelsboten. Nicht einmal im Tode sind die Menschen gleich, da sind immer noch einige gleicher. Ich las die Inschriften auf den Grabsteinen und überlegte, was für Geschichten sich dahinter verbargen. Ich hätte sie gern gehört.
Es sind nicht die Friedhöfe, die ich fürchte. Jetzt, wo ich durch meine Krankheit einmal mehr das Gefühl gehabt hatte, dem Tode näher als dem Leben gewesen zu sein, kam ich beim letzten Sonntagsspaziergang abermals am Jüdischen Friedhof vorbei. Die kleine Nebentür stand einladend offen, und so ging ich auch gleich ohne zu zögern hinein. Ich habe keine Ahnung, ob Demmins jüdische Gemeinde sich 1845 ihren "Guten Ort" selbst aussuchen konnten. Es spricht einiges dafür, denn es ist ein sehr schöner, ruhiger Platz. Am Eingang stehen hohe Linden, die den Friedhof von der schmalen Straße abschirmen und große Schatten werfen. Das Schild neben der Eingangspforte weist den Landesverband der jüdischen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern als Eigentümer aus.
Wie erwartet war ich an diesem Sonntagvormittag die einzige Besucherin. Der Friedhof ist klein und besteht nur aus einem Weg in der Mitte und zwei Rasenflächen rechts und links, auf denen die Grabsteine stehen. Beim antisemitischen Pogrom, der Reichskristallnacht im Jahre 1938, wurde die Begräbnisstätte verwüstet. Aber nur einer der Steine lag zerbrochen auf dem Rasen. Es gibt keinen Hinweis, welchen Umfang die Zerstörung hatte. Wenn ich heute den Friedhof betrachte, sieht er unverfänglich aus, als hätte nur der Zahn der Zeit an ihm genagt, aber er nie ein Pogrom überstanden. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die Reichskristallnacht in Demmin harmloser abgelaufen wäre als anderswo in Deutschland.
Auf der ersten Stele las ich nicht, wie vermutet die Lebensdaten eines Menschen, sondern den Psalm 122-8 aus dem Alten Testament "Um meiner Brüder und Freunde willen will ich dir Frieden wünschen.". Einige der Grabsteine sind stark verwittert und mit Flechten überzogen. Soweit ich es erkennen konnte, waren die meisten der hier Bestatteten in der Mitte des 19. Jahrhundert geboren worden und einige Jahre nach der Jahrhundertwende gestorben. Die vermutlich letzte Person, die hier 1933 beerdigt wurde, war Clara Cohn.
Ich gebe zu, ich weiß nur wenig über jüdisches Leben, noch weniger über jüdische Friedhöfe oder Bestattungszeremonien. Samstag geht man nicht auf einen jüdischen Friedhof. Männer müssen eine Kopfbedeckung tragen, wenn sie ihn betreten. Die Begräbnisstätten sind das Eigentum der Begrabenen. Es gibt keine begrenzte Liegezeiten, ebensowenig wie Blumen oder Kerzen. Die Steinchen, die auf einigen der Grabsteine liegen, sind der einzige Schmuck. Sie können nicht verwelken höchstens verwittern.
Niemand ist dadurch gezwungen auf den Friedhof zu gehen, nur weil die Blumen gepflegt werden müssen. Das unterscheidet jüdische Grabstätten von den anderen, die ich sonst kenne. Meine Mutti hatte mir erzählt, dass ihre Freundin jeden Tag auf den Friedhof gegangen wäre. Aber nicht um ihrem verstorbenen Mann nahe zu sein, sondern um das Grab akkurat zu pflegen. Die Gruppe alter Frauen, zu der sie gehörte, sahen ihren Lebenszweck nur noch darin sich gegenseitig bei der Grabgärtnerei zu kontrollieren.
Grabpflege für die Leute, da gefällt mir die jüdische Vorgehensweise doch weitaus besser. Zu meiner Überraschung, las ich auf einem der Grabsteine den Namen Holz. Es war der Mädchenname meiner Mutter. Stephan Holz, der hier beerdigt wurde, starb sehr jung einen Monat vor seinem 22. Geburtstag. Einige meiner Vorfahren mütterlicherseits stammen aus einem Dorf, das 10 km von Demmin entfernt liegt. Ich weiß nicht, ob eine Verwandtschaft mit diesem Stephan Holz bestand. Auf seinem Grabstein liegen keine kleinen Steine. Ich werde welche mitbringen, wenn ich wieder hier vorbeikomme.
Ich wurde in einer Stadt geboren, die eine Vielzahl von zum Teil recht alten Begräbnisstätten besitzt. Manche Menschen haben eine gewisse Scheu auf Friedhöfe zu gehen. Die meisten derartigen Plätze, die ich kenne, sind angenehme parkartige Orte der Stille abseits vom hektischen Tagesgeschehen. Mich führte mein Weg jeden Schultag durch die Baumallee auf dem Knieperfriedhof zur Hansa-Oberschule, der einzigen Erweiterten Oberschule der Stadt zu DDR-Zeiten. Es war damals einfach die kürzeste Verbindung, und vor den Toten hatte ich keine Angst. Neben bescheidenen Grabstätten gab es auch einige pompöse mit geflügelten Himmelsboten. Nicht einmal im Tode sind die Menschen gleich, da sind immer noch einige gleicher. Ich las die Inschriften auf den Grabsteinen und überlegte, was für Geschichten sich dahinter verbargen. Ich hätte sie gern gehört.
Es sind nicht die Friedhöfe, die ich fürchte. Jetzt, wo ich durch meine Krankheit einmal mehr das Gefühl gehabt hatte, dem Tode näher als dem Leben gewesen zu sein, kam ich beim letzten Sonntagsspaziergang abermals am Jüdischen Friedhof vorbei. Die kleine Nebentür stand einladend offen, und so ging ich auch gleich ohne zu zögern hinein. Ich habe keine Ahnung, ob Demmins jüdische Gemeinde sich 1845 ihren "Guten Ort" selbst aussuchen konnten. Es spricht einiges dafür, denn es ist ein sehr schöner, ruhiger Platz. Am Eingang stehen hohe Linden, die den Friedhof von der schmalen Straße abschirmen und große Schatten werfen. Das Schild neben der Eingangspforte weist den Landesverband der jüdischen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern als Eigentümer aus.
Wie erwartet war ich an diesem Sonntagvormittag die einzige Besucherin. Der Friedhof ist klein und besteht nur aus einem Weg in der Mitte und zwei Rasenflächen rechts und links, auf denen die Grabsteine stehen. Beim antisemitischen Pogrom, der Reichskristallnacht im Jahre 1938, wurde die Begräbnisstätte verwüstet. Aber nur einer der Steine lag zerbrochen auf dem Rasen. Es gibt keinen Hinweis, welchen Umfang die Zerstörung hatte. Wenn ich heute den Friedhof betrachte, sieht er unverfänglich aus, als hätte nur der Zahn der Zeit an ihm genagt, aber er nie ein Pogrom überstanden. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die Reichskristallnacht in Demmin harmloser abgelaufen wäre als anderswo in Deutschland.
Auf der ersten Stele las ich nicht, wie vermutet die Lebensdaten eines Menschen, sondern den Psalm 122-8 aus dem Alten Testament "Um meiner Brüder und Freunde willen will ich dir Frieden wünschen.". Einige der Grabsteine sind stark verwittert und mit Flechten überzogen. Soweit ich es erkennen konnte, waren die meisten der hier Bestatteten in der Mitte des 19. Jahrhundert geboren worden und einige Jahre nach der Jahrhundertwende gestorben. Die vermutlich letzte Person, die hier 1933 beerdigt wurde, war Clara Cohn.
Ich gebe zu, ich weiß nur wenig über jüdisches Leben, noch weniger über jüdische Friedhöfe oder Bestattungszeremonien. Samstag geht man nicht auf einen jüdischen Friedhof. Männer müssen eine Kopfbedeckung tragen, wenn sie ihn betreten. Die Begräbnisstätten sind das Eigentum der Begrabenen. Es gibt keine begrenzte Liegezeiten, ebensowenig wie Blumen oder Kerzen. Die Steinchen, die auf einigen der Grabsteine liegen, sind der einzige Schmuck. Sie können nicht verwelken höchstens verwittern.
Niemand ist dadurch gezwungen auf den Friedhof zu gehen, nur weil die Blumen gepflegt werden müssen. Das unterscheidet jüdische Grabstätten von den anderen, die ich sonst kenne. Meine Mutti hatte mir erzählt, dass ihre Freundin jeden Tag auf den Friedhof gegangen wäre. Aber nicht um ihrem verstorbenen Mann nahe zu sein, sondern um das Grab akkurat zu pflegen. Die Gruppe alter Frauen, zu der sie gehörte, sahen ihren Lebenszweck nur noch darin sich gegenseitig bei der Grabgärtnerei zu kontrollieren.
Grabpflege für die Leute, da gefällt mir die jüdische Vorgehensweise doch weitaus besser. Zu meiner Überraschung, las ich auf einem der Grabsteine den Namen Holz. Es war der Mädchenname meiner Mutter. Stephan Holz, der hier beerdigt wurde, starb sehr jung einen Monat vor seinem 22. Geburtstag. Einige meiner Vorfahren mütterlicherseits stammen aus einem Dorf, das 10 km von Demmin entfernt liegt. Ich weiß nicht, ob eine Verwandtschaft mit diesem Stephan Holz bestand. Auf seinem Grabstein liegen keine kleinen Steine. Ich werde welche mitbringen, wenn ich wieder hier vorbeikomme.
Montag, 22. Mai 2006
Ligurien und die kleinen Freuden
Montag, 22. Mai 2006, Kategorie: 'unterwegs'
Dass ich mich nun doch noch aufgerafft habe, den längst fälligen Artikel über Ligurien die drittkleinste Region Italiens zu schreiben, verdankt Ihr, meine Freunde, dem stillen Herrn Alphons. Don Alphonso hatte sich in seiner gewohnt zurückhaltenden Art in mehreren Artikel über seinen Italienurlaub ausgelassen. Der schönste ist für mich der Lobgesang auf das italienische Essen. Die Therapie hat mir ja nicht nur den Appetit verhagelt, sondern mir auch die Lust am Kochen vergällt. Don Alphonso gedenkt seine letzten Tage in Italien zu verbringen und sich dort begraben zu lassen.
Recht so, wenn schon sterben, dann in Italien! Allerdings würde ich dafür Ligurien der Gegend um den Gardasee vorziehen. Ich wurde in einer Stadt am Meer geboren, da sollte mein Ende auch etwas mit dem Meer zu tun haben. Die Cinque Terre halten ebenfalls Weinberge bereit, an deren Klippen ich gern verbuddelt werden würde mit Blick auf das Ligurische Meer, versteht sich. An diesen steilen Hängen trampeln nicht so viele Touristen herum, vor allen Dingen kaum deutsche. Zum Gedenken an die teuren Verblichenen keine Reden zu schwingen sondern ein wundervolles Essen zu genießen, finde ich eine schöne Idee. Mir zu Ehren solltet Ihr Euch dann mit Spaghetti und Meeresfrüchten vollstopfen. Pasta mit Frutti di Mare, das ist meine Auffassung vom Paradies.
Ich hatte in meinem Rezeptblock beschrieben, dass ich als Geschädigte des sozialistischen Kantinenessens mein Aha-Erlebnis in Sachen Kochkunst in Ligurien hatte. Dort habe ich unverhofft wiedergefunden, was ich schon lange verloren glaubte, die Freude am Essen. Nebenbei bemerkt, das kapitalistische Fastfood ist auch keinen Deut besser. Wer dessen besondere Genüsse erleben will, sollte sich ins Universitätsklinikum Greifswald einweisen lassen, aber das nur als Randnotiz.
Nach Ligurien ging meine zweite Italienreise. Diese Region, durch die sich die Gebirgszüge bis ans Meer ziehen, unterscheidet sich landschaftlich so völlig von den lieblichen Hügeln der Toskana. Auch die Pflanzenwelt ist eine ganz andere. Während in der Toskana den Reisenden lange weiße Sandstrände erfreuen, badet man in Ligurien auf meist steinigem Untergrund, eingerahmt von steilen Klippen. Doch auch das hat seinen Reiz. Durch das Gebirge geschützt, ist das Klima sehr mild. Deshalb ist neben dem Tourismus auch die Blumenzucht eine Haupteinnahmequelle. Das ligurische Nationalgericht ist etwas ganz feines und einfaches, Nudeln mit Pesto. Die grüne Soße stellt man am besten selbst her aus Basilikum, Knoblauch, Pinienkerne, Olivenöl, Parmesan und Salz.
Untergebracht war die Reisegruppe in einem kleinen Hotel an der Italienischen Riviera. Ich bestaunte begeistert die Alleebäume, es waren Oleander mit dicken Stämmen. Den Namen des Ortes habe ich inzwischen ebenso vergessen wie den des Hotels. Ich weiß nur noch, dass auf dem Platz neben der Cafeteria, in der ich immer meinen Espresso trank ein großer Zitronenbaum stand. Die anderen Reisenden waren für Espresso nicht so zu begeistern. Der Fingerhut voll der schwarzen Brühe erschien ihnen schlicht zu wenig. Seit wann ist Masse ein Zeichen für Qualität? Cafeteria und Hotel waren nicht weit voneinander entfernt. Es war eines der üblichen Touristenhotels. In der Lobby saß jeden Abend die Mutter des Patrone gemeinsam mit einer ebenso alten Dame. Das Maskottchen des Hotels war ein Zwergdackel. Ein winziger Hund mit mutigem Herzen, der die Eingangstür furchtlos gegen jeden noch so großen Kläffer verteidigte.
Als Gast des Hotels musste man auf dem Weg ins Restaurant durch einen engen Flur. Dabei konnte man einen Blick in die Küche und auf die Köstlichkeiten werfen, die ein junger Koch für uns zubereitete. Der Patrone ließ es sich nicht nehmen der Reisegruppe jeden Abend das Menü des nächsten Tages höchstselbst zu verkünden. Als Vorspeise gab es Suppe oder Pasta. Als Hauptgang wurde Fleisch, Fisch oder etwas Vegetarisches gereicht. Von dem Fischgericht, das ich da gegessen habe, schwärme ich noch heute. Dort habe ich auch die Königin aller Nachspeisen verzehrt, Tiramisu. Der junge Koch wollte die Anleitung dazu aber nicht rausrücken. Ich bekam sie von der italienischen Reiseleiterin zusammen mit den Rezepten für Pesto und Safranreis. Das ist schon ein vollständiges Menü, und ich habe es nach der Reise für meine Freunde gekocht. Die Reiseleiterin hat mir auch beigebracht, meine Lieblingsnudeln nur mit einer Gabel zu essen. Seitdem kann ich Spaghetti aufspießen und in den Mund befördern, ohne dass sie mir rechts und links um die Ohren klatschen.
Im Ausland hat man als Deutsche ja reichlich Gelegenheit sich für seine Landsleute zu schämen. Bevor ich in irgendein fremdes Land einfalle, informiere ich mich über die dortigen Gepflogenheiten, um nicht gleich in jedes Fettnäpfchen zu stampfen. Die meisten Deutschen halten derlei für unnötig. Zu Hause verlangen sie, dass sich die Ausländer nach ihnen richten. Im Gegensatz dazu fordern sie, wenn sie im Ausland sind, dass sich die Inländer an ihnen orientieren. Das ist ein fester Bestandteil der deutschen Leitkultur.
In Italien hat sich trotz globaler Welt die Separierung nicht so durchgesetzt wie in Deutschland. Der Gemeinschaftssinn wird immer noch hochgehalten. Deshalb ist es übliche Praxis, dass am Tisch mit einer Gesamtrechnung bezahlt wird und nicht jeder Gast einzeln. An dem Tisch in einem kleinen Restaurant der Cinque Terre, an dem ich saß, war das kein Problem. Die Preise für Essen und Getränke standen in der Karte, Kopfrechnen konnten wir trotz Urlaub auch alle noch. Also legte jeder seinen Obulus in die Mitte des Tisches, und gut war's. An den anderen beiden Tischen, die die Reisegruppe besetzt hatte, erhob sich unterdessen Geschrei. Keiner der anderen Touristen war bereit, es den an meinem Tisch Sitzenden gleich zu tun. Vielleicht hätte dann jemand einen Cent zuviel bezahlt, was weiß ich. Während ich schamviolett anlief, hatten die handelnden Personen ihren Faux pas nicht einmal bemerkt. Ich fragte einen der Einzelzahler später, warum er die Rechnung nicht mit den andern zusammen begleichen konnte. "Was denn, etwa mit völlig Fremden?" erwiderte er empört. Da waren wir schon fast eine Woche gemeinsam unterwegs.
Wenn ich an Deutschland denke, kommt mir immer nur Schopenhauer in den Sinn. Wenn ich an Italien denke aber auch.
Recht so, wenn schon sterben, dann in Italien! Allerdings würde ich dafür Ligurien der Gegend um den Gardasee vorziehen. Ich wurde in einer Stadt am Meer geboren, da sollte mein Ende auch etwas mit dem Meer zu tun haben. Die Cinque Terre halten ebenfalls Weinberge bereit, an deren Klippen ich gern verbuddelt werden würde mit Blick auf das Ligurische Meer, versteht sich. An diesen steilen Hängen trampeln nicht so viele Touristen herum, vor allen Dingen kaum deutsche. Zum Gedenken an die teuren Verblichenen keine Reden zu schwingen sondern ein wundervolles Essen zu genießen, finde ich eine schöne Idee. Mir zu Ehren solltet Ihr Euch dann mit Spaghetti und Meeresfrüchten vollstopfen. Pasta mit Frutti di Mare, das ist meine Auffassung vom Paradies.
Ich hatte in meinem Rezeptblock beschrieben, dass ich als Geschädigte des sozialistischen Kantinenessens mein Aha-Erlebnis in Sachen Kochkunst in Ligurien hatte. Dort habe ich unverhofft wiedergefunden, was ich schon lange verloren glaubte, die Freude am Essen. Nebenbei bemerkt, das kapitalistische Fastfood ist auch keinen Deut besser. Wer dessen besondere Genüsse erleben will, sollte sich ins Universitätsklinikum Greifswald einweisen lassen, aber das nur als Randnotiz.
Nach Ligurien ging meine zweite Italienreise. Diese Region, durch die sich die Gebirgszüge bis ans Meer ziehen, unterscheidet sich landschaftlich so völlig von den lieblichen Hügeln der Toskana. Auch die Pflanzenwelt ist eine ganz andere. Während in der Toskana den Reisenden lange weiße Sandstrände erfreuen, badet man in Ligurien auf meist steinigem Untergrund, eingerahmt von steilen Klippen. Doch auch das hat seinen Reiz. Durch das Gebirge geschützt, ist das Klima sehr mild. Deshalb ist neben dem Tourismus auch die Blumenzucht eine Haupteinnahmequelle. Das ligurische Nationalgericht ist etwas ganz feines und einfaches, Nudeln mit Pesto. Die grüne Soße stellt man am besten selbst her aus Basilikum, Knoblauch, Pinienkerne, Olivenöl, Parmesan und Salz.
Untergebracht war die Reisegruppe in einem kleinen Hotel an der Italienischen Riviera. Ich bestaunte begeistert die Alleebäume, es waren Oleander mit dicken Stämmen. Den Namen des Ortes habe ich inzwischen ebenso vergessen wie den des Hotels. Ich weiß nur noch, dass auf dem Platz neben der Cafeteria, in der ich immer meinen Espresso trank ein großer Zitronenbaum stand. Die anderen Reisenden waren für Espresso nicht so zu begeistern. Der Fingerhut voll der schwarzen Brühe erschien ihnen schlicht zu wenig. Seit wann ist Masse ein Zeichen für Qualität? Cafeteria und Hotel waren nicht weit voneinander entfernt. Es war eines der üblichen Touristenhotels. In der Lobby saß jeden Abend die Mutter des Patrone gemeinsam mit einer ebenso alten Dame. Das Maskottchen des Hotels war ein Zwergdackel. Ein winziger Hund mit mutigem Herzen, der die Eingangstür furchtlos gegen jeden noch so großen Kläffer verteidigte.
Als Gast des Hotels musste man auf dem Weg ins Restaurant durch einen engen Flur. Dabei konnte man einen Blick in die Küche und auf die Köstlichkeiten werfen, die ein junger Koch für uns zubereitete. Der Patrone ließ es sich nicht nehmen der Reisegruppe jeden Abend das Menü des nächsten Tages höchstselbst zu verkünden. Als Vorspeise gab es Suppe oder Pasta. Als Hauptgang wurde Fleisch, Fisch oder etwas Vegetarisches gereicht. Von dem Fischgericht, das ich da gegessen habe, schwärme ich noch heute. Dort habe ich auch die Königin aller Nachspeisen verzehrt, Tiramisu. Der junge Koch wollte die Anleitung dazu aber nicht rausrücken. Ich bekam sie von der italienischen Reiseleiterin zusammen mit den Rezepten für Pesto und Safranreis. Das ist schon ein vollständiges Menü, und ich habe es nach der Reise für meine Freunde gekocht. Die Reiseleiterin hat mir auch beigebracht, meine Lieblingsnudeln nur mit einer Gabel zu essen. Seitdem kann ich Spaghetti aufspießen und in den Mund befördern, ohne dass sie mir rechts und links um die Ohren klatschen.
Im Ausland hat man als Deutsche ja reichlich Gelegenheit sich für seine Landsleute zu schämen. Bevor ich in irgendein fremdes Land einfalle, informiere ich mich über die dortigen Gepflogenheiten, um nicht gleich in jedes Fettnäpfchen zu stampfen. Die meisten Deutschen halten derlei für unnötig. Zu Hause verlangen sie, dass sich die Ausländer nach ihnen richten. Im Gegensatz dazu fordern sie, wenn sie im Ausland sind, dass sich die Inländer an ihnen orientieren. Das ist ein fester Bestandteil der deutschen Leitkultur.
In Italien hat sich trotz globaler Welt die Separierung nicht so durchgesetzt wie in Deutschland. Der Gemeinschaftssinn wird immer noch hochgehalten. Deshalb ist es übliche Praxis, dass am Tisch mit einer Gesamtrechnung bezahlt wird und nicht jeder Gast einzeln. An dem Tisch in einem kleinen Restaurant der Cinque Terre, an dem ich saß, war das kein Problem. Die Preise für Essen und Getränke standen in der Karte, Kopfrechnen konnten wir trotz Urlaub auch alle noch. Also legte jeder seinen Obulus in die Mitte des Tisches, und gut war's. An den anderen beiden Tischen, die die Reisegruppe besetzt hatte, erhob sich unterdessen Geschrei. Keiner der anderen Touristen war bereit, es den an meinem Tisch Sitzenden gleich zu tun. Vielleicht hätte dann jemand einen Cent zuviel bezahlt, was weiß ich. Während ich schamviolett anlief, hatten die handelnden Personen ihren Faux pas nicht einmal bemerkt. Ich fragte einen der Einzelzahler später, warum er die Rechnung nicht mit den andern zusammen begleichen konnte. "Was denn, etwa mit völlig Fremden?" erwiderte er empört. Da waren wir schon fast eine Woche gemeinsam unterwegs.
Wenn ich an Deutschland denke, kommt mir immer nur Schopenhauer in den Sinn. Wenn ich an Italien denke aber auch.
Freitag, 9. Dezember 2005
Das Demminer Kreisheimatmuseum
Freitag, 9. Dezember 2005, Kategorie: 'unterwegs'
Meinen Arbeitskollegen verdanke ich eine kurzzeitige Flucht aus meiner Hausgruft. Am Mittwoch feierten sie ihre Weihnachtsfete am Hanseufer, und mich hatten sie nicht vergessen. Durch meine Krebserkrankung bin ich zu unfreiwilligem Hausarrest verdammt. Jede Ablenkung ist da willkommen. Laufen zum anderen Ende der Stadt brauchte ich natürlich auch nicht, mein Chef spielte den Chauffeur.
Trotz meiner Erkrankung werde ich nicht als Aussätzige behandelt. Ich erfahre viel Hilfe und Unterstützung durch meine Arbeitskollegen. In diesen Zeiten der Entsolidarisierung, Antiempathiekampanien und hochgelobter Eigenverantwortung, sprich: jeder ist sich selbst der nächste, ist das bei weitem keine Selbstverständlichkeit. Ganz klar gesagt, ohne meine Arbeitskollegen würde ich die Einschränkungen, die meine Erkrankung mit sich bringt, wohl kaum so gut bewältigen. Meine Großfamilie residiert im fernen Berlin. So bin ich hier zwar allein, aber nicht von aller Welt verlassen. Für einen Krebspatienten geht es mir trotz allem recht gut, ich habe keinen Grund zum Jammern.
Kaum am Hanseufer angekommen, fiel mir meine oberste Chefin vor lauter Freude mich zu sehen um den Hals, und ich wurde erst einmal umärmelt. Unser ganzer Trupp sammelte sich im Foyer am Eingang zum Museum. Im Demminer Kreisheimatmuseum sollte der erste Teil unserer Weihnachtsfeier stattfinden, für den ich auch mein Kommen zugesagt hatte.
Die Museumsräumlichkeiten befinden sich in den obersten Geschossen des Speichers. Als Gesunde bin ich die Treppe immer hochgestürmt, aber das entfiel ja jetzt. Die Treppe führt wie in einem Turm immer im Kreis, wenn man oben ist, hat man einen Drehrumbum. Diejenigen unter meinen Kollegen, die an Platzangst leiden, hatte eh keine Wahl. Sie mussten den beschwerlichen Aufstieg wagen.
Wir anderen stauten uns vor dem winzigen Fahrstuhl. Laut Hersteller war er angeblich für fünf Personen ausgelegt. Testen wollten wir das lieber nicht. Ich schätze, wenn ein Rollstuhlfahrer mit seinem Gefährt hineinrollt, muss der Aufzug wegen Überfüllung geschlossen werden. Der Hersteller hatte mit seiner Personenangabe wohl fünf magersüchtige Models im Sinn.
Die Ausstellungsfläche des Demminer Kreisheimatmuseums besteht aus zwei Räumen. Der linke größere beherbergt die ständige Ausstellung, der rechte kleinere die Wechselausstellung. Das beste was ich bis jetzt in der Wechselausstellung gesehen habe, waren Gemälde der aus Demmin stammenden Malerin Ilse von Heyden-Linden, anlässlich ihres Geburts- oder Todestag. Welcher von beiden weiß ich nicht mehr. Ich war nur sprachlos überrascht, was dieses Provinznest Demmin für eine tolle Malerin hervorgebracht hat. Leider ist sie fast völlig unbekannt, der größte Teil ihres Werkes befindet sich in Privatbesitz. Einiger ihrer Gemälde gehören dem Demminer Kreisheimatmuseum und der Stiftung Pommern in Kiel. Im Augenblick werden in der Wechselausstellung Fotografien und Gemälde von Gesine Fröhlich aus Sommersdorf gezeigt.
Frau Köhn, die das Museum leitet, führte uns durch die ständige Ausstellung. Wir begannen ganz links in der Frühzeit. Auch, wenn es heute etwas unwahrscheinlich klingt, die Gegend um Demmin ist uraltes Siedlungsgebiet. Wir verdanken dies unseren drei Flüssen Trebel, Tollense und Peene, die in Demmin zusammenfließen. Zur Freude der ganzen Truppe durfte unser jüngster und körperlich größter Arbeitskollege in eine Lure blasen. Eine Lure ist ein altes nordisches Blasinstrument aus Bronze. Das Demminer Museum besitzt zwei davon. Der Ton, den unser Kollege dem Instrument entlockte, klang ein wenig nach Posaune. Neben Gefäßen und Werkzeugen aus der Vorzeit, konnte auch ein Stück eines Mammutzahns bewundert werden.
Die nächste Abteilung war das Mittelalter. Demmin war ja bekanntlich Mitglied der Hanse und führt heute die Bezeichnung Hansestadt im Namen. Vermutlich erlebten die Bürger Demmins damals die größte Blütezeit ihrer Stadt. Mir fiel neben den schönen Zinngefäßen besonders ein überdimensionales Riesenschwert auf. Das sah so richtig gruselig nach Rübe ab aus. Ein Blick in die Vitrine zeigte, ich hatte mich nicht geirrt, es war das Richtschwert des Henkers.
Ich ging flink um die Ecke zur Neuzeit. Aus meinem Stöbern in alten Zeitungen im Archiv des Museums weiß ich, dass in der Zeit um 1850 viele Bürger Demmins ihre Stadt verließen und nach Amerika auswanderten. Der Grund damals war der gleiche wie heute, da die Stadt ihre Kinder verliert, mangelnde Zukunftsaussichten wegen Arbeitslosigkeit. Während des 1. Weltkrieges waren die Bewohner Demmins genau so militaristisch eingestellt und nationalistisch verbohrt wie der Rest der deutschen Bevölkerung. Auch in der Zeit des Nationalsozialismuses hatte man nicht viel dazugelernt. Die letzten beiden jüdischen Bürgerinnen Demmins flohen bei Nacht und Nebel aus der Stadt, um ihr Leben zu retten. Niemand hat wieder etwas von ihnen gehört. Die Bewohner Demmins zahlten im Mai 1945 einen hohen Preis.
Die letzte Vitrine aus der Neuzeit enthält ein Transparent vom Herbst 1998 mit Forderungen des Neuen Forums:
Unser Rundgang endete eine Etage tiefer im mir wohlbekannten Museumsarchiv. Es hat einen schönen Lesesaal, und es macht richtig Spaß dort in alten Dokumenten zu schmökern. Frau Köhn zeigte uns das älteste Buch der Bibliothek. Ich glaube, es stammte aus dem 15. Jahrhundert. Die Seiten jedenfalls sind aus Ziegenleder.
Es ist möglich, dass diese Schätze des Demminer Museums bald in alle Winde zerstreut werden. Der Landkreis als Träger möchte sein ungeliebtes Museumskind gern losschlagen. Die Ausschreibung läuft meines Wissens noch. Für mich wäre es eine Horrorversion, wenn die Bestände des Museums verramscht würden, und ich wer weiß wohin fahren müsste, um in den alten Zeitungen zu lesen. Die beste Variante wäre, wenn die Stadt Demmin der neue Eigentümer des Museums würde. Die Stadt bemüht sich um die Trägerschaft. Wir werden sehen ob diese Pläne aufgehen.
Bei den Querelen um das Museum geht es nicht nur um die hohen Mietkosten und den abgelegenen Standort, ein Erbe des kürzlich verstorbenen ersten Landrates des Kreises Demmin. Es spielen scheinbar auch Rivalitäten zwischen den Altkreisen Demmin und Malchin eine Rolle. Bekanntlich gehört Demmin zu Vorpommern, und Malchin ist mecklenburgisches Gebiet. Bei der letzten Kreisgebietsreform hatte das kleinere Malchin gegenüber Demmin das Nachsehen. Sitz für den neuen Landkreis wurde Demmin. Etliche Malchiner fühlen sich immer noch benachteiligt. Ich finde es schon verwunderlich, wenn sich einige meine Kollegen in Cliquen zusammenfinden und die einen gegen die anderen intrigieren. Erstaunlich, wie schnell Erwachsene auf Kindergartenniveau zurückfallen können, und die nächste Kreisgebietsreform klopft schon an die Tür. Das kann ja heiter werden!
Wer etwas mehr über das Demminer Museum erfahren möchte, dem empfehle ich die Fußnote 6 in Karl Schlössers "Demmin - die andere Chronik". Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Demminer Museum.
Trotz meiner Erkrankung werde ich nicht als Aussätzige behandelt. Ich erfahre viel Hilfe und Unterstützung durch meine Arbeitskollegen. In diesen Zeiten der Entsolidarisierung, Antiempathiekampanien und hochgelobter Eigenverantwortung, sprich: jeder ist sich selbst der nächste, ist das bei weitem keine Selbstverständlichkeit. Ganz klar gesagt, ohne meine Arbeitskollegen würde ich die Einschränkungen, die meine Erkrankung mit sich bringt, wohl kaum so gut bewältigen. Meine Großfamilie residiert im fernen Berlin. So bin ich hier zwar allein, aber nicht von aller Welt verlassen. Für einen Krebspatienten geht es mir trotz allem recht gut, ich habe keinen Grund zum Jammern.
Kaum am Hanseufer angekommen, fiel mir meine oberste Chefin vor lauter Freude mich zu sehen um den Hals, und ich wurde erst einmal umärmelt. Unser ganzer Trupp sammelte sich im Foyer am Eingang zum Museum. Im Demminer Kreisheimatmuseum sollte der erste Teil unserer Weihnachtsfeier stattfinden, für den ich auch mein Kommen zugesagt hatte.
Die Museumsräumlichkeiten befinden sich in den obersten Geschossen des Speichers. Als Gesunde bin ich die Treppe immer hochgestürmt, aber das entfiel ja jetzt. Die Treppe führt wie in einem Turm immer im Kreis, wenn man oben ist, hat man einen Drehrumbum. Diejenigen unter meinen Kollegen, die an Platzangst leiden, hatte eh keine Wahl. Sie mussten den beschwerlichen Aufstieg wagen.
Wir anderen stauten uns vor dem winzigen Fahrstuhl. Laut Hersteller war er angeblich für fünf Personen ausgelegt. Testen wollten wir das lieber nicht. Ich schätze, wenn ein Rollstuhlfahrer mit seinem Gefährt hineinrollt, muss der Aufzug wegen Überfüllung geschlossen werden. Der Hersteller hatte mit seiner Personenangabe wohl fünf magersüchtige Models im Sinn.
Die Ausstellungsfläche des Demminer Kreisheimatmuseums besteht aus zwei Räumen. Der linke größere beherbergt die ständige Ausstellung, der rechte kleinere die Wechselausstellung. Das beste was ich bis jetzt in der Wechselausstellung gesehen habe, waren Gemälde der aus Demmin stammenden Malerin Ilse von Heyden-Linden, anlässlich ihres Geburts- oder Todestag. Welcher von beiden weiß ich nicht mehr. Ich war nur sprachlos überrascht, was dieses Provinznest Demmin für eine tolle Malerin hervorgebracht hat. Leider ist sie fast völlig unbekannt, der größte Teil ihres Werkes befindet sich in Privatbesitz. Einiger ihrer Gemälde gehören dem Demminer Kreisheimatmuseum und der Stiftung Pommern in Kiel. Im Augenblick werden in der Wechselausstellung Fotografien und Gemälde von Gesine Fröhlich aus Sommersdorf gezeigt.
Frau Köhn, die das Museum leitet, führte uns durch die ständige Ausstellung. Wir begannen ganz links in der Frühzeit. Auch, wenn es heute etwas unwahrscheinlich klingt, die Gegend um Demmin ist uraltes Siedlungsgebiet. Wir verdanken dies unseren drei Flüssen Trebel, Tollense und Peene, die in Demmin zusammenfließen. Zur Freude der ganzen Truppe durfte unser jüngster und körperlich größter Arbeitskollege in eine Lure blasen. Eine Lure ist ein altes nordisches Blasinstrument aus Bronze. Das Demminer Museum besitzt zwei davon. Der Ton, den unser Kollege dem Instrument entlockte, klang ein wenig nach Posaune. Neben Gefäßen und Werkzeugen aus der Vorzeit, konnte auch ein Stück eines Mammutzahns bewundert werden.
Die nächste Abteilung war das Mittelalter. Demmin war ja bekanntlich Mitglied der Hanse und führt heute die Bezeichnung Hansestadt im Namen. Vermutlich erlebten die Bürger Demmins damals die größte Blütezeit ihrer Stadt. Mir fiel neben den schönen Zinngefäßen besonders ein überdimensionales Riesenschwert auf. Das sah so richtig gruselig nach Rübe ab aus. Ein Blick in die Vitrine zeigte, ich hatte mich nicht geirrt, es war das Richtschwert des Henkers.
Ich ging flink um die Ecke zur Neuzeit. Aus meinem Stöbern in alten Zeitungen im Archiv des Museums weiß ich, dass in der Zeit um 1850 viele Bürger Demmins ihre Stadt verließen und nach Amerika auswanderten. Der Grund damals war der gleiche wie heute, da die Stadt ihre Kinder verliert, mangelnde Zukunftsaussichten wegen Arbeitslosigkeit. Während des 1. Weltkrieges waren die Bewohner Demmins genau so militaristisch eingestellt und nationalistisch verbohrt wie der Rest der deutschen Bevölkerung. Auch in der Zeit des Nationalsozialismuses hatte man nicht viel dazugelernt. Die letzten beiden jüdischen Bürgerinnen Demmins flohen bei Nacht und Nebel aus der Stadt, um ihr Leben zu retten. Niemand hat wieder etwas von ihnen gehört. Die Bewohner Demmins zahlten im Mai 1945 einen hohen Preis.
Die letzte Vitrine aus der Neuzeit enthält ein Transparent vom Herbst 1998 mit Forderungen des Neuen Forums:
Keine Privilegien, Leistungsprinzip für alle, baut ein Altersheim, unabhängige Zeitung, Rechtssicherheit ersetzt Staatssicherheit, Abschaffung der Klassen, Delikat, Intershop. Wir sind das Volk!Na immerhin, ein Altersheim haben wir ja jetzt.
Unser Rundgang endete eine Etage tiefer im mir wohlbekannten Museumsarchiv. Es hat einen schönen Lesesaal, und es macht richtig Spaß dort in alten Dokumenten zu schmökern. Frau Köhn zeigte uns das älteste Buch der Bibliothek. Ich glaube, es stammte aus dem 15. Jahrhundert. Die Seiten jedenfalls sind aus Ziegenleder.
Es ist möglich, dass diese Schätze des Demminer Museums bald in alle Winde zerstreut werden. Der Landkreis als Träger möchte sein ungeliebtes Museumskind gern losschlagen. Die Ausschreibung läuft meines Wissens noch. Für mich wäre es eine Horrorversion, wenn die Bestände des Museums verramscht würden, und ich wer weiß wohin fahren müsste, um in den alten Zeitungen zu lesen. Die beste Variante wäre, wenn die Stadt Demmin der neue Eigentümer des Museums würde. Die Stadt bemüht sich um die Trägerschaft. Wir werden sehen ob diese Pläne aufgehen.
Bei den Querelen um das Museum geht es nicht nur um die hohen Mietkosten und den abgelegenen Standort, ein Erbe des kürzlich verstorbenen ersten Landrates des Kreises Demmin. Es spielen scheinbar auch Rivalitäten zwischen den Altkreisen Demmin und Malchin eine Rolle. Bekanntlich gehört Demmin zu Vorpommern, und Malchin ist mecklenburgisches Gebiet. Bei der letzten Kreisgebietsreform hatte das kleinere Malchin gegenüber Demmin das Nachsehen. Sitz für den neuen Landkreis wurde Demmin. Etliche Malchiner fühlen sich immer noch benachteiligt. Ich finde es schon verwunderlich, wenn sich einige meine Kollegen in Cliquen zusammenfinden und die einen gegen die anderen intrigieren. Erstaunlich, wie schnell Erwachsene auf Kindergartenniveau zurückfallen können, und die nächste Kreisgebietsreform klopft schon an die Tür. Das kann ja heiter werden!
Wer etwas mehr über das Demminer Museum erfahren möchte, dem empfehle ich die Fußnote 6 in Karl Schlössers "Demmin - die andere Chronik". Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Demminer Museum.
Montag, 3. Oktober 2005
Das Demminer Hanseufer
Montag, 3. Oktober 2005, Kategorie: 'unterwegs'
Vielleicht habt Ihr Euch schon gewundert, dass hier solange keine neuen Reiseberichte erschienen sind. Aber nach meiner schweren Erkrankung fällt der Urlaub in diesem Jahr aus. Geplant war eine Fahrt an die kurische Nehrung, aber meine weitesten Reisen in den letzten 3 Monaten gingen nach Greifswald in die Klinik für Strahlentherapie.
Damit ich überhaupt aus meiner Wohnung rauskomme, hat mich mein Bruder am Samstag in sein Auto gepackt und ist mit mir zum Hanseufer gefahren. Ich kann immer noch nicht weit laufen oder lange stehen. Eine Fahrt außerhalb Demmins ist für mich im Moment noch zu anstrengend. So stellten wir das Auto auf dem Lidlparkplatz ab. Wir spazierten am Lidlmarkt und am Handels-und Verwaltungszentrum vorbei fast bis zur Kreuzung Baumannstraße. Demmin ist die Stadt der Hundehaufen und der leeren Schaufenster. Besonders letzteres ist am Zentrum nicht zu übersehen. Wenn die Kreisgebietsreform in Mecklenburg-Vorpommern Wirklichkeit werden sollte, werden im Speicher auch noch Büroräume leerstehen, denn die Kreisverwaltung wird ausziehen.
Im Moment befinden sich im Speicher Ämter der Stadt- und der Kreisverwaltung und im obersten Stockwerk das Museum der Stadt. Einige Etagen darunter ist das Archiv des Museums. Ich habe dort im letzten Jahr für meine amerikanische Brieffreundin Marilyn nach ihren Vorfahren recherchiert, die aus Demmin stammten. Ich bin auch fündig geworden beim Stöbern in uralten Zeitungen. Es hat mir großen Spaß gemacht, und wenn ich nicht krank wäre, hätte ich schon längst wieder im Archiv geforscht. Im Gegensatz zu meiner Lokalzeitung Nordkurier muss ich für die Darstellung der Archivdokumente im Web nicht extra löhnen. Es ist ja auch ein wenig Reklame für das Museum und meine Stadt, was ich natürlich gerne tue.
Die Eisdiele am Hanseufer lockte uns nicht, es war einfach zu kalt, und ein leichter Nieselregen hatte eingesetzt. Das Restaurant im Speicher offerierte als besonderes Angebot Stör, der wird in Demmin bei der Firma Caviarcreator produziert. Vor einigen Wochen wurde dort zum ersten Mal Kaviar geerntet. Sie hatten dazu extra eine Expertin aus Russland eingeflogen. Sie bescheinigte dem in Demmin produzierten Kaviar allererste Qualität. Die Gerüchte um die Firma sind damit aber noch nicht verstummt.
Gegenüber dem Speicher liegt die Fischerinsel. Auf ihr befindet sich die neuste Attraktion Demmins das Hanseviertel. Ich war von dem bisschen Laufen am Hanseufer so erschöpft, dass wir zum Auto zurückgingen und mein Bruder den Parkplatz direkt vor der Brücke ansteuerte. Inzwischen hatte ein richtiger Landregen eingesetzt. Das Hanseviertel macht mit seinem Tor und dem Palisadenzaun einen mittelalterlichen Eindruck. Wir waren die einzigen Besucher. Ein netter Mann sagte uns, dass zwar gleich abgeschlossen würde, wir uns aber gern noch umsehen könnten, er wäre am Tor.
Die Insel ist besonders für Kinder interessant. Es gibt Schautafeln, die über die vielfältige Tierwelt an unseren drei Flüssen Peene, Tollense und Trebel informieren. Ein Insektenhotel, die Fischerhütte und einen Backofen laden ebenfalls zur Erkundung ein. Im Nordkurier habe ich auch gesehen, wie Kinder dort mit Begeisterung Kerzen gossen. Jetzt freilich waren alle Hütten abgesperrt. Aber ich war froh etwas anderes gesehen zu haben, als nur die vier Wände meiner Wohnung.
Damit ich überhaupt aus meiner Wohnung rauskomme, hat mich mein Bruder am Samstag in sein Auto gepackt und ist mit mir zum Hanseufer gefahren. Ich kann immer noch nicht weit laufen oder lange stehen. Eine Fahrt außerhalb Demmins ist für mich im Moment noch zu anstrengend. So stellten wir das Auto auf dem Lidlparkplatz ab. Wir spazierten am Lidlmarkt und am Handels-und Verwaltungszentrum vorbei fast bis zur Kreuzung Baumannstraße. Demmin ist die Stadt der Hundehaufen und der leeren Schaufenster. Besonders letzteres ist am Zentrum nicht zu übersehen. Wenn die Kreisgebietsreform in Mecklenburg-Vorpommern Wirklichkeit werden sollte, werden im Speicher auch noch Büroräume leerstehen, denn die Kreisverwaltung wird ausziehen.
Im Moment befinden sich im Speicher Ämter der Stadt- und der Kreisverwaltung und im obersten Stockwerk das Museum der Stadt. Einige Etagen darunter ist das Archiv des Museums. Ich habe dort im letzten Jahr für meine amerikanische Brieffreundin Marilyn nach ihren Vorfahren recherchiert, die aus Demmin stammten. Ich bin auch fündig geworden beim Stöbern in uralten Zeitungen. Es hat mir großen Spaß gemacht, und wenn ich nicht krank wäre, hätte ich schon längst wieder im Archiv geforscht. Im Gegensatz zu meiner Lokalzeitung Nordkurier muss ich für die Darstellung der Archivdokumente im Web nicht extra löhnen. Es ist ja auch ein wenig Reklame für das Museum und meine Stadt, was ich natürlich gerne tue.
Die Eisdiele am Hanseufer lockte uns nicht, es war einfach zu kalt, und ein leichter Nieselregen hatte eingesetzt. Das Restaurant im Speicher offerierte als besonderes Angebot Stör, der wird in Demmin bei der Firma Caviarcreator produziert. Vor einigen Wochen wurde dort zum ersten Mal Kaviar geerntet. Sie hatten dazu extra eine Expertin aus Russland eingeflogen. Sie bescheinigte dem in Demmin produzierten Kaviar allererste Qualität. Die Gerüchte um die Firma sind damit aber noch nicht verstummt.
Gegenüber dem Speicher liegt die Fischerinsel. Auf ihr befindet sich die neuste Attraktion Demmins das Hanseviertel. Ich war von dem bisschen Laufen am Hanseufer so erschöpft, dass wir zum Auto zurückgingen und mein Bruder den Parkplatz direkt vor der Brücke ansteuerte. Inzwischen hatte ein richtiger Landregen eingesetzt. Das Hanseviertel macht mit seinem Tor und dem Palisadenzaun einen mittelalterlichen Eindruck. Wir waren die einzigen Besucher. Ein netter Mann sagte uns, dass zwar gleich abgeschlossen würde, wir uns aber gern noch umsehen könnten, er wäre am Tor.
Die Insel ist besonders für Kinder interessant. Es gibt Schautafeln, die über die vielfältige Tierwelt an unseren drei Flüssen Peene, Tollense und Trebel informieren. Ein Insektenhotel, die Fischerhütte und einen Backofen laden ebenfalls zur Erkundung ein. Im Nordkurier habe ich auch gesehen, wie Kinder dort mit Begeisterung Kerzen gossen. Jetzt freilich waren alle Hütten abgesperrt. Aber ich war froh etwas anderes gesehen zu haben, als nur die vier Wände meiner Wohnung.
Sonntag, 22. Mai 2005
Das Holocaustmahnmal, der 8. Mai und kein Ende
Sonntag, 22. Mai 2005, Kategorie: 'unterwegs'
Ich war am Wochenende nach Herrentag nicht bloß nach Berlin gekommen, um mir das Fußballspiel Hertha BSC gegen den VfL Wolfsburg anzusehen, sondern auch um am Vorabend des 8. Mai 2005 durch Berlin Mitte zu spazieren. Mein Ziel war das Holocaustdenkmal.
Warum soll ich lange drumherumreden, ich bin gegen dieses Mahnmal. Für mich ist es keine Frage, ob die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus geehrt werden sollen, sondern wie. Außerdem habe ich die Befürchtung, die Deutschen und noch mehr die Bundesregierung werden sich mit der Errichtung dieses Mahnmals von aller Verantwortung für den Faschismus deutscher Prägung freikaufen. Denkmal fertig, also endlich kann die lästige Sache abgehakt werden. Eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit wird es nicht mehr geben.
Das Holocaustmahnmal befindet sich zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz. Am 7. Mai 2005 war es noch von einem Bauzaun umgeben. Links ist eine Baustelle, wo die neue amerikanische Botschaft entsteht. Rechts befinden sich Ländervertretungen und im Hintergrund stehen Wohnblocks, die noch aus DDR-Zeiten stammen.
Während meiner Fahrt von der Autobahn runter nach Berlin rein hatte ich im Radio gehört, die Polizei hätte den Anwohnern Schreiben geschickt. In denen stand, am Tag der Einweihung des Mahnmals dürften die Bewohner nicht aus ihren Fenstern gucken, ja nicht einmal an ihre Fenster herantreten. In diesem meinem Land wird es immer absurder. Das ist nicht Sicherheit, das ist Hysterie! Nun es gibt bekanntlich verschiedene Möglichkeit um Akzeptanz für ein Denkmal unter der Bevölkerung zu werben. Eine Option ist natürlich neugierige Anwohner zu verhaften oder zu bedrohen. Waren diesmal eigentlich die Gullydeckel wieder alle zugeschweißt?
Der Architekt, Peter Eisenmann, hat das Mahnmal einmal als wogendes Weizenfeld bezeichnet. Das mag vielleicht so sein, wenn man es von oben betrachtet, aber als Fußgänger kommt einem dieser Vergleich nicht. Auf einigen Fotos, die ich vorher gesehen hatte, glich es eher dem Lager eines Baumarktes. Dieser Eindruck verwischte sich auch in natura nicht. Vielleicht ist es anders, wenn man zwischen den Stelen steht, aber diese Möglichkeit hatte ich am 7. Mai nicht. Mir fiel nur auf, dass Herr Eisenmann offenbar nicht bedacht hat, dass auch Behinderte dieses Mahnmal besuchen könnten. Rollstuhlfahrer sind ausgegrenzt. Mit ihrem Gefährt haben sie keine Möglichkeit zwischen die Stelen zu fahren, die sind zu eng aufgestellt.
Die Nationalsozialisten hatten den Juden ihre Individualität geraubt und sie zu namenlosen Nummern mit einem Davidsstern gemacht. Dieses Mahnmal gibt ihnen ihre Individualität nicht zurück. Ich hatte auf den Stelen Namen erwartet, um das Grauen fassbar zu machen und den Opfern ein Gesicht zu geben. Da sind keine Namen. Wer nichts vom Holocaust weiß, erfährt auch durch dieses Denkmal nichts darüber. Inzwischen gibt es Berichte im Fernsehen, dass die Stelen zu Sprungübungen benutzt werden, oder dass man sich dort zum Picknick niederlässt. Mir fehlen da einfach die Worte.
Ein Gedicht von Bertolt Brecht heißt "Die Teppichweber von ...", den Namen des Ortes habe ich vergessen. Es geht darin um Leute, die in einer malariaverseuchten Gegend leben und zu Ehren Lenins eine Büste aufstellen wollen. Am Ende kaufen sie von dem Geld für die Büste Petroleum und gießen es in den Sumpf, aus dem die Mücken kommen. Brecht sagte, sie ehrten Lenin, indem sie sich selber nutzten. Sie hätten ihn also verstanden. Eine Ehrung der Holocaustopfer, die den Deutschen nützte, wäre für mich eine umfassende und nicht einseitige Aufklärung über die Ursachen und Folgen des 2. Weltkrieges.
In der offiziellen deutschen Gedenkkultur zum 2. Weltkrieg in Deutschland wird peinlich genau zwischen den verschiedenen Opfern und Gegnern des Nationalsozialismus unterschieden. Opfer und Gegner erster Klasse sind die Juden, die Widerständler des 20. Julis 1944 und die Soldaten der alliierten Armeen der USA, Großbritanniens und Frankreich. Opfer und Gegner dritter Klasse sind Kommunisten und Bürger der Sowjetunion. Zu den Opfern und Gegnern zweiter Klasse gehört der Rest, Bürger anderer Staaten, Sozialdemokraten und angagierte Christen. Während in der DDR auch den Frauen und Männern des 20. Julis gedacht wurde, scheint sich der Widerstand gegen die Nationalsozialisten in der bundesrepublikanischen Geschichtsauffassung nur auf diese Gruppe zu beschränken. Dass zum Widerstand beispielsweise auch einfache Bürger, Sozialdemokraten, Freidenker und Christen gehörten wird kaum erwähnt. Der kommunistische Widerstand wird komplett verschwiegen.
Ja, nicht nur der Holzmichel lebt in der Bundesrepublik Deutschland sondern auch der Antikommunismus. Wobei sich öffentlich zum Antifaschismus zu bekennen genauso bewertet wird wie ein Bekenntnis zum Kommunismus und schon mal den Verfassungsschutz auf den Plan rufen kann. Das führt dann auch zu recht widersprüchlichen Zustände. Während der Regierende Bürgermeister von Berlin den Ehrenvorsitzenden der Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) mit dem Bundesverdienstkreuz auszeichnet, wird dieselbe Organisation FIR vom Innenminister Otto Schily im Verfassungsschutzbericht 2004 nett als linksextremistisch eingestuft. Der Kalte Krieg ist anscheinend noch nicht vorbei. Nun jeder blamiert sich eben, so gut er kann.
Im letzten Jahr gab es große Feierlichkeiten zum 6. Juni 1944 zum D-Day, dem Tag an dem die alliierten Streitkräfte mit der Landung in der Normandie das Unternehmen Overlord begannen. Es war ein Grund zum Feiern und zum Gedenken. Nur ich hatte ein wenig den Eindruck der Krieg wäre alleine an der Westfront vor allem durch die Amerikaner entschieden worden. Gab es überhaupt eine Front im Osten, Stalingrad im Winter 1943? Ich wurde in der DDR geboren und für mich ist der 8. Mai 1945 noch nie etwas anderes gewesen als der Tag der Befreiung vom Faschismus. Schlimm genug, dass die Deutschen nicht selbst in der Lage waren sich zu befreien. Dass es auch anders geht, erfuhr ich erst nach der Wende. Bei einem Lehrgang wollte der Lehrer aus dem westlichen Teil Deutschlands von meinem Kollegen wissen, von wem er denn am 8. Mai befreit worden wäre. Die Sicht von Ost- und Westdeutschen auf dieses Ereignis ist unterschiedlich.
Aus diesem Grund war ich gespannt, wie sich die Bundesregierung zum 8. Mai 2005 aus der Affähre ziehen würde. Ein Dank der Bundesregierung an die Rote Armee, wie im Jahr zuvor an die Amerikaner, war für mich undenkbar. Ich wurde nicht enttäuscht. Es gab in den Medien viele Dokumentationen zu den angloamerikanischen Bombenangriffen in Deutschland, über die Vertreibungen, Plünderungen, Vergewaltigungen und Massenselbstmorde.
Die Einwohner meiner Stadt mussten im Mai 1945 für Verbrechen bezahlen, die sie nicht begannen hatten. Etwa 1.000 Tote sind zu beklagen, Einwohner der Stadt Demmin aber auch Flüchtlinge, Zivilisten in der Mehrzahl Frauen und Kinder. Für mich sind das 1.000 gute Gründe Kriege zu hassen und vor allem diejenigen, die an dem Leid anderer Menschen gut verdient haben und wieder verdienen.
In den Medien kamen nur die Hauptkriegsverbrecher vor. Es gab aber 8,5 Millionen NSDAP-Mitglieder. Was ich bei der Berichterstattung über den 2. Weltkrieg vermisse, ist die Verhältnismäßigkeit. Wenn man den Berichten seit dem letzten Jahr folgt, müsste man glauben, es litt vor allen das deutsche Volk am 2. Weltkrieg. Die Bilanz des von Deutschland verursachten Krieges sind aber laut Encarta 60 Millionen Tote, davon 4 Millionen Deutsche. 56 Millionen Tote sind also Bürger anderer Staaten gewesen. Die größte Opferzahl gab es in der Sowjetunion etwa 25 Millionen Toten 2/3 davon Zivilisten. Davon allein 1 Million verhungert während der 900 Tage Blockade in Leningrad durch die Wehrmacht.
In der DDR wurden die Rotarmisten zu Helden glorifiziert. Plünderungen und Vergewaltigungen wurden verschwiegen. In der BRD sind sie nur noch das, Plünderer, Brandschätzer, Vergewaltiger. Zu einer differenzierten Geschichtsbetrachtung ist keiner der beiden deutschen Staaten fähig. In der Bundesrepublik ist die Rote Armee nicht einmal mehr ein Befreier dritter Klasse. Von weiß nach schwarz, vom Held zum Kriegsverbrecher. Der Dank an die Rote Armee, von dem die junge Welt berichtete, wird in Deutschland die Ausnahme gewesen sein.
In seinem sehr guten Beitrag in der Wochenendbeilage 7./8. Mai meiner Lokalzeitung Nordkurier "Haben die Deutschen bezahlt?" ging Klaus-Dieter Block der Frage nach, ob man Schuld gegeneinander aufrechnen kann.
Warum soll ich lange drumherumreden, ich bin gegen dieses Mahnmal. Für mich ist es keine Frage, ob die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus geehrt werden sollen, sondern wie. Außerdem habe ich die Befürchtung, die Deutschen und noch mehr die Bundesregierung werden sich mit der Errichtung dieses Mahnmals von aller Verantwortung für den Faschismus deutscher Prägung freikaufen. Denkmal fertig, also endlich kann die lästige Sache abgehakt werden. Eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit wird es nicht mehr geben.
Das Holocaustmahnmal befindet sich zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz. Am 7. Mai 2005 war es noch von einem Bauzaun umgeben. Links ist eine Baustelle, wo die neue amerikanische Botschaft entsteht. Rechts befinden sich Ländervertretungen und im Hintergrund stehen Wohnblocks, die noch aus DDR-Zeiten stammen.
Während meiner Fahrt von der Autobahn runter nach Berlin rein hatte ich im Radio gehört, die Polizei hätte den Anwohnern Schreiben geschickt. In denen stand, am Tag der Einweihung des Mahnmals dürften die Bewohner nicht aus ihren Fenstern gucken, ja nicht einmal an ihre Fenster herantreten. In diesem meinem Land wird es immer absurder. Das ist nicht Sicherheit, das ist Hysterie! Nun es gibt bekanntlich verschiedene Möglichkeit um Akzeptanz für ein Denkmal unter der Bevölkerung zu werben. Eine Option ist natürlich neugierige Anwohner zu verhaften oder zu bedrohen. Waren diesmal eigentlich die Gullydeckel wieder alle zugeschweißt?
Der Architekt, Peter Eisenmann, hat das Mahnmal einmal als wogendes Weizenfeld bezeichnet. Das mag vielleicht so sein, wenn man es von oben betrachtet, aber als Fußgänger kommt einem dieser Vergleich nicht. Auf einigen Fotos, die ich vorher gesehen hatte, glich es eher dem Lager eines Baumarktes. Dieser Eindruck verwischte sich auch in natura nicht. Vielleicht ist es anders, wenn man zwischen den Stelen steht, aber diese Möglichkeit hatte ich am 7. Mai nicht. Mir fiel nur auf, dass Herr Eisenmann offenbar nicht bedacht hat, dass auch Behinderte dieses Mahnmal besuchen könnten. Rollstuhlfahrer sind ausgegrenzt. Mit ihrem Gefährt haben sie keine Möglichkeit zwischen die Stelen zu fahren, die sind zu eng aufgestellt.
Die Nationalsozialisten hatten den Juden ihre Individualität geraubt und sie zu namenlosen Nummern mit einem Davidsstern gemacht. Dieses Mahnmal gibt ihnen ihre Individualität nicht zurück. Ich hatte auf den Stelen Namen erwartet, um das Grauen fassbar zu machen und den Opfern ein Gesicht zu geben. Da sind keine Namen. Wer nichts vom Holocaust weiß, erfährt auch durch dieses Denkmal nichts darüber. Inzwischen gibt es Berichte im Fernsehen, dass die Stelen zu Sprungübungen benutzt werden, oder dass man sich dort zum Picknick niederlässt. Mir fehlen da einfach die Worte.
Ein Gedicht von Bertolt Brecht heißt "Die Teppichweber von ...", den Namen des Ortes habe ich vergessen. Es geht darin um Leute, die in einer malariaverseuchten Gegend leben und zu Ehren Lenins eine Büste aufstellen wollen. Am Ende kaufen sie von dem Geld für die Büste Petroleum und gießen es in den Sumpf, aus dem die Mücken kommen. Brecht sagte, sie ehrten Lenin, indem sie sich selber nutzten. Sie hätten ihn also verstanden. Eine Ehrung der Holocaustopfer, die den Deutschen nützte, wäre für mich eine umfassende und nicht einseitige Aufklärung über die Ursachen und Folgen des 2. Weltkrieges.
In der offiziellen deutschen Gedenkkultur zum 2. Weltkrieg in Deutschland wird peinlich genau zwischen den verschiedenen Opfern und Gegnern des Nationalsozialismus unterschieden. Opfer und Gegner erster Klasse sind die Juden, die Widerständler des 20. Julis 1944 und die Soldaten der alliierten Armeen der USA, Großbritanniens und Frankreich. Opfer und Gegner dritter Klasse sind Kommunisten und Bürger der Sowjetunion. Zu den Opfern und Gegnern zweiter Klasse gehört der Rest, Bürger anderer Staaten, Sozialdemokraten und angagierte Christen. Während in der DDR auch den Frauen und Männern des 20. Julis gedacht wurde, scheint sich der Widerstand gegen die Nationalsozialisten in der bundesrepublikanischen Geschichtsauffassung nur auf diese Gruppe zu beschränken. Dass zum Widerstand beispielsweise auch einfache Bürger, Sozialdemokraten, Freidenker und Christen gehörten wird kaum erwähnt. Der kommunistische Widerstand wird komplett verschwiegen.
Ja, nicht nur der Holzmichel lebt in der Bundesrepublik Deutschland sondern auch der Antikommunismus. Wobei sich öffentlich zum Antifaschismus zu bekennen genauso bewertet wird wie ein Bekenntnis zum Kommunismus und schon mal den Verfassungsschutz auf den Plan rufen kann. Das führt dann auch zu recht widersprüchlichen Zustände. Während der Regierende Bürgermeister von Berlin den Ehrenvorsitzenden der Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) mit dem Bundesverdienstkreuz auszeichnet, wird dieselbe Organisation FIR vom Innenminister Otto Schily im Verfassungsschutzbericht 2004 nett als linksextremistisch eingestuft. Der Kalte Krieg ist anscheinend noch nicht vorbei. Nun jeder blamiert sich eben, so gut er kann.
Im letzten Jahr gab es große Feierlichkeiten zum 6. Juni 1944 zum D-Day, dem Tag an dem die alliierten Streitkräfte mit der Landung in der Normandie das Unternehmen Overlord begannen. Es war ein Grund zum Feiern und zum Gedenken. Nur ich hatte ein wenig den Eindruck der Krieg wäre alleine an der Westfront vor allem durch die Amerikaner entschieden worden. Gab es überhaupt eine Front im Osten, Stalingrad im Winter 1943? Ich wurde in der DDR geboren und für mich ist der 8. Mai 1945 noch nie etwas anderes gewesen als der Tag der Befreiung vom Faschismus. Schlimm genug, dass die Deutschen nicht selbst in der Lage waren sich zu befreien. Dass es auch anders geht, erfuhr ich erst nach der Wende. Bei einem Lehrgang wollte der Lehrer aus dem westlichen Teil Deutschlands von meinem Kollegen wissen, von wem er denn am 8. Mai befreit worden wäre. Die Sicht von Ost- und Westdeutschen auf dieses Ereignis ist unterschiedlich.
Aus diesem Grund war ich gespannt, wie sich die Bundesregierung zum 8. Mai 2005 aus der Affähre ziehen würde. Ein Dank der Bundesregierung an die Rote Armee, wie im Jahr zuvor an die Amerikaner, war für mich undenkbar. Ich wurde nicht enttäuscht. Es gab in den Medien viele Dokumentationen zu den angloamerikanischen Bombenangriffen in Deutschland, über die Vertreibungen, Plünderungen, Vergewaltigungen und Massenselbstmorde.
Die Einwohner meiner Stadt mussten im Mai 1945 für Verbrechen bezahlen, die sie nicht begannen hatten. Etwa 1.000 Tote sind zu beklagen, Einwohner der Stadt Demmin aber auch Flüchtlinge, Zivilisten in der Mehrzahl Frauen und Kinder. Für mich sind das 1.000 gute Gründe Kriege zu hassen und vor allem diejenigen, die an dem Leid anderer Menschen gut verdient haben und wieder verdienen.
In den Medien kamen nur die Hauptkriegsverbrecher vor. Es gab aber 8,5 Millionen NSDAP-Mitglieder. Was ich bei der Berichterstattung über den 2. Weltkrieg vermisse, ist die Verhältnismäßigkeit. Wenn man den Berichten seit dem letzten Jahr folgt, müsste man glauben, es litt vor allen das deutsche Volk am 2. Weltkrieg. Die Bilanz des von Deutschland verursachten Krieges sind aber laut Encarta 60 Millionen Tote, davon 4 Millionen Deutsche. 56 Millionen Tote sind also Bürger anderer Staaten gewesen. Die größte Opferzahl gab es in der Sowjetunion etwa 25 Millionen Toten 2/3 davon Zivilisten. Davon allein 1 Million verhungert während der 900 Tage Blockade in Leningrad durch die Wehrmacht.
In der DDR wurden die Rotarmisten zu Helden glorifiziert. Plünderungen und Vergewaltigungen wurden verschwiegen. In der BRD sind sie nur noch das, Plünderer, Brandschätzer, Vergewaltiger. Zu einer differenzierten Geschichtsbetrachtung ist keiner der beiden deutschen Staaten fähig. In der Bundesrepublik ist die Rote Armee nicht einmal mehr ein Befreier dritter Klasse. Von weiß nach schwarz, vom Held zum Kriegsverbrecher. Der Dank an die Rote Armee, von dem die junge Welt berichtete, wird in Deutschland die Ausnahme gewesen sein.
In seinem sehr guten Beitrag in der Wochenendbeilage 7./8. Mai meiner Lokalzeitung Nordkurier "Haben die Deutschen bezahlt?" ging Klaus-Dieter Block der Frage nach, ob man Schuld gegeneinander aufrechnen kann.
Die Deutschen haben ihre Rechnung nach 60 Jahren bezahlt und können mit ihrem eigenen bitteren Preis umgehen, auch wenn es keinen Schlußstrich unter die Rechnung gibt. Aber: Wir reden über alles, was geschehen ist. Wir können unsere Trauer mit den deutschen Opfern zeigen. Auch mit den Soldaten. Es bleibt die Frage: Haben wir Blumen für die Gräber der gefallenen Rotarmisten?
Montag, 28. März 2005
Avanti liebe Gäste!
Montag, 28. März 2005, Kategorie: 'unterwegs'
Unser italienischer Reiseleiter in Siena hieß Pietro. Er behauptete der heilige Petrus zu sein. So ganz konnte das jedoch nicht stimmen. Denn zu den leichtesten Übungen von Heiligen sollte es doch gehören, für schönes Wetter zu sorgen.
Schon als wir die Kirche San Domenico betraten, baute sich eine finstere Wolkenwand am Himmel auf. San Domenico ist die Ordenskirche der Dominikaner. Im Innern der Kirche befindet sich außerdem eine Kapelle, die der Schutzheiligen der Stadt, Santa Caterina, gewidmet ist. Katharina Benincasa wurde 1347 geboren. Sie wurde nur 33 Jahre alt. Schon mit 8 Jahren ging sie ins Kloster. Ihr verdanken wir, dass der Papst wieder in Rom residiert. Sie überredete Gregor XI. Avignon zu verlassen. Die heilige Katharina hatte viele Visionen und natürlich auch die Stigmata. Das Altartabernakel beherbergt ihren mumifizierten Kopf als Reliquie. Heutzutage mutet das etwas gruselig an. Aber im Mittelalter hatte man eben ganz andere Empfindungen.
Meine Mutti starb ja kurz nach meiner ersten Toskanareise. Seitdem zünde ich bei jeder Urlaubsreise in einer der Kirchen eine Kerze an. Auch Atheisten trauern um ihre Toten! Wo gäbe es einen passenderen Rahmen als diese Kirche? In Deutschland haben wir einige sehr merkwürdige Zeitgenossen, die aus ihrem christlichen Background einen Alleinvertretungsanspruch für Feiertage ableiten. Zum Beispiel sprechen sie Atheisten das Recht ab, Weihnachten zu feiern. In ihrer Anmaßung übersehen sie, dass viele christliche Feste einen heidnischen Ursprung haben. Das Osterfest, dass wir gerade feiern, schuldet seinen Namen der germanischen Frühlingsgöttin. Der eierlegende Hoppelhase ist ein altes Fruchtbarkeitssymbol. In der Bibel kommt er, meines Wissens, nicht vor. Mich überkommen in Kirchen keine religiösen Gefühle. Ich verbinde damit europäische Kultur und Geschichte. Aus diesem Grunde würde ich auch jedem die Hand abhacken, der eine Kirche schändet. Die Kirche San Domenico ist der Ayers Rock von Siena. Sie wirkt mehr wie ein großer Felsen als wie ein Gebäude.
Als wir sie verließen, begann es aus der dunklen Regenwand zu tröpfeln. Von wegen heiliger Petrus! San Pietro trieb uns mit „avanti liebe Gäste“ zur Eile an. Je weiter wir in die Altstadt vordrangen, desto stärker setzte der Regen ein. Schließlich blieb uns nichts weiter übrig, als unter einem Torbogen Schutz zu suchen. Ich hatte mich an diesem Tag trotz des Wetters gegen Jeans und für eine Sommerhose entschieden. Inzwischen, und weil einer meiner Reisegefährten seinen Regenschirm über mich ausgekippt hatte, war sie quaddernass. Es sollte sich aber trotzdem als gute Idee erweisen, die Sommerhose gewählt zu haben. Durch den engen Torbogen quetschte sich an uns vorbei ein PKW. Typisch deutsch murmelten wir Flüche und pressten uns an die Wände. Die Italiener taten ihren Unmut durch wütendes Klopfen aufs Wagendach kund. Wir tropften, in stummem Leiden, still vor uns hin.
San Pietro hatte Erbarmen. Durch den Platzregen hatten wir die Hälfte unserer Truppe verloren. Unser Reiseleiter führte den Rest in ein kleines Kino. Dort war es warm und vor allen Dingen trocken. Für einen kleinen Obolus sahen wir uns einen Film über das bekannteste Ereignis der Toskana an, den Palio. Meine Hose trocknete schnell. Es regnete zwar immer noch, als wir aus dem Kino kamen, aber es war längst nicht mehr so schlimm wie vorher.
Unser Reiseleiterapostel geleitete uns zum Dom. Der gluckt wie eine schwarzweißgestreifte Henne auf der höchsten Erhebung der Stadt und ist von fast überall zu sehen. Ursprünglich sollte sein neues südliches Kirchenschiff das größte der damaligen Christenheit werden. Aber dann kam die Pest und das Bauwerk blieb unvollendet. Die Stadtführung schloss das Innere des Doms leider nicht mit ein. Meine Reisegefährten verzichteten, für mich unverständlich, darauf, den Innenraum selbst zu erkunden. Sehr schade für sie. Ich habe all die Kostbarkeiten gesehen. Besonders in Erinnerung ist mir die Piccolomini-Bibliothek und die Bronzestatue Johannes des Täufers von Donatello. Wenn Ihr im Innern des Doms steht, wisst Ihr gar nicht, wohin Ihr Eure Augen zuerst wenden sollt. Da sind die gestreiften Säulen an den Seiten, die wunderschöne blaue Decke mit goldenen Sternen und dann erst der Fußboden. Mein Toskanareisebuch berichtet an den Mosaiken, Sgraffiti und Marmorintarsien hätten 40 Künstler zwei Jahrhunderte lang gearbeitet. Der wertvolle Fußboden kann nur vom 15. August bis zum 15. September besichtigt werden. Die übrige Zeit des Jahres ist er zugedeckt. Draußen beim Rundgang um den Dom fiel mir eine Bettlerin und zwei Emigranten auf, die den üblichen Tand anboten. Bei meinem ersten Besuch in Siena gab es weder die eine noch die anderen.
Siena hat aber nicht nur Altertümer vorzuzeigen. In meiner Sturm- und Drangzeit war ich, sehr zum Leidwesen meiner Eltern, Hardrockfan. Die Rockröhre Gianna Nannini wird allerdings den Hiphopern unter Euch wenig sagen. Na vielleicht ist Euch aber ihr Bruder Alessandro ein Begriff. Der war Rennfahrer und ist nun Chef des Familienbetriebes, der Bäckerei Nannini, die an unserem Weg lag.
Kaum hatten wir unseren feuchten Stadtrundgang auf dem Campo beendet, lugte die Sonne aus den Wolken hervor. Der Platz hat ja eine leichte Neigung, so dass sich das Wasser nicht sammeln kann. Die Sonne tat den Rest und der Campo war ruckzuck wieder trocken. Nachdem wir im Feuchtbiotop Siena ausgiebig geplanscht hatten, wollten wir uns jetzt eine kleine Mahlzeit, sprich einen Cappuccino, gönnen. Mit diesem Ansinnen waren wir allerdings in den Restaurants gleich links hinter der Fonte Gaia an der falschen Adresse. Wer nicht mindestens eine Pizza bestellt, hat dort nichts zu suchen und wird weggejagt! Nanü, seit wann herrscht in Italiens Restaurants Esszwang? Verbreitet sich die schlechte Sitte aus Großbritannien im Rahmen der EU auch auf dem Kontinent? Wir verließen die ungastliche Stätte und wichen nach ganz links in die Mitte aus. Draußen gab es zwar keinen Platz mehr aber dafür drinnen. Das Restaurant war sehr gemütlich, die Bedienung angenehm und den Cappuccino gab es in einer großen Suppentasse. Na also, geht doch!
Schon als wir die Kirche San Domenico betraten, baute sich eine finstere Wolkenwand am Himmel auf. San Domenico ist die Ordenskirche der Dominikaner. Im Innern der Kirche befindet sich außerdem eine Kapelle, die der Schutzheiligen der Stadt, Santa Caterina, gewidmet ist. Katharina Benincasa wurde 1347 geboren. Sie wurde nur 33 Jahre alt. Schon mit 8 Jahren ging sie ins Kloster. Ihr verdanken wir, dass der Papst wieder in Rom residiert. Sie überredete Gregor XI. Avignon zu verlassen. Die heilige Katharina hatte viele Visionen und natürlich auch die Stigmata. Das Altartabernakel beherbergt ihren mumifizierten Kopf als Reliquie. Heutzutage mutet das etwas gruselig an. Aber im Mittelalter hatte man eben ganz andere Empfindungen.
Meine Mutti starb ja kurz nach meiner ersten Toskanareise. Seitdem zünde ich bei jeder Urlaubsreise in einer der Kirchen eine Kerze an. Auch Atheisten trauern um ihre Toten! Wo gäbe es einen passenderen Rahmen als diese Kirche? In Deutschland haben wir einige sehr merkwürdige Zeitgenossen, die aus ihrem christlichen Background einen Alleinvertretungsanspruch für Feiertage ableiten. Zum Beispiel sprechen sie Atheisten das Recht ab, Weihnachten zu feiern. In ihrer Anmaßung übersehen sie, dass viele christliche Feste einen heidnischen Ursprung haben. Das Osterfest, dass wir gerade feiern, schuldet seinen Namen der germanischen Frühlingsgöttin. Der eierlegende Hoppelhase ist ein altes Fruchtbarkeitssymbol. In der Bibel kommt er, meines Wissens, nicht vor. Mich überkommen in Kirchen keine religiösen Gefühle. Ich verbinde damit europäische Kultur und Geschichte. Aus diesem Grunde würde ich auch jedem die Hand abhacken, der eine Kirche schändet. Die Kirche San Domenico ist der Ayers Rock von Siena. Sie wirkt mehr wie ein großer Felsen als wie ein Gebäude.
Als wir sie verließen, begann es aus der dunklen Regenwand zu tröpfeln. Von wegen heiliger Petrus! San Pietro trieb uns mit „avanti liebe Gäste“ zur Eile an. Je weiter wir in die Altstadt vordrangen, desto stärker setzte der Regen ein. Schließlich blieb uns nichts weiter übrig, als unter einem Torbogen Schutz zu suchen. Ich hatte mich an diesem Tag trotz des Wetters gegen Jeans und für eine Sommerhose entschieden. Inzwischen, und weil einer meiner Reisegefährten seinen Regenschirm über mich ausgekippt hatte, war sie quaddernass. Es sollte sich aber trotzdem als gute Idee erweisen, die Sommerhose gewählt zu haben. Durch den engen Torbogen quetschte sich an uns vorbei ein PKW. Typisch deutsch murmelten wir Flüche und pressten uns an die Wände. Die Italiener taten ihren Unmut durch wütendes Klopfen aufs Wagendach kund. Wir tropften, in stummem Leiden, still vor uns hin.
San Pietro hatte Erbarmen. Durch den Platzregen hatten wir die Hälfte unserer Truppe verloren. Unser Reiseleiter führte den Rest in ein kleines Kino. Dort war es warm und vor allen Dingen trocken. Für einen kleinen Obolus sahen wir uns einen Film über das bekannteste Ereignis der Toskana an, den Palio. Meine Hose trocknete schnell. Es regnete zwar immer noch, als wir aus dem Kino kamen, aber es war längst nicht mehr so schlimm wie vorher.
Unser Reiseleiterapostel geleitete uns zum Dom. Der gluckt wie eine schwarzweißgestreifte Henne auf der höchsten Erhebung der Stadt und ist von fast überall zu sehen. Ursprünglich sollte sein neues südliches Kirchenschiff das größte der damaligen Christenheit werden. Aber dann kam die Pest und das Bauwerk blieb unvollendet. Die Stadtführung schloss das Innere des Doms leider nicht mit ein. Meine Reisegefährten verzichteten, für mich unverständlich, darauf, den Innenraum selbst zu erkunden. Sehr schade für sie. Ich habe all die Kostbarkeiten gesehen. Besonders in Erinnerung ist mir die Piccolomini-Bibliothek und die Bronzestatue Johannes des Täufers von Donatello. Wenn Ihr im Innern des Doms steht, wisst Ihr gar nicht, wohin Ihr Eure Augen zuerst wenden sollt. Da sind die gestreiften Säulen an den Seiten, die wunderschöne blaue Decke mit goldenen Sternen und dann erst der Fußboden. Mein Toskanareisebuch berichtet an den Mosaiken, Sgraffiti und Marmorintarsien hätten 40 Künstler zwei Jahrhunderte lang gearbeitet. Der wertvolle Fußboden kann nur vom 15. August bis zum 15. September besichtigt werden. Die übrige Zeit des Jahres ist er zugedeckt. Draußen beim Rundgang um den Dom fiel mir eine Bettlerin und zwei Emigranten auf, die den üblichen Tand anboten. Bei meinem ersten Besuch in Siena gab es weder die eine noch die anderen.
Siena hat aber nicht nur Altertümer vorzuzeigen. In meiner Sturm- und Drangzeit war ich, sehr zum Leidwesen meiner Eltern, Hardrockfan. Die Rockröhre Gianna Nannini wird allerdings den Hiphopern unter Euch wenig sagen. Na vielleicht ist Euch aber ihr Bruder Alessandro ein Begriff. Der war Rennfahrer und ist nun Chef des Familienbetriebes, der Bäckerei Nannini, die an unserem Weg lag.
Kaum hatten wir unseren feuchten Stadtrundgang auf dem Campo beendet, lugte die Sonne aus den Wolken hervor. Der Platz hat ja eine leichte Neigung, so dass sich das Wasser nicht sammeln kann. Die Sonne tat den Rest und der Campo war ruckzuck wieder trocken. Nachdem wir im Feuchtbiotop Siena ausgiebig geplanscht hatten, wollten wir uns jetzt eine kleine Mahlzeit, sprich einen Cappuccino, gönnen. Mit diesem Ansinnen waren wir allerdings in den Restaurants gleich links hinter der Fonte Gaia an der falschen Adresse. Wer nicht mindestens eine Pizza bestellt, hat dort nichts zu suchen und wird weggejagt! Nanü, seit wann herrscht in Italiens Restaurants Esszwang? Verbreitet sich die schlechte Sitte aus Großbritannien im Rahmen der EU auch auf dem Kontinent? Wir verließen die ungastliche Stätte und wichen nach ganz links in die Mitte aus. Draußen gab es zwar keinen Platz mehr aber dafür drinnen. Das Restaurant war sehr gemütlich, die Bedienung angenehm und den Cappuccino gab es in einer großen Suppentasse. Na also, geht doch!
Sonntag, 20. Februar 2005
Ausstellungen im Martin-Gropius-Bau
Sonntag, 20. Februar 2005, Kategorie: 'unterwegs'
Der Martin-Gropius-Bau steht genau dem Abgeordnetenhaus gegenüber. Der Ereigniskalender beweist, dies ist ein Haus, in dem die Ausstellungen oft wechseln.
Ich besuchte die Ausstellung „Archäologie in Deutschland“ im Februar 2003. Ihr erinnert Euch, 500.000 Menschen demonstrierten am 15. Februar 2003 in Berlin gegen einen Krieg im Irak. Ich wusste aus dem Fernsehen von beiden Ereignissen. Also entschied ich, zuerst Kultur und danach Politik.
Die Ausstellung beinhaltete Exponate von der Urzeit bis zum Mittelalter. Alle gezeigten Stücke wurden in Deutschland gefunden. Ich habe noch nie so viele Skelette prähistorischer Tiere gesehen.
Die Gliederung der Ausstellung war sehr klar. Das Problem war die Beschriftung. Ich bin nicht groß, nur 1,68 m. Aber ich fühlte mich wie Gulliver bei den Zwergen. Die meisten Bezeichnungen waren in Kniehöhe angebracht, und ich musste in die Hocke gehen. Na schön, es ist bekannt, dass sich moderne Menschen zu wenig bewegen. Aber wenn ich ins Museum gehe, dann möchte ich keine gymnastische Übungen absolvieren.
Für meinen Vati war die Sache schlimmer. Er ist weitsichtig. Die Macher der Ausstellung hatten noch niemals etwas von Usability gehört, deshalb war der Schriftgrad winzig und der Hintergrund durchsichtig. Bevor mein Vati die Beschriftung eines Schaukastens lesen konnte, war er schon mit dem Kopf hart auf dem Glas aufgeschlagen. Es schepperte und ein Wärter kam eilig um zu sehen, was passiert war. Ich sagte zu ihm: "Trotz Brille nichts gesehen." Wir mussten lachen, Kopf und Glas waren heil geblieben.
Die nächste Ausstellung „Azteken“ sah ich mir zusammen mit meinem Bruder an. Die Azteken sind als Kriegervolk bekannt. Wir wissen heute, dass sie ihren Göttern Menschen opferten. Den Opfern wurde von Priestern bei lebendigem Leib der Brustkorb aufgeschnitten und das noch zuckende Herz herausgerissen. In der Ausstellung waren einige Handschriften zu sehen, die genau dies abbildeten. Für die Azteken war es nach ihrem Glauben notwendig Gefangene zu opfern. Das sollte den Fortbestand der Welt sichern. Die Grausamkeit der Azteken wurde nur von der Grausamkeit des Hernán Cortés und seiner Männern überboten.
In der Ausstellung waren Exponate aus den verschiedensten Museen der Welt zusammengefasst. Welcher Normalsterbliche hat schon Gelegenheit alle diese Museen zu besuchen? Neben Schmuckstücken und Opfermesser waren auch Skulpturen zu sehen. Zum Beispiel den Totengott Mictlantecuhtli empfand ich als besonders schauerlich. Seine Fingernägel glichen den Klauen eines Raubvogels und seine Leber hing ihm aus dem Körper. Mehr als die furchterregenden Figuren interessierten mich aber die Bücher und Landkarten.
Ich blätterte auch in dem sehr interessanten Ausstellungskatalog, allein sein Preis sprengte den Rahmen meines Budgets. So begnügte ich mich mit einer Ausgabe von „National Geographic“, die ich Monate zuvor gekauft hatte.
Das Fotografieren ist im Martin-Gropius-Bau leider verboten. So kann ich Euch hier kein Ausstellungsfoto zeigen.
Ich besuchte die Ausstellung „Archäologie in Deutschland“ im Februar 2003. Ihr erinnert Euch, 500.000 Menschen demonstrierten am 15. Februar 2003 in Berlin gegen einen Krieg im Irak. Ich wusste aus dem Fernsehen von beiden Ereignissen. Also entschied ich, zuerst Kultur und danach Politik.
Die Ausstellung beinhaltete Exponate von der Urzeit bis zum Mittelalter. Alle gezeigten Stücke wurden in Deutschland gefunden. Ich habe noch nie so viele Skelette prähistorischer Tiere gesehen.
Die Gliederung der Ausstellung war sehr klar. Das Problem war die Beschriftung. Ich bin nicht groß, nur 1,68 m. Aber ich fühlte mich wie Gulliver bei den Zwergen. Die meisten Bezeichnungen waren in Kniehöhe angebracht, und ich musste in die Hocke gehen. Na schön, es ist bekannt, dass sich moderne Menschen zu wenig bewegen. Aber wenn ich ins Museum gehe, dann möchte ich keine gymnastische Übungen absolvieren.
Für meinen Vati war die Sache schlimmer. Er ist weitsichtig. Die Macher der Ausstellung hatten noch niemals etwas von Usability gehört, deshalb war der Schriftgrad winzig und der Hintergrund durchsichtig. Bevor mein Vati die Beschriftung eines Schaukastens lesen konnte, war er schon mit dem Kopf hart auf dem Glas aufgeschlagen. Es schepperte und ein Wärter kam eilig um zu sehen, was passiert war. Ich sagte zu ihm: "Trotz Brille nichts gesehen." Wir mussten lachen, Kopf und Glas waren heil geblieben.
Die nächste Ausstellung „Azteken“ sah ich mir zusammen mit meinem Bruder an. Die Azteken sind als Kriegervolk bekannt. Wir wissen heute, dass sie ihren Göttern Menschen opferten. Den Opfern wurde von Priestern bei lebendigem Leib der Brustkorb aufgeschnitten und das noch zuckende Herz herausgerissen. In der Ausstellung waren einige Handschriften zu sehen, die genau dies abbildeten. Für die Azteken war es nach ihrem Glauben notwendig Gefangene zu opfern. Das sollte den Fortbestand der Welt sichern. Die Grausamkeit der Azteken wurde nur von der Grausamkeit des Hernán Cortés und seiner Männern überboten.
In der Ausstellung waren Exponate aus den verschiedensten Museen der Welt zusammengefasst. Welcher Normalsterbliche hat schon Gelegenheit alle diese Museen zu besuchen? Neben Schmuckstücken und Opfermesser waren auch Skulpturen zu sehen. Zum Beispiel den Totengott Mictlantecuhtli empfand ich als besonders schauerlich. Seine Fingernägel glichen den Klauen eines Raubvogels und seine Leber hing ihm aus dem Körper. Mehr als die furchterregenden Figuren interessierten mich aber die Bücher und Landkarten.
Ich blätterte auch in dem sehr interessanten Ausstellungskatalog, allein sein Preis sprengte den Rahmen meines Budgets. So begnügte ich mich mit einer Ausgabe von „National Geographic“, die ich Monate zuvor gekauft hatte.
Das Fotografieren ist im Martin-Gropius-Bau leider verboten. So kann ich Euch hier kein Ausstellungsfoto zeigen.
Sonntag, 6. Februar 2005
Die Insel der Superlative
Sonntag, 6. Februar 2005, Kategorie: 'unterwegs'
Berlin hat über 160 Museen und unzählige Galerien. Da solltet Ihr die geeigneten für Euch finden.
Die bekanntesten Museen befinden sich im Stadtbezirk Mitte. Ich mag die Museumsinsel am liebsten.
Diese kleine Insel beherbergt die berühmtesten Museen der Hauptstadt Berlin. Das sind das Bodemuseum, die Alte Nationalgalerie, das Neue Museum, das Alte Museum und das Pergamonmuseum. Letzteres ist mein Favorit.
1841 erließ König Wilhelm einen Befehl und machte damit die Museumsinsel zu einem Bereich, den er der Kunst und der Altertumskunde widmete. Der Aufbau begann 1843 und endete 1930 mit dem Pergamonmuseum. Im Moment wird wieder gebaut.
Der Eintritt kostet 6 Euro, und Ihr könnt mit dieser Karte alle staatlichen Museen am selben Tag besuchen. Aber das ist nur für japanische Touristen eine feine Sache. Ganz Deutschland in zwei Tagen! Die Museen sind von Dienstag bis Sonntag von 10.00-18.00 Uhr geöffnet.
Wie gesagt, die Museumsinsel ist immer noch eine Baustelle. Die Homepage der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz zeigt Euch, welches der Häuser geöffnet und welches geschlossen ist.
Die bekanntesten Museen befinden sich im Stadtbezirk Mitte. Ich mag die Museumsinsel am liebsten.
Diese kleine Insel beherbergt die berühmtesten Museen der Hauptstadt Berlin. Das sind das Bodemuseum, die Alte Nationalgalerie, das Neue Museum, das Alte Museum und das Pergamonmuseum. Letzteres ist mein Favorit.
1841 erließ König Wilhelm einen Befehl und machte damit die Museumsinsel zu einem Bereich, den er der Kunst und der Altertumskunde widmete. Der Aufbau begann 1843 und endete 1930 mit dem Pergamonmuseum. Im Moment wird wieder gebaut.
Der Eintritt kostet 6 Euro, und Ihr könnt mit dieser Karte alle staatlichen Museen am selben Tag besuchen. Aber das ist nur für japanische Touristen eine feine Sache. Ganz Deutschland in zwei Tagen! Die Museen sind von Dienstag bis Sonntag von 10.00-18.00 Uhr geöffnet.
Wie gesagt, die Museumsinsel ist immer noch eine Baustelle. Die Homepage der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz zeigt Euch, welches der Häuser geöffnet und welches geschlossen ist.
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