Nordlichter
Kopf
Sonntag, 12. März 2006
Die dritte OP im Visier
Ich bin jetzt die vierte Woche zu Hause und vor meinem Fenster geht gerade die Welt unter.

Winterbild

Nach dieser Operation hatte ich doch einige Schwierigkeiten in Gang zu kommen. Ich war ziemlich schlapp. Auch hatte ich recht lange Schmerzen, die waren nicht so, dass sie mich am Einschlafen gehindert hätten, aber doch recht lästig. Inzwischen kann ich mir auch die Socken wieder ohne akrobatische Verrenkungen anziehen. Die Operationsnarbe, die quer über meinem Bauch verläuft, sitzt genau unter dem Hosenbund. Obwohl ich mittlerweilen durch meine extreme Magerkeit jede Hose fast verliere, auf die wunde Stelle drückte es trotzdem. Die Narbe ist inzwischen gut verheilt, es wird wohl nur ein schmaler Strich bleiben. Von meiner ersten OP ist deutlich mehr zu sehen. Aber das lag vielleich an Chemotherapie und Bestrahlung, da heilt alles schlechter. Besonders stolz bin ich darauf, dass ich inzwischen zwei Kilo zugenommen habe. Seit einer Woche bekoche ich mich wieder selbst. Weitere Gewichtszunahme nach der nächsten Operation habe ich fest eingeplant. Das ist natürlich gegen den allgemeinen Trend, alle Welt nimmt ab. Aber ich mache sowieso nie, was alle anderen tun, auch hier nicht.

Ich wartete auf Post aus Greifswald. Weniger als die Entlassungspapiere, die mehr für meine Ärzte aufschlussreich sind, interessierte mich der Termin für die dritte Operation. Nach zwei Wochen hatte ich die versprochenen Papiere immer noch nicht. Ich rief bei meinem Hausarzt und in der Onkologie an, aber dort war auch nichts eingegangen.

Auf der Webseite des Krankenhauses forschte ich nach der Rufnummer der Zentrale, ohne sie zu finden. Ich hatte nicht die Absicht, deshalb den Professor oder einen der Oberärzte zu belästigen. Erst als ich den gesamten Webauftritt durchforstet hatte, entdeckte ich die gewünschte Nummer. Der Webmaster, bei dem ich mich beklagte, mailte mir, dass alle Anrufe über das Sekretariat gehen sollen. Nur darauf gab es keinen Hinweis. Ich beanstandete weiter, dass einige Links unter dem Punkt Stoma ins Leere führten. Eine der gelinkten Seiten ist ein privater Webauftritt eines Studenten, der sich mit Physik, Astronomie und der wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften beschäftigt. Das mag gewiss recht interessant sein, nur was hat das mit dem Thema zu schaffen? Außerdem ist mein Stoma nicht von paranormaler sondern von sehr reeller Natur. Mir fehlte ein Link auf das Stoma-Forum. Ich schrieb, die Erfahrungen und die Hilfe, die man dort durch Stomaträger erhält, sind durch nichts zu ersetzen. Der Webmaster versprach, meine Vorschläge aufzugreifen. Geändert ist die Webseite bis heute nicht. Neben den Ärzten und Schwestern scheinen in Greifswald auch die Webmaster viel zu tun zu haben.

Mit Greifswald in telefonischen Kontakt zu treten, selbst wenn man im Besitz einer Rufnummer ist, erwies sich als kleines Geduldsspielchen und Begegnung der vierten Art. Bei meinem ersten Telefonat war gerade Nachmittagsvisite. Beim zweiten Versuch hatte ich eine Schwesternschülerin an der Strippe. Sie war so vollkommenen neu in dem Bereich, dass sie von gar nichts wußte, nicht einmal die Telefonnummer der Station. Beim dritten Versuch war eine Schwester am Apparat. Aber die gewünschte Auskunft konnte auch sie mir nicht geben. Das Computersystem wäre gerade abgestürzt, und reden wollte an diesem Nachmittag auch keiner mit mir. Die Schwester verkündete aber, irgendjemand würde mich am nächsten Tag anrufen. Als Systembetreuer bin ich von berufswegen durchaus supporterprobt. Gewöhnlich versprechen mir die Mitarbeiter der Kundendienstabteilungen diverser Hard- und Softwarehersteller auch immer zurückzurufen, und natürlich tun sie das niemals. In diesem Fall war das keineswegs anders. So griff ich erneut zum Hörer. Aber jetzt hatte ich Glück, zufällig war der Stationsarzt im Zimmer. Er bestimmte den 14. März als Operationstermin, am 13. soll ich in Greifswald einrücken. Ich sagte, dass würde mir gut passen. Am Vortag hatte ich einen Glückskeks, der Spruch lautete "Die 13 ist Deine Glückszahl".

In meiner unendlichen Naivität habe ich geglaubt, die Rückverlegung wäre das Ende meiner Probleme. Aus dem Stoma-Forum weiß ich, es kann durchaus der Beginn einiger neuer sein. Sie sprachen von Dauersitzungen auf der Toilette und von Pavianhintern. Sie haben mir auch gesagt, ich müsste da eben durch, genau wie die, die das schon hinter sich haben.

Das Taxi ist bestellt, die Tasche gepackt und die Zinksalbe gegen den Pavianhintern eingesteckt. Hier ist bis zu meiner Rückkehr aus Greifswald Sendepause. Meine Erlebnisse bei meiner dritten OP werde ich dann, wie gehabt, später posten.

Drückt mit die Daumen Leute!

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