Nordlichter
Kopf
Sonntag, 20. Februar 2005
Ausstellungen im Martin-Gropius-Bau
Martin-Gropius-Bau, BerlinDer Martin-Gropius-Bau steht genau dem Abgeordnetenhaus gegenüber. Der Ereigniskalender beweist, dies ist ein Haus, in dem die Ausstellungen oft wechseln.

Ich besuchte die Ausstellung „Archäologie in Deutschland“ im Februar 2003. Ihr erinnert Euch, 500.000 Menschen demonstrierten am 15. Februar 2003 in Berlin gegen einen Krieg im Irak. Ich wusste aus dem Fernsehen von beiden Ereignissen. Also entschied ich, zuerst Kultur und danach Politik.

Die Ausstellung beinhaltete Exponate von der Urzeit bis zum Mittelalter. Alle gezeigten Stücke wurden in Deutschland gefunden. Ich habe noch nie so viele Skelette prähistorischer Tiere gesehen.

Die Gliederung der Ausstellung war sehr klar. Das Problem war die Beschriftung. Ich bin nicht groß, nur 1,68 m. Aber ich fühlte mich wie Gulliver bei den Zwergen. Die meisten Bezeichnungen waren in Kniehöhe angebracht, und ich musste in die Hocke gehen. Na schön, es ist bekannt, dass sich moderne Menschen zu wenig bewegen. Aber wenn ich ins Museum gehe, dann möchte ich keine gymnastische Übungen absolvieren.

Für meinen Vati war die Sache schlimmer. Er ist weitsichtig. Die Macher der Ausstellung hatten noch niemals etwas von Usability gehört, deshalb war der Schriftgrad winzig und der Hintergrund durchsichtig. Bevor mein Vati die Beschriftung eines Schaukastens lesen konnte, war er schon mit dem Kopf hart auf dem Glas aufgeschlagen. Es schepperte und ein Wärter kam eilig um zu sehen, was passiert war. Ich sagte zu ihm: "Trotz Brille nichts gesehen." Wir mussten lachen, Kopf und Glas waren heil geblieben.

Die nächste Ausstellung „Azteken“ sah ich mir zusammen mit meinem Bruder an. Die Azteken sind als Kriegervolk bekannt. Wir wissen heute, dass sie ihren Göttern Menschen opferten. Den Opfern wurde von Priestern bei lebendigem Leib der Brustkorb aufgeschnitten und das noch zuckende Herz herausgerissen. In der Ausstellung waren einige Handschriften zu sehen, die genau dies abbildeten. Für die Azteken war es nach ihrem Glauben notwendig Gefangene zu opfern. Das sollte den Fortbestand der Welt sichern. Die Grausamkeit der Azteken wurde nur von der Grausamkeit des Hernán Cortés und seiner Männern überboten.

In der Ausstellung waren Exponate aus den verschiedensten Museen der Welt zusammengefasst. Welcher Normalsterbliche hat schon Gelegenheit alle diese Museen zu besuchen? Neben Schmuckstücken und Opfermesser waren auch Skulpturen zu sehen. Zum Beispiel den Totengott Mictlantecuhtli empfand ich als besonders schauerlich. Seine Fingernägel glichen den Klauen eines Raubvogels und seine Leber hing ihm aus dem Körper. Mehr als die furchterregenden Figuren interessierten mich aber die Bücher und Landkarten.

Ich blätterte auch in dem sehr interessanten Ausstellungskatalog, allein sein Preis sprengte den Rahmen meines Budgets. So begnügte ich mich mit einer Ausgabe von „National Geographic“, die ich Monate zuvor gekauft hatte.

Das Fotografieren ist im Martin-Gropius-Bau leider verboten. So kann ich Euch hier kein Ausstellungsfoto zeigen.

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