Dienstag, 19. Juli 2005
Alles wie Blei
Dienstag, 19. Juli 2005, Kategorie: 'Krankengeschichten'
Heute morgen wurden mir die Klammern, die den Operationsschnitt zusammenhielten, entfernt. Ich war zusammengetackert wie ein Bauteil. Das Entfernen tat etwas weh.
Gerade war die Mitarbeiterin vom Sanitätshaus hier. Morgen früh beginnen wir mit der Übungsstunde "Beutel allein leeren". Das wird solange wiederholt, bis ich es kann.
Heute fühle ich mich schwächer als gestern, obwohl ich viel mehr gegessen habe als gestern. Ich kann im Moment nicht so lange sitzen und muss wieder ins Bett.
Die resolute Stationsärztin hat für mich am 28.07. in Greifswald einen Termin zum Vorstellungsgespräch organisiert. Die Chemotherapie beginnt dann im August.
Seitdem die Klammern raus sind, kullern meine Gedärme fröhlich im Bauch herum. Ich habe Magenschmerzen. Die anderen Tage hatte ich keine. Bloggen ist heute besonders anstrengend.
Gerade war die Mitarbeiterin vom Sanitätshaus hier. Morgen früh beginnen wir mit der Übungsstunde "Beutel allein leeren". Das wird solange wiederholt, bis ich es kann.
Heute fühle ich mich schwächer als gestern, obwohl ich viel mehr gegessen habe als gestern. Ich kann im Moment nicht so lange sitzen und muss wieder ins Bett.
Die resolute Stationsärztin hat für mich am 28.07. in Greifswald einen Termin zum Vorstellungsgespräch organisiert. Die Chemotherapie beginnt dann im August.
Seitdem die Klammern raus sind, kullern meine Gedärme fröhlich im Bauch herum. Ich habe Magenschmerzen. Die anderen Tage hatte ich keine. Bloggen ist heute besonders anstrengend.
Montag, 18. Juli 2005
Nach oben
Montag, 18. Juli 2005, Kategorie: 'Krankengeschichten'
Ich lauerte den ganzen Morgen auf die Visite. Als erste kam wie jeden Morgen die Reinemachefrau. Sie sagte, sie könne mich nun nicht weiter belästigen, denn ich würde ja auf Station verlegt. Sie bedauerte, dass mit mir auch der schöne Duft gehen würde.
Dann schwebte die weiße Wolke mit einigen blauen Einsprengseln herein. Die Herren Doktoren betrachteten begeistert den Inhalt meines Beutels. So müsse das aussehen! Der Chef kam auf mich zu, nahm meine Hand und sprach das lang erwartete Zauberwort. Ich werde auf Station verlegt. Endlich!
Die Schwester durfte meine Kabelei abbauen. Dabei bemerkte ich ein Taubheitsgefühl im rechten Bein und war erneut in Panik. Die Schwester beruhigte mich, der Arzt hätte gesagt, das wäre normal und werde nach kurzer Zeit verschwinden. So war es dann auch. Dann wurde ich von den Stationsschwestern abgeholt. Mir blieb gerade noch Zeit der Schwester die Hand zu drücken und den anderen Schwestern zuzuwinken.
Ich bin jetzt auf Station in meinem alten Zimmer. Mein Bett steht am alten Platz. Um zu bloggen muss ich das Bett verlassen. Im Liegen ist schlecht zu schreiben.
Eben war die Stationsärztin hier und hat mir erklärt, dass mein Mastdarmkrebs schon die Lymphknoten und das Fettgewebe befallen hatte. Ich habe Mastdarmkrebs Stadium drei, es gibt vier Stadien. Das ist wieder ein neuer Tiefschlag. Für mich bedeutet es, ich bekomme Chemotherapie und Bestrahlung. Die Ärztin fragte, ob ich noch etwas wissen wolle. Wie wird es mir gehen bei der Chemotherapie? Kein Haarausfall, kein Erbrechen. Wie lange dauert das ganze? Sechs Monate. Die Stationsärztin sagte, die Diagnose des Gewebes sei für die Ärzte ein Schock gewesen. Sie hätten sich erschrocken. Was soll ich da erst sagen? Nach Reden war mir nicht. Ich muss die Sache erstmal verdauen. Ich habe schon einmal eine Runde WT-Schattenboxen gegen den Krebs gemacht. Ich werde das in mein abendliches Ritual einbauen.
Die Ärztin, die mich schreibend vorfand, als auch die Schwester fragten mich ob ich Tagebuch schreibe. Nein ich blogge. Damit kann hier keiner etwas anfangen.
In mein Zimmer wurde eine nette alte Dame verlegt. Sie erzählte mir, dass ihr Mann im Garten saß, während sie mit Blaulicht ins Demminer Kreiskrankenhaus geschafft wurde, Blinddarmverdacht. Der Blinddarm scheint es aber zum Glück nicht zu sein, sondern irgendwo in ihren Gedärmen hat sich Stuhl verklemmt. Daher die Beschwerden.
Abends kam dann ihr Mann mit einer Riesenreisetasche, die offensichtlich den halben Kleiderschrank beinhaltete. Sie suchte sich ein paar Sachen aus, den Rest durfte er wieder mitnehmen. Es war richtig niedlich zwischen den beiden alten Leutchen.
Wir erzählten dem alten Herrn, dass wir das Zimmer lüften wollten, es aber nicht konnten, weil die Fenster mit einer Sicherung versehen sind. Die Patienten sollen keinen Selbstmord begehen können. So ein Quatsch! Ich habe mich nicht elf Tage in der Intensivstation durchgequält, um mich dann auf Station aus dem Fenster zu stürzen. Der Gedanke an Selbstmord ist mir noch gar nicht gekommen. Warum sollte er auch?
Dann schwebte die weiße Wolke mit einigen blauen Einsprengseln herein. Die Herren Doktoren betrachteten begeistert den Inhalt meines Beutels. So müsse das aussehen! Der Chef kam auf mich zu, nahm meine Hand und sprach das lang erwartete Zauberwort. Ich werde auf Station verlegt. Endlich!
Die Schwester durfte meine Kabelei abbauen. Dabei bemerkte ich ein Taubheitsgefühl im rechten Bein und war erneut in Panik. Die Schwester beruhigte mich, der Arzt hätte gesagt, das wäre normal und werde nach kurzer Zeit verschwinden. So war es dann auch. Dann wurde ich von den Stationsschwestern abgeholt. Mir blieb gerade noch Zeit der Schwester die Hand zu drücken und den anderen Schwestern zuzuwinken.
Ich bin jetzt auf Station in meinem alten Zimmer. Mein Bett steht am alten Platz. Um zu bloggen muss ich das Bett verlassen. Im Liegen ist schlecht zu schreiben.
Eben war die Stationsärztin hier und hat mir erklärt, dass mein Mastdarmkrebs schon die Lymphknoten und das Fettgewebe befallen hatte. Ich habe Mastdarmkrebs Stadium drei, es gibt vier Stadien. Das ist wieder ein neuer Tiefschlag. Für mich bedeutet es, ich bekomme Chemotherapie und Bestrahlung. Die Ärztin fragte, ob ich noch etwas wissen wolle. Wie wird es mir gehen bei der Chemotherapie? Kein Haarausfall, kein Erbrechen. Wie lange dauert das ganze? Sechs Monate. Die Stationsärztin sagte, die Diagnose des Gewebes sei für die Ärzte ein Schock gewesen. Sie hätten sich erschrocken. Was soll ich da erst sagen? Nach Reden war mir nicht. Ich muss die Sache erstmal verdauen. Ich habe schon einmal eine Runde WT-Schattenboxen gegen den Krebs gemacht. Ich werde das in mein abendliches Ritual einbauen.
Die Ärztin, die mich schreibend vorfand, als auch die Schwester fragten mich ob ich Tagebuch schreibe. Nein ich blogge. Damit kann hier keiner etwas anfangen.
In mein Zimmer wurde eine nette alte Dame verlegt. Sie erzählte mir, dass ihr Mann im Garten saß, während sie mit Blaulicht ins Demminer Kreiskrankenhaus geschafft wurde, Blinddarmverdacht. Der Blinddarm scheint es aber zum Glück nicht zu sein, sondern irgendwo in ihren Gedärmen hat sich Stuhl verklemmt. Daher die Beschwerden.
Abends kam dann ihr Mann mit einer Riesenreisetasche, die offensichtlich den halben Kleiderschrank beinhaltete. Sie suchte sich ein paar Sachen aus, den Rest durfte er wieder mitnehmen. Es war richtig niedlich zwischen den beiden alten Leutchen.
Wir erzählten dem alten Herrn, dass wir das Zimmer lüften wollten, es aber nicht konnten, weil die Fenster mit einer Sicherung versehen sind. Die Patienten sollen keinen Selbstmord begehen können. So ein Quatsch! Ich habe mich nicht elf Tage in der Intensivstation durchgequält, um mich dann auf Station aus dem Fenster zu stürzen. Der Gedanke an Selbstmord ist mir noch gar nicht gekommen. Warum sollte er auch?
Sonntag, 17. Juli 2005
Unten
Sonntag, 17. Juli 2005, Kategorie: 'Krankengeschichten'
Während der Tage und Nächte in der Intensivstation kam ich mir vor wie in einer riesigen Zeitschleife gefangen. Der Tag begann immer gleich, die Nachtschwester rieb mir den Rücken mit einer erfrischenden Tinktur ein. Dann kam die Reinemachefrau, sagte fröhlich "Guten Morgen, der neue Tag ist da." Bevor sie je nach Wetterlage die Jalousien auf- oder zumachte, meinen Blumen frisches Wasser gab, das Zimmer säuberte und nebenbei mit mir scherzte.
Ich war die ganze Zeit im wahrsten Sinne des Wortes ans Bett gefesselt. Ohne die Schwestern konnte ich mich nicht von der Kabelei befreien. Das Bett allein zu verlassen war unmöglich. Rechts hing eine ganze Batterie von Flaschen, links der Überwachungsmonitor. Ich war mit allem verkabelt und fühlte mich mehr wie einer meiner Server. Wenn ich mit den Augen klimperte oder hustete, wusste die Schwester Bescheid. Um meine Ausscheidungen musste ich mich nicht kümmern. Ich hatte einen Blasenkatheter. Der Urin wurde seitlich am Bett in einem Behälter gesammelt. Dort, wo der Chirurg am Vorabend der Operation einen grünen Kuller gemalt hatte, prangte nun ein großer Beutel. Der fing das auf, was aus meinem Dünndarm kam. Der Rest, der mir von meinem Dickdarm verblieben war, ist stillgelegt. Die Schwester entleerte sowohl den Behälter als auch den Beutel.
In der Intensivstation befinden sich neun Betten, eine Schwester betreut drei Patienten. Nach der Operation wurde ich in eines der Zimmer in der Mitte platziert. Das erste, das ich wahrnahm, war das freundliche Gesicht einer Schwester, die sich liebevoll um mich kümmerte. Dann schwebte, wie bei "Alice im Wunderland", der Kopf einer anderen Schwester herein, die mir ausrichtete, mein Vater und mein Bruder würden sich freuen, dass die Operation so gut verlaufen wäre. An Schlafen war nicht zu denken. Es waren zuviele fremde Geräusche. Ich nickte immer nur für einige Minuten ein.
Am zweiten Tag wurde ein Notfall eingeliefert, und ich wurde chaotisch in ein anderes Zimmer verlegt. Die Schwestern entfernten in großer Eile die Flaschen und warfen sie auf mein Bett. Eine landete auf meinem Bauch. Aua! Das neue Zimmer erwies sich als Glücksfall. Es lag am Ende des Ganges, war doppelt so groß wie das alte, und es hatte ein großes Fenster nach draußen. Ich sah ein Gebäude in der Pompestraße, die Hauptstraße und die Grünanlage vor dem Kreiskrankenhaus. In diese Welt wollte ich gerne zurück.
Aber am Anfang konnte ich nichts alleine. Die Schwester wusch mich. Später, als es mir besser ging, setzten sie mich entweder im Zimmer vor eine Waschschüssel oder schoben mich im Patientenstuhl ins Bad vors Waschbecken. Natürlich brauchte ich unendlich lange, aber Zeit hatte ich ja mehr als genug. Für die Schwestern war es eine Entlastung und für mich ein Stückchen Selbstständigkeit. Im Krankenhaus bekommt man Duschgel, aber ich benutzte mein eigenes. Ich hatte mir in der Drogerie Duschgel, Parfümdeo und Parfüm in zartem Altrosa mit einem Schwan als Logo gekauft. Als ich von einer Schwester untergehakt den Gang vom Bad zu meinem Zimmer an den anderen Schwestern vorbeimarschierte, riefen sie im Chor, ich solle noch mal zurückkommen. Es würde so gut riechen.
Immer, wenn die Schwestern etwas vorschlugen wie hinsetzen, aufstehen oder laufen, sagte ich "Wir versuchen das." Am Anfang hüpfte die Kommode neben meinem Bett auf und ab, und keiner hielt das Zimmer an. Beim ersten Aufbruch zum Wandern über den Gang wurde mir nach dem zweiten Schritt schwarz vor Augen. Ich musste wieder zurück ins Bett. Aber wir versuchten es einfach immer wieder. Irgendwann hüpfte die Kommode nicht mehr, und ich ging, unterstützt von einer Schwester, den Gang entlang zum Bad. Ich bekam von den Schwestern jede Hilfe, die ich brauchte, und ohne sie hätte ich die Sache wohl nicht so gut überstanden.
Denn einen Krankenhausrekord halte ich bestimmt. Ich musste mich mehrfach übergeben. Aber nicht die Anzahl der Brechanfälle war rekordverdächtig, sondern die ausgeschiedene Menge pro Würgeattacke. Die Schwester sagte, ich würde mehr brechen als eine Schwangere. Der Oberarzt sprach von schwallartigem Erbrechen. Ich glaube, die Schwestern schlossen schon Wetten ab, ob ich mich wieder übergeben hätte. Bezeichnenderweise hatte ich auch so einen Anfall, als mich mein Vati und mein Bruder besuchten. Die Pappschalen reichten nicht. Meine Lieben wurden aus dem Zimmer geführt. Das Bett wurde neu bezogen, und ich erhielt ein neues Nachthemd. Bis das Bett fertig war, musste ich stehen. Der Zivi hielt mich fest und bot mir an, falls ich nicht mehr stehen könne, sollte ich auf ihn fallen. Ich hielt durch, ohne das nette Angebot zu nutzen. Meine Leute durften wieder ins Zimmer. Das war aber nicht der letzte Brechanfall am Tag. Der Oberarzt drohte mir, noch einmal und er setzt mir am nächsten Tag eine Magensonde.
Mein Magen schleuderte ungeachtet dieser Warnung weiter einen schwarzgrünen Brei. Gut, anstelle von meinem Magen hätte ich dieses Zeug auch nicht weitergereicht. Der Oberarzt machte am nächsten Tag seine Drohung war und setzte mir durchs rechte Nasenloch die Magensonde. Nun hatte ich einen Riesenpopel an der Nase hängen und ein störendes etwas im Rachen. Bei der Visite wurde festgelegt, es mit mir und meinem Magen noch mal im Guten zu versuchen. Die drohende Endlösung wäre, wie der Chef mir sagte, noch mal aufmachen. Sie vermuteten, dass eventuell irgendetwas abgeknickt sein könnte. Alles wieder auf Anfang war keine gute Aussicht.
Die Magensonde endete in einem Beutel in Kopfhöhe, das sollte als Überlaufventil dienen. Aber die Sache war schlecht eingestellt. Es würgte mich, bevor der Brei in den Beutel lief. Mit Hilfe einer Schwester konnte ich den Arzt überzeugen den Beutel tiefer zu hängen. So ging es für mich wenigstens ohne Gewürge ab. Der schwarzgrüne Brei floss durch die Sonde in den Beutel. Die Schwestern und ich hatten nur darauf zu achten, dass der Schlauch nicht verstopfte. Ein Ventil musste gewechselt werden, es war dicht. Vom zähflüssigen Kontrastmittel fürs Röntgen lief etwas in die Sonde, und die Schwester musste sie wieder freispülen. Ich weiß nicht wie oft in der Zeit im Krankenhaus mein Bauch geröntgt wurde.
Nach der Batterie rechts neben mir zu urteilen bekam ich jetzt andere Medikamente. Am Abend stolperte ein offensichtlich übermüdeter Chirurg über mein Bett und sagte dann entschuldigend, er müsse auch mal wieder schlafen. Gekommen war er, weil ihm etwas auf dem Röntgenbild nicht gefallen hatte. Das bedeutete Darmuntersuchung, die angeblich nur ein klein wenig unangenehm sein sollte. Das war natürlich stark untertrieben, und ich habe mich auch gleich beschwert. Immer, wenn ich jetzt gefragt werde, ob ich gegen irgendetwas allergisch reagiere, bin ich versucht zu sagen, ja gegen Darmuntersuchungen. Der Chirurg erzählte mir, die Operation wäre so gut verlaufen, dass er geglaubt hätte, ich würde jetzt Schonkost essen. In Wirklichkeit hatte ich neben der künstlichen Ernährung gerade mal einen kleinen Becher Joghurt geschlappert und nichts weiter.
Nach einer meiner besonders eindrucksvollen Würgeattacken zerrte die Schwester den Arzt an mein Bett, damit er sich das nun schwarzgrün umgefärbte ehemals weiße Bettzeug anschauen konnte. Der Arzt rief empört meinen Namen und stellte dann fest, ich hätte ihm ja auf die Schuhe spucken können, wenn er nahe genug gestanden hätte. Ich gab zu, dass das ursprünglich meine Absicht gewesen wäre, aber er war einfach zu weit weg.
Der Zivi tröstete mich. Andere Patienten mit künstlichem Darmausgang hätten auch viel gebrochen. Er schob mir einen Fernseher ins Zimmer, damit ich etwas Abwechselung hatte. Das erste, was ich in den Nachrichten sah, waren Berichte über den Terroranschlag in London, und dass Tony Blair die Antiterrormaßnahmen verschärfen wolle. Da hatte ich es gleich wieder satt. Ich war in Birmingham gewesen, und es war ein Schock für mich, die dritte Welt mitten in Europa zu erleben. Dem Frust dieser Leute wird man kaum mit schärferen Gesetzen beikommen können. Die einzige Sendung, die ich sehen wollte, war die Tour de France. Den Ton stellte ich leise und zwischendurch nickt ich auch ein paar mal ein.
Ich bewundere die Radfahrer, die sich durchs Gelände quälen. Im Gegensatz zu einigen andere Sportlern gehört schon eine große Portion Durchhaltevermögen dazu, um am Ende der Etappe auch anzukommen. Völlig verfehlt und unfair fand ich wiedermal die deutschen Kommentatoren über Jan Ulrich. Lance Armstrong ist nun mal der bessere Mann, und nicht nur der erste Platz ist aller Ehre Wert. Schön, dass wenigstens Armstrong, zu einer Zeit als Ulrich noch weit davon entfernt war, sagte, er traue Jan den dritten Platz zu. Den hat er ja auch am Ende erreicht.
Ich selbst kämpfte weiter gegen das Würgen. Der Arzt wollte den Abflussbeutel wieder auf Kopfhöhe hängen. Ich erklärte ihm, das wäre Folter. Wenn er den Beutel gleich wieder in Kopfhöhe hängen würde, würde er mich und meinen Magen in Panik versetzen. In harten Verhandlungen einigten wir uns schließlich den Beutel schrittweise bis auf Kopfhöhe zu hängen. Eine der Schwester sagte zu mir, sie hätten sich über mich Gedanken gemacht. Da mir meistens nachmittags schlecht wurde, vermuteten sie, dass ich mir am Tage zuviel aufbürden würde. Ich solle einen Gang zurückschalten. Die Schwestern waren die Experten, und ich hielt mich an ihren Rat. Der Physiotherapeutin sagte ich fortan, dass ich laufen wollte und nicht stundenlang sitzen, was mich viel mehr anstrengte.
Am Abend begann vermehrt Speichel in meinem Mund zu fließen. Für mich ein Zeichen, dass mein Magen wieder etwas zu tun bekommen wollte. Der Arzt schlug vor, es am nächsten Morgen mit Weißbrot zu versuchen, und ich stimmte zu. Meine erste feste Nahrung bestand aus zwei Scheiben Weißbrot mit Bienenhonig. Mittags gab es eine schöne Hühnersuppe mit viel Möhren, hm köstlich. Gewöhnlich ist das auch immer mein erstes Essen, wenn ich eine Weile krank war. Der Oberarzt spähte vorsichtig ins Zimmer und war erfreut, als ich ihm sagte, es wäre alles drin geblieben. Er klopfte dreimal auf den Türrahmen und meinte dabei, ohne ein bisschen Voodoo würde die Sache nicht gehen. Sein jüngerer Kollege klopfte praktischerweise auf seinen Kopf.
Von da an ging es aufwärts. Selbst als der Auffangbeutel wieder auf Kopfhöhe hing, dachte mein Magen nicht daran, das, was er erhielt, über den Notausgang wieder herzugeben. Ich begann den Oberarzt zu nerven, denn ich wollte den Riesenpopel endlich aus meiner Nase haben. Ja, er wisse Bescheid, sagte der Oberarzt, eine Magensonde würde 24 Stunden am Tag stören. Später kam eine Schwester und meinte, sie wolle sich bei mir einschleimen. Das hatte natürlich keine Schwester nötig. Sie hätten einen Anruf bekommen, die Sonde könne raus. Welche Erleichterung für mich, den Schlauch endlich loszuwerden. Meine Tage in der Intensivstation waren gezählt.
Ich war die ganze Zeit im wahrsten Sinne des Wortes ans Bett gefesselt. Ohne die Schwestern konnte ich mich nicht von der Kabelei befreien. Das Bett allein zu verlassen war unmöglich. Rechts hing eine ganze Batterie von Flaschen, links der Überwachungsmonitor. Ich war mit allem verkabelt und fühlte mich mehr wie einer meiner Server. Wenn ich mit den Augen klimperte oder hustete, wusste die Schwester Bescheid. Um meine Ausscheidungen musste ich mich nicht kümmern. Ich hatte einen Blasenkatheter. Der Urin wurde seitlich am Bett in einem Behälter gesammelt. Dort, wo der Chirurg am Vorabend der Operation einen grünen Kuller gemalt hatte, prangte nun ein großer Beutel. Der fing das auf, was aus meinem Dünndarm kam. Der Rest, der mir von meinem Dickdarm verblieben war, ist stillgelegt. Die Schwester entleerte sowohl den Behälter als auch den Beutel.
In der Intensivstation befinden sich neun Betten, eine Schwester betreut drei Patienten. Nach der Operation wurde ich in eines der Zimmer in der Mitte platziert. Das erste, das ich wahrnahm, war das freundliche Gesicht einer Schwester, die sich liebevoll um mich kümmerte. Dann schwebte, wie bei "Alice im Wunderland", der Kopf einer anderen Schwester herein, die mir ausrichtete, mein Vater und mein Bruder würden sich freuen, dass die Operation so gut verlaufen wäre. An Schlafen war nicht zu denken. Es waren zuviele fremde Geräusche. Ich nickte immer nur für einige Minuten ein.
Am zweiten Tag wurde ein Notfall eingeliefert, und ich wurde chaotisch in ein anderes Zimmer verlegt. Die Schwestern entfernten in großer Eile die Flaschen und warfen sie auf mein Bett. Eine landete auf meinem Bauch. Aua! Das neue Zimmer erwies sich als Glücksfall. Es lag am Ende des Ganges, war doppelt so groß wie das alte, und es hatte ein großes Fenster nach draußen. Ich sah ein Gebäude in der Pompestraße, die Hauptstraße und die Grünanlage vor dem Kreiskrankenhaus. In diese Welt wollte ich gerne zurück.
Aber am Anfang konnte ich nichts alleine. Die Schwester wusch mich. Später, als es mir besser ging, setzten sie mich entweder im Zimmer vor eine Waschschüssel oder schoben mich im Patientenstuhl ins Bad vors Waschbecken. Natürlich brauchte ich unendlich lange, aber Zeit hatte ich ja mehr als genug. Für die Schwestern war es eine Entlastung und für mich ein Stückchen Selbstständigkeit. Im Krankenhaus bekommt man Duschgel, aber ich benutzte mein eigenes. Ich hatte mir in der Drogerie Duschgel, Parfümdeo und Parfüm in zartem Altrosa mit einem Schwan als Logo gekauft. Als ich von einer Schwester untergehakt den Gang vom Bad zu meinem Zimmer an den anderen Schwestern vorbeimarschierte, riefen sie im Chor, ich solle noch mal zurückkommen. Es würde so gut riechen.
Immer, wenn die Schwestern etwas vorschlugen wie hinsetzen, aufstehen oder laufen, sagte ich "Wir versuchen das." Am Anfang hüpfte die Kommode neben meinem Bett auf und ab, und keiner hielt das Zimmer an. Beim ersten Aufbruch zum Wandern über den Gang wurde mir nach dem zweiten Schritt schwarz vor Augen. Ich musste wieder zurück ins Bett. Aber wir versuchten es einfach immer wieder. Irgendwann hüpfte die Kommode nicht mehr, und ich ging, unterstützt von einer Schwester, den Gang entlang zum Bad. Ich bekam von den Schwestern jede Hilfe, die ich brauchte, und ohne sie hätte ich die Sache wohl nicht so gut überstanden.
Denn einen Krankenhausrekord halte ich bestimmt. Ich musste mich mehrfach übergeben. Aber nicht die Anzahl der Brechanfälle war rekordverdächtig, sondern die ausgeschiedene Menge pro Würgeattacke. Die Schwester sagte, ich würde mehr brechen als eine Schwangere. Der Oberarzt sprach von schwallartigem Erbrechen. Ich glaube, die Schwestern schlossen schon Wetten ab, ob ich mich wieder übergeben hätte. Bezeichnenderweise hatte ich auch so einen Anfall, als mich mein Vati und mein Bruder besuchten. Die Pappschalen reichten nicht. Meine Lieben wurden aus dem Zimmer geführt. Das Bett wurde neu bezogen, und ich erhielt ein neues Nachthemd. Bis das Bett fertig war, musste ich stehen. Der Zivi hielt mich fest und bot mir an, falls ich nicht mehr stehen könne, sollte ich auf ihn fallen. Ich hielt durch, ohne das nette Angebot zu nutzen. Meine Leute durften wieder ins Zimmer. Das war aber nicht der letzte Brechanfall am Tag. Der Oberarzt drohte mir, noch einmal und er setzt mir am nächsten Tag eine Magensonde.
Mein Magen schleuderte ungeachtet dieser Warnung weiter einen schwarzgrünen Brei. Gut, anstelle von meinem Magen hätte ich dieses Zeug auch nicht weitergereicht. Der Oberarzt machte am nächsten Tag seine Drohung war und setzte mir durchs rechte Nasenloch die Magensonde. Nun hatte ich einen Riesenpopel an der Nase hängen und ein störendes etwas im Rachen. Bei der Visite wurde festgelegt, es mit mir und meinem Magen noch mal im Guten zu versuchen. Die drohende Endlösung wäre, wie der Chef mir sagte, noch mal aufmachen. Sie vermuteten, dass eventuell irgendetwas abgeknickt sein könnte. Alles wieder auf Anfang war keine gute Aussicht.
Die Magensonde endete in einem Beutel in Kopfhöhe, das sollte als Überlaufventil dienen. Aber die Sache war schlecht eingestellt. Es würgte mich, bevor der Brei in den Beutel lief. Mit Hilfe einer Schwester konnte ich den Arzt überzeugen den Beutel tiefer zu hängen. So ging es für mich wenigstens ohne Gewürge ab. Der schwarzgrüne Brei floss durch die Sonde in den Beutel. Die Schwestern und ich hatten nur darauf zu achten, dass der Schlauch nicht verstopfte. Ein Ventil musste gewechselt werden, es war dicht. Vom zähflüssigen Kontrastmittel fürs Röntgen lief etwas in die Sonde, und die Schwester musste sie wieder freispülen. Ich weiß nicht wie oft in der Zeit im Krankenhaus mein Bauch geröntgt wurde.
Nach der Batterie rechts neben mir zu urteilen bekam ich jetzt andere Medikamente. Am Abend stolperte ein offensichtlich übermüdeter Chirurg über mein Bett und sagte dann entschuldigend, er müsse auch mal wieder schlafen. Gekommen war er, weil ihm etwas auf dem Röntgenbild nicht gefallen hatte. Das bedeutete Darmuntersuchung, die angeblich nur ein klein wenig unangenehm sein sollte. Das war natürlich stark untertrieben, und ich habe mich auch gleich beschwert. Immer, wenn ich jetzt gefragt werde, ob ich gegen irgendetwas allergisch reagiere, bin ich versucht zu sagen, ja gegen Darmuntersuchungen. Der Chirurg erzählte mir, die Operation wäre so gut verlaufen, dass er geglaubt hätte, ich würde jetzt Schonkost essen. In Wirklichkeit hatte ich neben der künstlichen Ernährung gerade mal einen kleinen Becher Joghurt geschlappert und nichts weiter.
Nach einer meiner besonders eindrucksvollen Würgeattacken zerrte die Schwester den Arzt an mein Bett, damit er sich das nun schwarzgrün umgefärbte ehemals weiße Bettzeug anschauen konnte. Der Arzt rief empört meinen Namen und stellte dann fest, ich hätte ihm ja auf die Schuhe spucken können, wenn er nahe genug gestanden hätte. Ich gab zu, dass das ursprünglich meine Absicht gewesen wäre, aber er war einfach zu weit weg.
Der Zivi tröstete mich. Andere Patienten mit künstlichem Darmausgang hätten auch viel gebrochen. Er schob mir einen Fernseher ins Zimmer, damit ich etwas Abwechselung hatte. Das erste, was ich in den Nachrichten sah, waren Berichte über den Terroranschlag in London, und dass Tony Blair die Antiterrormaßnahmen verschärfen wolle. Da hatte ich es gleich wieder satt. Ich war in Birmingham gewesen, und es war ein Schock für mich, die dritte Welt mitten in Europa zu erleben. Dem Frust dieser Leute wird man kaum mit schärferen Gesetzen beikommen können. Die einzige Sendung, die ich sehen wollte, war die Tour de France. Den Ton stellte ich leise und zwischendurch nickt ich auch ein paar mal ein.
Ich bewundere die Radfahrer, die sich durchs Gelände quälen. Im Gegensatz zu einigen andere Sportlern gehört schon eine große Portion Durchhaltevermögen dazu, um am Ende der Etappe auch anzukommen. Völlig verfehlt und unfair fand ich wiedermal die deutschen Kommentatoren über Jan Ulrich. Lance Armstrong ist nun mal der bessere Mann, und nicht nur der erste Platz ist aller Ehre Wert. Schön, dass wenigstens Armstrong, zu einer Zeit als Ulrich noch weit davon entfernt war, sagte, er traue Jan den dritten Platz zu. Den hat er ja auch am Ende erreicht.
Ich selbst kämpfte weiter gegen das Würgen. Der Arzt wollte den Abflussbeutel wieder auf Kopfhöhe hängen. Ich erklärte ihm, das wäre Folter. Wenn er den Beutel gleich wieder in Kopfhöhe hängen würde, würde er mich und meinen Magen in Panik versetzen. In harten Verhandlungen einigten wir uns schließlich den Beutel schrittweise bis auf Kopfhöhe zu hängen. Eine der Schwester sagte zu mir, sie hätten sich über mich Gedanken gemacht. Da mir meistens nachmittags schlecht wurde, vermuteten sie, dass ich mir am Tage zuviel aufbürden würde. Ich solle einen Gang zurückschalten. Die Schwestern waren die Experten, und ich hielt mich an ihren Rat. Der Physiotherapeutin sagte ich fortan, dass ich laufen wollte und nicht stundenlang sitzen, was mich viel mehr anstrengte.
Am Abend begann vermehrt Speichel in meinem Mund zu fließen. Für mich ein Zeichen, dass mein Magen wieder etwas zu tun bekommen wollte. Der Arzt schlug vor, es am nächsten Morgen mit Weißbrot zu versuchen, und ich stimmte zu. Meine erste feste Nahrung bestand aus zwei Scheiben Weißbrot mit Bienenhonig. Mittags gab es eine schöne Hühnersuppe mit viel Möhren, hm köstlich. Gewöhnlich ist das auch immer mein erstes Essen, wenn ich eine Weile krank war. Der Oberarzt spähte vorsichtig ins Zimmer und war erfreut, als ich ihm sagte, es wäre alles drin geblieben. Er klopfte dreimal auf den Türrahmen und meinte dabei, ohne ein bisschen Voodoo würde die Sache nicht gehen. Sein jüngerer Kollege klopfte praktischerweise auf seinen Kopf.
Von da an ging es aufwärts. Selbst als der Auffangbeutel wieder auf Kopfhöhe hing, dachte mein Magen nicht daran, das, was er erhielt, über den Notausgang wieder herzugeben. Ich begann den Oberarzt zu nerven, denn ich wollte den Riesenpopel endlich aus meiner Nase haben. Ja, er wisse Bescheid, sagte der Oberarzt, eine Magensonde würde 24 Stunden am Tag stören. Später kam eine Schwester und meinte, sie wolle sich bei mir einschleimen. Das hatte natürlich keine Schwester nötig. Sie hätten einen Anruf bekommen, die Sonde könne raus. Welche Erleichterung für mich, den Schlauch endlich loszuwerden. Meine Tage in der Intensivstation waren gezählt.
Mittwoch, 6. Juli 2005
Nach unten
Mittwoch, 6. Juli 2005, Kategorie: 'Krankengeschichten'
Ich musste am Morgen nicht lange warten, bis ich abgeholt wurde. Samt Bett wurde ich im Fahrstuhl hinuntergefahren.
Angst hatte ich keine, schon deshalb nicht, weil der Anästhesist, ein netter, kleiner, älterer Herr, mit mir scherzte. Während ich da auf dem Operationstisch lag, die Arme von mir gestreckt, kam ich mir vor wie gekreuzigt. Prompt bemerkte der Anästhesist, "Manche Patienten sprechen von Kreuzigung." "Ja", antwortete ich, "der Gedanke kam mir eben auch." Dann wurde es dunkel um mich.
Angst hatte ich keine, schon deshalb nicht, weil der Anästhesist, ein netter, kleiner, älterer Herr, mit mir scherzte. Während ich da auf dem Operationstisch lag, die Arme von mir gestreckt, kam ich mir vor wie gekreuzigt. Prompt bemerkte der Anästhesist, "Manche Patienten sprechen von Kreuzigung." "Ja", antwortete ich, "der Gedanke kam mir eben auch." Dann wurde es dunkel um mich.
Dienstag, 5. Juli 2005
Drinnen
Dienstag, 5. Juli 2005, Kategorie: 'Krankengeschichten'
Ich habe die Nacht über schlecht geschlafen. Um halb zwei kämpfte ich immer noch mit der Bettdecke.
Meine frechen Sittiche wussten heute morgen auch, dass irgendetwas im Busche war. Sonst machen sie kaum, dass ich den Käfig abgedeckt habe, einen Heidenrabatz. Heute jedoch saßen sie ungewohnt still auf der Stange und begnügten sich damit, mich aus ihren runden schwarzen Äuglein anzuschauen. Komisch, dass Tiere immer so ein Gespür für Veränderungen haben.
Das Wetter war heute morgen für mich. Den zwanzigminütigen Fußweg von meiner Wohnung zum Krankenhaus bewältigte ich per pedes. Der Himmel war bedeckt, und es war nicht mehr so heiß wie gestern. Ich hoffe, ich habe alles Nötige eingepackt. So richtig konnte mir keiner sagen, was man denn alles ins Krankenhaus mitnimmt.
In der Notaufnahme des Krankenhauses, wo ich mich melden sollte, wartete man schon auf mich. Als erstes durfte ich Blut spenden. Die Ärztin, die das erste Gespräch mit mir führte, musste telefonieren, um alle Befunde zusammenzubekommen. Irgendwie kam mir das doch alles bekannt vor.
Nun ist es raus, die Geschwulst in meinem Darm ist bösartig. Es ist Krebs. Die Ärztin zeigte mir anhand einer Abbildung, wo das Biest in meinem Bauch sitzt. Glück im Unglück, es hat noch nicht gestreut, und meine anderen Werte sind alle in Ordnung. Ich habe also gute Chancen die Sache heil zu überstehen. Der Ärztin sagte ich, dass mich die Diagnose nicht umhaue. Ich konnte mir so was denken. Mit den Tatsachen habe ich mich inzwischen abgefunden. Ich will wieder gesund werden!
Die Ärztin erklärte auf meine Frage, dass niemand wisse, wie es zu Darmkrebs komme. Völker, die sich hauptsächlich von Fisch ernähren würden, hätten diese Krankheit nicht. Da ich gern Fisch esse, wird er eine größere Rolle in meinem Ernährungsplan spielen, wenn ich wieder aus dem Krankenhaus raus bin. Die Ärztin sagte mir, ich müsse mit etwa vierzehn Tagen Krankenhausaufenthalt rechnen. Anschließend stünde mir eine Kur zu. Dieses Angebot werde ich auch nutzen.
Mein armer Arbeitskollege wird wohl auch weiterhin auf seinen wohlverdienten Urlaub verzichten müssen. Aber, wenn er meine Arbeit übernimmt, weis ich wenigstens, dass alles läuft. Sonst mache ich mir über meine Arbeit keine Gedanken. Das ist im Moment alles weit weg.
Dann musste ich zum Röntgen und zum EKG. Anschließend hat eine andere Ärztin die Narkose und die Schmerzstillung mit mir besprochen. Darmpatienten bleiben nach der Operation in der Intensivstation. Ich werde künstlich ernährt werden und einige Schläuche im Körper haben. Wie wird das sein? Wie fühlt man sich da?
Auf Station hat man mich zu zwei schon operierten Frauen ins Zimmer gelegt. Dann kam die Schwester und verpasste mir einen kleinen Einlauf, wie sie sagte. Uah!
Die jüngere meiner Zimmergenossinnen ist gestern an der Galle operiert worden. Ihr geht es nicht besonders gut. Sie scheint starke Schmerzen zu haben. Die ältere Dame ist 75 Jahre alt. Ihr wurde in der letzten Woche wegen eines Tumors eine Niere entfernt. Ich habe mich ein wenig mit ihr unterhalten. Sie ist sehr nett. Obwohl sie auch an Schmerzen leidet, ist sie doch sehr optimistisch.
Die Fenster unseres Zimmers zeigen nicht zur Stadt sondern in Richtung Haus Demmin. Ich kann also von hier die Umgebungsstraße zum Hanseufer und den Wald sehen.
Gerade sind die Schwestern gekommen. Ich musste mich entkleiden, ins berühmte rückenfreie Nachthemd schlüpfen und ins Bett klettern. In dem wurde ich zur Darmspiegelung gefahren. Wieder eine Darmspiegelung, ich hatte gedacht, das bliebe mir die nächste Zeit erspart. Diesmal lag ich nicht so bequem wie bei der erste. Ich musste auf ein Gestell klettern wie beim Frauenarzt. Sie fragten mich, ob es mir mit den Beinen behaglich wäre. Ich antwortete, dass egal wie ich liegen würde, es sei einfach nur unangenehm. Ich wurde auf diesem Gestell durch mehrere Türen gerollt. Offensichtlich hatten sie nicht mit meinen großen Füßen gerechnet, denn die touchierten einmal leicht den Rahmen.
Diese Untersuchung war wieder Erwarten nicht so schmerzhaft wie die erste Darmspiegelung. Die Ärztin erklärte mir, das Geschwür säße nicht 12 sondern nur 8 cm vom After entfernt. Es ist also ein Mastdarmkrebs. Für mich bedeutet das ganze, dass ich, zumindest für einige Zeit, einen künstlichen Darmausgang erhalte. Das ist natürlich ein Tiefschlag für mich. Wie kann man damit leben?
Die kleine Schwester hat mir gerade einen Krug mit Abführmittel gebracht. Wenn ich den ausgetrunken habe, dann darf ich mir Nachschlag holen. Mein Lieblingsort ist im Moment das Zimmer nebenan, die Toilette. Von dem Abführmittel habe ich inzwischen drei Krüge vertilgt. Angeblich sollten es 3 Liter sein, gefühlt waren es aber fünf. Mein Hintern schlägt schon wieder Fransen, und mein Darm kollert wie verrückt. Ich komme fast nicht mehr vom Klo herunter.
Weil ich von der Notaufnahme direkt auf die Station geschickt wurde, hatte ich keine Gelegenheit mir eine Telefonkarte zu besorgen. Ich habe die Schwester gefragt, ob sie mir behilflich ist. Aber sie hat es vergessen, es war viel zu tun auf der Station. Meine ältere Mitpatientin hat mir angeboten ihre Telefonkarte zu benutzen. Ich hatte zwei Telefonnummern, die von meinem Bruder und die von meiner besten Freundin. Ich rief meine Freundin an, weil es für mich leichter war, mit ihr zu reden. Ich teilte ihr mit, was ich habe, und dass ich morgen schon operiert werde. Meine Freundin brach am Telefon fast in Tränen aus, und ich musste sie trösten. Ich weiß, dass meine Verwandtschaft bei ihr anrufen wird.
Am Abend begrüßte mich der Chirurg. Er erklärte mir, was er morgen während der Operation zu tun gedenke. Auf diese Begegnung war ich gespannt gewesen. Denn egal wie fortschrittlich die Medizin auch ist, wichtig bleibt immer noch die Beziehung zwischen Arzt und Patient. Was nützen die neuesten Erkenntnisse und das beste Können, wenn der Patient seinem Arzt nicht vertraut. Dem Operateur, einem großen, schmalen, jungenhaften Typ vertraute ich sofort. Ich brauchte also nicht spontan aus dem Bett zu flüchten, in rückenfreiem Nachthemd, Socken und Badelatschen. Was hätten sie in dem Fall gemacht? Mich wieder eingefangen?
Der Chirurg malte mir einen großen, grünen, runden Kuller auf den Bauch. Dort wird später der künstliche Darmausgang sitzen. Ich habe Chancen, dass er später wieder nach innen verlegt werden kann. Ich habe der alten Dame erklärt, selbst wenn nicht werde ich mich damit abfinden. Ich will leben! Ich duschte ausgiebig, denn ich werde es eine lange Zeit nicht können. Der grüne Kuller blieb auf meinem Bauch.
Meine frechen Sittiche wussten heute morgen auch, dass irgendetwas im Busche war. Sonst machen sie kaum, dass ich den Käfig abgedeckt habe, einen Heidenrabatz. Heute jedoch saßen sie ungewohnt still auf der Stange und begnügten sich damit, mich aus ihren runden schwarzen Äuglein anzuschauen. Komisch, dass Tiere immer so ein Gespür für Veränderungen haben.
Das Wetter war heute morgen für mich. Den zwanzigminütigen Fußweg von meiner Wohnung zum Krankenhaus bewältigte ich per pedes. Der Himmel war bedeckt, und es war nicht mehr so heiß wie gestern. Ich hoffe, ich habe alles Nötige eingepackt. So richtig konnte mir keiner sagen, was man denn alles ins Krankenhaus mitnimmt.
In der Notaufnahme des Krankenhauses, wo ich mich melden sollte, wartete man schon auf mich. Als erstes durfte ich Blut spenden. Die Ärztin, die das erste Gespräch mit mir führte, musste telefonieren, um alle Befunde zusammenzubekommen. Irgendwie kam mir das doch alles bekannt vor.
Nun ist es raus, die Geschwulst in meinem Darm ist bösartig. Es ist Krebs. Die Ärztin zeigte mir anhand einer Abbildung, wo das Biest in meinem Bauch sitzt. Glück im Unglück, es hat noch nicht gestreut, und meine anderen Werte sind alle in Ordnung. Ich habe also gute Chancen die Sache heil zu überstehen. Der Ärztin sagte ich, dass mich die Diagnose nicht umhaue. Ich konnte mir so was denken. Mit den Tatsachen habe ich mich inzwischen abgefunden. Ich will wieder gesund werden!
Die Ärztin erklärte auf meine Frage, dass niemand wisse, wie es zu Darmkrebs komme. Völker, die sich hauptsächlich von Fisch ernähren würden, hätten diese Krankheit nicht. Da ich gern Fisch esse, wird er eine größere Rolle in meinem Ernährungsplan spielen, wenn ich wieder aus dem Krankenhaus raus bin. Die Ärztin sagte mir, ich müsse mit etwa vierzehn Tagen Krankenhausaufenthalt rechnen. Anschließend stünde mir eine Kur zu. Dieses Angebot werde ich auch nutzen.
Mein armer Arbeitskollege wird wohl auch weiterhin auf seinen wohlverdienten Urlaub verzichten müssen. Aber, wenn er meine Arbeit übernimmt, weis ich wenigstens, dass alles läuft. Sonst mache ich mir über meine Arbeit keine Gedanken. Das ist im Moment alles weit weg.
Dann musste ich zum Röntgen und zum EKG. Anschließend hat eine andere Ärztin die Narkose und die Schmerzstillung mit mir besprochen. Darmpatienten bleiben nach der Operation in der Intensivstation. Ich werde künstlich ernährt werden und einige Schläuche im Körper haben. Wie wird das sein? Wie fühlt man sich da?
Auf Station hat man mich zu zwei schon operierten Frauen ins Zimmer gelegt. Dann kam die Schwester und verpasste mir einen kleinen Einlauf, wie sie sagte. Uah!
Die jüngere meiner Zimmergenossinnen ist gestern an der Galle operiert worden. Ihr geht es nicht besonders gut. Sie scheint starke Schmerzen zu haben. Die ältere Dame ist 75 Jahre alt. Ihr wurde in der letzten Woche wegen eines Tumors eine Niere entfernt. Ich habe mich ein wenig mit ihr unterhalten. Sie ist sehr nett. Obwohl sie auch an Schmerzen leidet, ist sie doch sehr optimistisch.
Die Fenster unseres Zimmers zeigen nicht zur Stadt sondern in Richtung Haus Demmin. Ich kann also von hier die Umgebungsstraße zum Hanseufer und den Wald sehen.
Gerade sind die Schwestern gekommen. Ich musste mich entkleiden, ins berühmte rückenfreie Nachthemd schlüpfen und ins Bett klettern. In dem wurde ich zur Darmspiegelung gefahren. Wieder eine Darmspiegelung, ich hatte gedacht, das bliebe mir die nächste Zeit erspart. Diesmal lag ich nicht so bequem wie bei der erste. Ich musste auf ein Gestell klettern wie beim Frauenarzt. Sie fragten mich, ob es mir mit den Beinen behaglich wäre. Ich antwortete, dass egal wie ich liegen würde, es sei einfach nur unangenehm. Ich wurde auf diesem Gestell durch mehrere Türen gerollt. Offensichtlich hatten sie nicht mit meinen großen Füßen gerechnet, denn die touchierten einmal leicht den Rahmen.
Diese Untersuchung war wieder Erwarten nicht so schmerzhaft wie die erste Darmspiegelung. Die Ärztin erklärte mir, das Geschwür säße nicht 12 sondern nur 8 cm vom After entfernt. Es ist also ein Mastdarmkrebs. Für mich bedeutet das ganze, dass ich, zumindest für einige Zeit, einen künstlichen Darmausgang erhalte. Das ist natürlich ein Tiefschlag für mich. Wie kann man damit leben?
Die kleine Schwester hat mir gerade einen Krug mit Abführmittel gebracht. Wenn ich den ausgetrunken habe, dann darf ich mir Nachschlag holen. Mein Lieblingsort ist im Moment das Zimmer nebenan, die Toilette. Von dem Abführmittel habe ich inzwischen drei Krüge vertilgt. Angeblich sollten es 3 Liter sein, gefühlt waren es aber fünf. Mein Hintern schlägt schon wieder Fransen, und mein Darm kollert wie verrückt. Ich komme fast nicht mehr vom Klo herunter.
Weil ich von der Notaufnahme direkt auf die Station geschickt wurde, hatte ich keine Gelegenheit mir eine Telefonkarte zu besorgen. Ich habe die Schwester gefragt, ob sie mir behilflich ist. Aber sie hat es vergessen, es war viel zu tun auf der Station. Meine ältere Mitpatientin hat mir angeboten ihre Telefonkarte zu benutzen. Ich hatte zwei Telefonnummern, die von meinem Bruder und die von meiner besten Freundin. Ich rief meine Freundin an, weil es für mich leichter war, mit ihr zu reden. Ich teilte ihr mit, was ich habe, und dass ich morgen schon operiert werde. Meine Freundin brach am Telefon fast in Tränen aus, und ich musste sie trösten. Ich weiß, dass meine Verwandtschaft bei ihr anrufen wird.
Am Abend begrüßte mich der Chirurg. Er erklärte mir, was er morgen während der Operation zu tun gedenke. Auf diese Begegnung war ich gespannt gewesen. Denn egal wie fortschrittlich die Medizin auch ist, wichtig bleibt immer noch die Beziehung zwischen Arzt und Patient. Was nützen die neuesten Erkenntnisse und das beste Können, wenn der Patient seinem Arzt nicht vertraut. Dem Operateur, einem großen, schmalen, jungenhaften Typ vertraute ich sofort. Ich brauchte also nicht spontan aus dem Bett zu flüchten, in rückenfreiem Nachthemd, Socken und Badelatschen. Was hätten sie in dem Fall gemacht? Mich wieder eingefangen?
Der Chirurg malte mir einen großen, grünen, runden Kuller auf den Bauch. Dort wird später der künstliche Darmausgang sitzen. Ich habe Chancen, dass er später wieder nach innen verlegt werden kann. Ich habe der alten Dame erklärt, selbst wenn nicht werde ich mich damit abfinden. Ich will leben! Ich duschte ausgiebig, denn ich werde es eine lange Zeit nicht können. Der grüne Kuller blieb auf meinem Bauch.
Dienstag, 5. Juli 2005
Im Krankenhaus
Dienstag, 5. Juli 2005, Kategorie: 'Krankengeschichten'
Mir geht es so lala. Heute morgen war ich zur Computertomographie im Demminer Krankenhaus. Es ist vollständig neugebaut. Wegen seiner Farbe wird es in der Stadt das Rote Krankenhaus genannt. Wir haben hier auch noch ein weißes.
Ich habe Krankenhäuser bisher nur von außen gesehen und noch nie als Patient von innen. Ein neues Krankenhaus in hellen freundlichen Farben wirkt auf die Patienten nicht so abschreckend wie ein altes düsteres. Akzente waren hier in Gelb gesetzt. Ob Gelb immer noch eine meiner Lieblingsfarben ist, werden wir sehen, wenn die Behandlung beendet ist.

Vor der CT gab es ein Gespräch mit dem Facharzt. Er wollte von mir wissen, was ich genau hätte, und ob bei mir eine Biopsie gemacht worden wäre. Keine Ahnung, das wüsste ich auch alles gern. Ich weis nur, dass ich vermutlich ein Darmgeschwür habe. Es darf auch etwas mehr sein, zwei oder drei vielleicht. Der Arzt erzählte mir, welche Nebenwirkungen die Kontrastmittel hätten. Er erklärte vor einer Operation wie die, die mich erwartet, würde so ein Check gemacht, um den Zustand der anderen Organe, der Leber z.B., zu überpüfen. Ich hoffe doch, meine Leber arbeitet gut. Die Arbeit meines Darms kann ich verfolgen, denn seit der Spiegelung kollert er wie verrückt.
Ich musste dann ein Wässerchen trinken, das leicht nach Pfefferminze roch, gefühlte Menge: 3 Liter. Ein älterer Herr mir gegenüber, den seine Familie in einem Rollstuhl hereingeschoben hatte, hatte deutlich Mühe die geforderte Menge zu trinken. Im Behandlungsraum lag ich auf einem Tisch. Die Schwester schob mir ein Kissen unter die Knie. So hatte ich es doch sehr bequem, vor mir ein riesenhaftes Gebilde, das aussah wie das Stargate. Ab und zu wurde ich samt Tisch in dieses Sternentor geschoben, wobei ich dann die Luft anhalten musste. Ich erwartete immer sehnlichst das Kommando zum Weiteratmen.
Mir wurde ein Kontrastmittel gespritzt. Die Schwester hatte mich zuvor gewarnt, ich solle nicht erschrecken. Danach hätte man das Gefühl, als würde die Blase undicht sein, äußerst war und äußerst merkwürdig. Nach der Computertomographie hatte ich Grund genug, die Toiletten des Hauses zu erkunden.
Danach eilte ich zu meiner Arbeitsstelle. In Eile war ich deshalb, weil die Blase schon wieder drückte. Meinen Arbeitsplatz musste ich notgedrungen aufsuchen, um ein Update und einige Patche einzuspielen vor allen Dingen aber, um meinem Kollegen meine Arbeit aufzuhalsen und ihm den Urlaub zu versauen. Wir sind beide verantwortlich für unsere Unixsysteme, und einer von uns zweien sollte anwesend sein. Mein Kollege wäre planmäßig nächste Woche in Urlaub gegangen. Daraus wird nun wohl nichts werden.
Ich konnte ihm nicht mal sagen, wie lange ich ausfalle, denn das weis ich immer noch nicht genau. Auch für mich ist das nicht gerade toll. Morgen um 8.00 Uhr rücke ich ins Krankenhaus ein. Also Ihr drei Leutchen, die Ihr regelmäßig dieses Blog lest, vermutlich wird es die nächsten zwei Wochen in diesem und meinen anderen Blogs recht still werden. Was aber ein echter Blogger ist, so jemand kann natürlich auch nicht mit dem Schreiben aufhören, nur weil gerade mal kein PC erreichbar ist. Neben einem dicken Wälzer habe ich ein Schreibheft und einen Stift in die Tasche gesteckt. Ich kann also meine Krankenhauserlebnisse posten, wenn ich wieder zurück bin.
Drückt mir die Daumen! Bis bald, Leute.
Ich habe Krankenhäuser bisher nur von außen gesehen und noch nie als Patient von innen. Ein neues Krankenhaus in hellen freundlichen Farben wirkt auf die Patienten nicht so abschreckend wie ein altes düsteres. Akzente waren hier in Gelb gesetzt. Ob Gelb immer noch eine meiner Lieblingsfarben ist, werden wir sehen, wenn die Behandlung beendet ist.

Vor der CT gab es ein Gespräch mit dem Facharzt. Er wollte von mir wissen, was ich genau hätte, und ob bei mir eine Biopsie gemacht worden wäre. Keine Ahnung, das wüsste ich auch alles gern. Ich weis nur, dass ich vermutlich ein Darmgeschwür habe. Es darf auch etwas mehr sein, zwei oder drei vielleicht. Der Arzt erzählte mir, welche Nebenwirkungen die Kontrastmittel hätten. Er erklärte vor einer Operation wie die, die mich erwartet, würde so ein Check gemacht, um den Zustand der anderen Organe, der Leber z.B., zu überpüfen. Ich hoffe doch, meine Leber arbeitet gut. Die Arbeit meines Darms kann ich verfolgen, denn seit der Spiegelung kollert er wie verrückt.
Ich musste dann ein Wässerchen trinken, das leicht nach Pfefferminze roch, gefühlte Menge: 3 Liter. Ein älterer Herr mir gegenüber, den seine Familie in einem Rollstuhl hereingeschoben hatte, hatte deutlich Mühe die geforderte Menge zu trinken. Im Behandlungsraum lag ich auf einem Tisch. Die Schwester schob mir ein Kissen unter die Knie. So hatte ich es doch sehr bequem, vor mir ein riesenhaftes Gebilde, das aussah wie das Stargate. Ab und zu wurde ich samt Tisch in dieses Sternentor geschoben, wobei ich dann die Luft anhalten musste. Ich erwartete immer sehnlichst das Kommando zum Weiteratmen.
Mir wurde ein Kontrastmittel gespritzt. Die Schwester hatte mich zuvor gewarnt, ich solle nicht erschrecken. Danach hätte man das Gefühl, als würde die Blase undicht sein, äußerst war und äußerst merkwürdig. Nach der Computertomographie hatte ich Grund genug, die Toiletten des Hauses zu erkunden.
Danach eilte ich zu meiner Arbeitsstelle. In Eile war ich deshalb, weil die Blase schon wieder drückte. Meinen Arbeitsplatz musste ich notgedrungen aufsuchen, um ein Update und einige Patche einzuspielen vor allen Dingen aber, um meinem Kollegen meine Arbeit aufzuhalsen und ihm den Urlaub zu versauen. Wir sind beide verantwortlich für unsere Unixsysteme, und einer von uns zweien sollte anwesend sein. Mein Kollege wäre planmäßig nächste Woche in Urlaub gegangen. Daraus wird nun wohl nichts werden.
Ich konnte ihm nicht mal sagen, wie lange ich ausfalle, denn das weis ich immer noch nicht genau. Auch für mich ist das nicht gerade toll. Morgen um 8.00 Uhr rücke ich ins Krankenhaus ein. Also Ihr drei Leutchen, die Ihr regelmäßig dieses Blog lest, vermutlich wird es die nächsten zwei Wochen in diesem und meinen anderen Blogs recht still werden. Was aber ein echter Blogger ist, so jemand kann natürlich auch nicht mit dem Schreiben aufhören, nur weil gerade mal kein PC erreichbar ist. Neben einem dicken Wälzer habe ich ein Schreibheft und einen Stift in die Tasche gesteckt. Ich kann also meine Krankenhauserlebnisse posten, wenn ich wieder zurück bin.
Drückt mir die Daumen! Bis bald, Leute.
Samstag, 2. Juli 2005
Wechselnde Stimmung
Samstag, 2. Juli 2005, Kategorie: 'Krankengeschichten'
Seit Donnerstag fahre ich Achterbahn. Meine Stimmung wechselt zwischen angstvoller Verzweiflung und hoffnungsvollem Optimismus. Am schlimmsten ging es mir Donnerstagabend. Ich habe vier Tempotaschentücher vollgeheult. Freitagfrüh war ich dann erneut in Panik. Beim Telefonanruf bei meinem Hausarzt habe ich erfahren, dass ich Montag zur Computertomographie und Dienstag ins Krankenhaus muss.
Das schlimme an der Sache ist nicht, dass ich ein oder mehrere Darmgeschwüre habe, sondern dass ich alles allein stemmen muss. Meine Großfamilie ist noch in Takt, nur die anderen leben in Berlin. Sie reagieren unterschiedlich darauf. Die meisten Sorgen machen sich meine Tante und mein Onkel. Mein Onkel hätte mich ja am liebsten zur Darmspiegelung begleitet. Aber das ging auch ganz gut alleine. Mein Vati, der selbst eine schwere Operation hinter sich gebracht hat, erzählte mir, wie er davor und danach hungern musste. Auf seine Frage, wann er denn etwas zu essen bekäme, wurde nach seinem Stuhlgang geforscht. Er meinte, wo der wohl herkommen solle, wenn er nichts im Magen hätte.
Mein Stuhlgang stellte sich gleich am Tag nach der Koloskopie wieder ein. Ich konnte auch wieder gefahrlos pupsen, ohne dass die Hose voll war. Neu hinzugekommen ist ein ständiges Kollern im Darm und ein rechtsseitiger dumpfer Dauerschmerz. Der lässt sich aber noch aushalten. Die Diagnose hatte mir den Appetit verhagelt. Sonst koche ich mir abends meine Hauptmahlzeit. Die nächsten beiden Abende nach der Spiegelung hatte ich dazu keinen Antrieb. Getreu dem Motto:
Also bin ich gestern nachmittag als erste Maßnahme zum Frisör gegangen und habe mir einen neuen Haarschnitt verpassen lassen. Ich muss mir alle zwei Tage die Haare waschen, damit die Frisur sitzt. Dazu werde ich aber wegen der Operation kaum kommen. Wenn die Haare so an mir herunterbaumeln, sehe ich noch leidender aus. Ich möchte weder mich noch andere erschrecken. Einen Termin hatte ich nicht, aber trotzdem Glück. Die jüngste der Damen nahm sich meiner Haartracht an. Sie zeigte auf das Foto eines Models mit modischer Kurzhaarfrisur und fragte, ob sie mir die Haare so schneiden solle. Na klar! Von dem Ergebnis waren wir beide begeistert. Ich verließ recht beschwingt das Frisörgeschäft, um zur Hansebibliothek zu gehen.
Ich hatte zwar im Internet und in der Encarta gestöbert, aber ich suchte noch nach genaueren Informationen über Darmerkrankungen. Die Bibliothek bietet eine reiche Themenauswahl, nur ich bin nicht lesbisch, habe keine Depressionen, will keine Diät machen und Männer vergewaltigen, will ich auch nicht. Zu Darmerkrankungen gab es rein gar nichts. Also griff ich mir das Buch "Aktiv gegen den Krebs" von Gerhard Leibhold. Das Buch ist gut. Es schildert, wie sich Geschwüre bilden, wie sie erkannt und behandelt werden. Außerdem gibt es ein Kapitel wie Nachsorge Rückfälle verhindert. Es geht mir vor allem darum, was ich selber tun kann. Da fühle ich mich der Krankheit nicht völlig ausgeliefert. Bloggen gehört auch zu meiner Therapie. Die Ängste beschreiben macht sie kleiner.
Im Moment geht es mir also ganz gut. Seit gestern abend koche ich mir auch wieder was zu essen. Hoffen wir, dass es so bleibt.
Das schlimme an der Sache ist nicht, dass ich ein oder mehrere Darmgeschwüre habe, sondern dass ich alles allein stemmen muss. Meine Großfamilie ist noch in Takt, nur die anderen leben in Berlin. Sie reagieren unterschiedlich darauf. Die meisten Sorgen machen sich meine Tante und mein Onkel. Mein Onkel hätte mich ja am liebsten zur Darmspiegelung begleitet. Aber das ging auch ganz gut alleine. Mein Vati, der selbst eine schwere Operation hinter sich gebracht hat, erzählte mir, wie er davor und danach hungern musste. Auf seine Frage, wann er denn etwas zu essen bekäme, wurde nach seinem Stuhlgang geforscht. Er meinte, wo der wohl herkommen solle, wenn er nichts im Magen hätte.
Mein Stuhlgang stellte sich gleich am Tag nach der Koloskopie wieder ein. Ich konnte auch wieder gefahrlos pupsen, ohne dass die Hose voll war. Neu hinzugekommen ist ein ständiges Kollern im Darm und ein rechtsseitiger dumpfer Dauerschmerz. Der lässt sich aber noch aushalten. Die Diagnose hatte mir den Appetit verhagelt. Sonst koche ich mir abends meine Hauptmahlzeit. Die nächsten beiden Abende nach der Spiegelung hatte ich dazu keinen Antrieb. Getreu dem Motto:
Das bisschen, was ich esse, kann ich auch trinken.Habe ich mir je ein Bierchen eingepfiffen. Mein Bauch entspannte sich, und ich konnte wenigstens hervorragend schlafen. Die Frage, warum nun gerade ich mit einem Darmgeschwür gesegnet bin, stelle ich mir nicht. In meinem Beruf wurde ich darauf trainiert, Lösungen für Probleme zu finden, und nicht mich in sinnlosen Fragen zu verlieren, auf die kein Mensch eine Antwort weiß. Das ist was für Theologen. Die Sache ist nicht zu ändern, und ich muss zusehen, wie ich da heil wieder herauskomme.
Also bin ich gestern nachmittag als erste Maßnahme zum Frisör gegangen und habe mir einen neuen Haarschnitt verpassen lassen. Ich muss mir alle zwei Tage die Haare waschen, damit die Frisur sitzt. Dazu werde ich aber wegen der Operation kaum kommen. Wenn die Haare so an mir herunterbaumeln, sehe ich noch leidender aus. Ich möchte weder mich noch andere erschrecken. Einen Termin hatte ich nicht, aber trotzdem Glück. Die jüngste der Damen nahm sich meiner Haartracht an. Sie zeigte auf das Foto eines Models mit modischer Kurzhaarfrisur und fragte, ob sie mir die Haare so schneiden solle. Na klar! Von dem Ergebnis waren wir beide begeistert. Ich verließ recht beschwingt das Frisörgeschäft, um zur Hansebibliothek zu gehen.
Ich hatte zwar im Internet und in der Encarta gestöbert, aber ich suchte noch nach genaueren Informationen über Darmerkrankungen. Die Bibliothek bietet eine reiche Themenauswahl, nur ich bin nicht lesbisch, habe keine Depressionen, will keine Diät machen und Männer vergewaltigen, will ich auch nicht. Zu Darmerkrankungen gab es rein gar nichts. Also griff ich mir das Buch "Aktiv gegen den Krebs" von Gerhard Leibhold. Das Buch ist gut. Es schildert, wie sich Geschwüre bilden, wie sie erkannt und behandelt werden. Außerdem gibt es ein Kapitel wie Nachsorge Rückfälle verhindert. Es geht mir vor allem darum, was ich selber tun kann. Da fühle ich mich der Krankheit nicht völlig ausgeliefert. Bloggen gehört auch zu meiner Therapie. Die Ängste beschreiben macht sie kleiner.
Im Moment geht es mir also ganz gut. Seit gestern abend koche ich mir auch wieder was zu essen. Hoffen wir, dass es so bleibt.
Donnerstag, 30. Juni 2005
Koloskopie und danach
Donnerstag, 30. Juni 2005, Kategorie: 'Krankengeschichten'
Der Taxifahrer war pünktlich. In der Praxis war es nicht sehr voll aber die Untersuchungen schon im Gange. Die Schwester erzählte mir später, dass der Normalfall drei bis vier Magenspiegelungen und eine Darmspiegelung am Behandlungstage wäre. Manchmal wären es auch vier Darmspiegelungen, damit die Patienten nicht so lange warten müssten. Dieser Facharzt für Inneres ist der einzige, der im Landkreis Demmin diese Untersuchungsarten durchführt. Die Alternative wäre, gut 50 km entfernt nach Greifswald oder Neubrandenburg zu fahren.
Die Sprechstundenhilfe händigte mir ein Faltblatt aus, in dem die Untersuchungsmethode und die Alternativen mit Vor- und Nachteilen dargestellt wurden. Außerdem eine Beschreibung, wie die Darmspiegelung durchgeführt wird sowie Abbildungen des Darms und des Endoskops. Bei Beschwerden meiner Art würde eine totale Koloskopie, das heißt eine Innenschau bis zum Blinddarm, fällig. Das meiste davon wusste ich schon. Neu für mich war die Beschreibung der Darmpolypen, dazu hatte ich nichts Detailliertes gefunden. Ich hatte dann noch ein paar Kreuzchen zu setzen und zu unterschreiben, dass ich mit der Untersuchung einverstanden wäre. Was sonst, ich hätte mich wohl kaum durch die zwei vorrangegangenen Tage gequält, wenn nicht? Dann musste ich 8 Euronen dafür löhnen, dass ich während der Behandlung ruhiggestellt werde. Das halten Frau Schmidt und die gesetzliche Krankenkasse wohl für eine nicht erforderliche Zusatzleistung.
Der Doktor endoskopiert nicht nur die Verdauungsorgane, sondern führt auch eine ganz normale allgemeinärztliche Praxis. Eine seiner älteren Patientinnen erzählte, sie sei in diese Praxis gewechselt, weil ihre Ärztin ihre aus Altersgründen aufgegeben habe. Sie hoffe, sich nicht noch einmal einen neuen Hausarzt suchen zu müssen. Ja, dem Landkreis Demmin gehen über kurz oder lang die Praxen aus. Nachfolger sind nicht in Sicht. Die Gründe sind bekannt. Die verbliebenen Ärzte sind kaum in der Lage, die zusätzlichen Patienten mitzuversorgen. Wenn mein Hausarzt in Rente geht, muss ich mir wohl einen neuen in Greifswald oder Neubrandenburg suchen. Per gesetzlicher Verordnung wird dann bestimmt festgelegt sein, dass das zumutbar wäre für Patienten im ländlichen Raum.
Ein anderer Patient ein einundsiebzigjähriges pommersches Original, wie es nur hier zu finden ist, berichtete in einem liebenswerten Mischelmaschel aus Hoch- und Plattdeutsch von seiner Augenoperation. Jetzt könnte er wieder ohne Brille Auto fahren. Ja witzelte, die Sprechstundenhilfe, er könne nun die entgegenkommenden Fahrzeuge und die Straßenbäume erkennen. Nein, widersprach der alte Herr ganz ruhig, die habe er auch vorher gesehen, nur die Scheinwerfer seien riesengroß gewesen. Zum Beweis für seinen wiedererlangte Lesefähigkeit gab er den Inhalt einer weitentfernten Tafel zum besten. Außerdem erklärte er, sei er nur 100 m von diesem Ort geboren worden. Seine Mutter hätte es nicht mehr ins Krankenhaus geschafft. Die Oma musste helfen. Trotzdem sei die Hebamme gekommen um bei einer Tasse Bohnenkaffee, die Arbeit seiner Großmutter zu begutachten. Zu der damaligen Zeit wäre Bohnenkaffee noch etwas besonderes gewesen. Den gab es nicht alle Tage.
Hart sei sein Leben gewesen, erzählte er, hart aber gerecht. Er deutete auf seine Augen. Es sei schön, was heute alles möglich wäre. Aber, gab er zu bedenken, bei den meisten neuen Methoden, die im Fernsehen vorgestellt würden, käme der Zusatz, dass die Krankenkassen die Kosten nicht übernehmen würden. Ja, bei einer Gesundheitspolitik, wo Patienten zu Kunden und Ärzte zu Verkäufern mutieren, überkommt mich auch das nackte Grauen. Dienst am Menschen und Profitorientierung schließen sich gegenseitig aus.
Dann rief mich die Schwester herein, verpasste mir einen Einlauf und platzierte mich neben der Toilette. Die glich den Klos mancher Bahnhöfe. Es sah aus, als hätte jemand nach dem Einlauf auf das Becken gezielt aber den Abfalleimer getroffen. Nach dem Geschäft führte mich die Schwester in den Behandlungsraum. Ich musste mich unten entblößen. Die Socken durfte ich wenigstens anbehalten. Auf dem Untersuchungstisch lag ich recht bequem, während mir die Schwester ein schmerzstillendes Mittel spritzte. Nach einer Weile kam der Doktor und injizierte mir das Beruhigungsmittel. Dadurch verlor ich jegliches Zeitgefühl.
Das Endoskop selber spürte ich kaum, aber damit der Arzt etwas erkennt, wird Luft in den Darm geblasen. Damit wurde es unangenehm für mich, ich bekam üble Blähungen. Es war ein Gefühl, als rammte mir jemand ein Messer in den Unterleib und drehte es genüsslich herum. Sonst kralle ich mich irgendwo fest und krümme mich zusammen, bis die Blähungen nachlassen. Trotz Schmerz- und Betäubungsmittel war ich drauf und dran vom Behandlungstisch zu springen. Das hätte unfreiwillig komisch ausgesehen, mit dem Endoskop im Hintern. Schwester und Arzt deuteten mir, mich von der Seite auf den Rücken zu legen und die Beine leicht anzuziehen. Leider verschaffte mir das kaum Erleichterung. Dann hörte ich den Doktor sagen, "Da ist es." Auf dem Monitor sah ich meine Darmschleimhaut und darauf irgendetwas, was dort nicht hingehörte. Das Endoskop wurde entfernt.
Der Doktor schärfte mir ein, am nächsten Tag meinen Hausarzt aufzusuchen. Er sagte, da Patienten unter Betäubung sich manchmal nicht erinnern könnten, würden sie es mir auf den Briefumschlag für meinen Arzt schreiben. Die Schwester half mir, mich aufzusetzen. Das Tuch unter mir war blutig. Ich durfte mich wieder anziehen und erhielt meinen Briefumschlag. Draußen wartete schon mein Taxifahrer. Ich brauchte zwei Versuche, um einzusteigen.
Ich weiß, dass einige Promies, wie Susanne Stahnke, für die Darmspiegelung werben. Von mir gibt es keine Empfehlung. Der Tag des großen Scheißens vor der Untersuchung ist eine Tortour. Die Darmspiegelung selbst war für mich äußerst schmerzhaft. Um mit meinem Onkel zu sprechen, es hat mir nicht gefallen. Ich halte diese Folter nur für sinnvoll, wenn echte Beschwerden vorliegen sowie bei mir und nicht, weil es gerade in ist. Falls Ihr Darmkollern habt und anschließend in der Kloschüssel statt der erwarteten braunen Brühe eine rote Suppe erblickt, dann ist es Zeit, den Arzt aufzusuchen.
Mein Hausarzt heute morgen hat mir erklärt, dass der Doktor gestern die Untersuchung wegen meiner Schmerzen abgebrochen habe. Die Stelle, die die Blutungen verursacht, hätte er aber wahrscheinlich gefunden. Eine Computertomographie müsse den Rest klären. Trotzdem solle ich mich seelisch und moralisch darauf vorbereiten, dass an meinem Darm rumgeschnippelt wird. Und wie mach ich das? Wenn mein Hausarzt mit dem Chirurgen einen Termin für mich aushandeln will, sieht die Sache wohl ernst aus.
Es ist nicht besonders klug, sich in diesen beschissenen Zeiten eine schwere Darmerkrankung zuzulegen. Da wir hier in Deutschland noch keine britischen Verhältnisse haben, werde ich auch nicht anderthalb Jahre auf den Operationstermin warten müssen. Ich soll morgen bei meinem Hausarzt anrufen, um zu erfahren, wie es nun weitergeht. Bis Freitag nächster Woche bin ich krankgeschrieben. Aber sehen wir die Sache mal positiv. Heute bin ich immerhin dazugekommen, einen Riesenberg Wäsche zu waschen.
Die Sprechstundenhilfe händigte mir ein Faltblatt aus, in dem die Untersuchungsmethode und die Alternativen mit Vor- und Nachteilen dargestellt wurden. Außerdem eine Beschreibung, wie die Darmspiegelung durchgeführt wird sowie Abbildungen des Darms und des Endoskops. Bei Beschwerden meiner Art würde eine totale Koloskopie, das heißt eine Innenschau bis zum Blinddarm, fällig. Das meiste davon wusste ich schon. Neu für mich war die Beschreibung der Darmpolypen, dazu hatte ich nichts Detailliertes gefunden. Ich hatte dann noch ein paar Kreuzchen zu setzen und zu unterschreiben, dass ich mit der Untersuchung einverstanden wäre. Was sonst, ich hätte mich wohl kaum durch die zwei vorrangegangenen Tage gequält, wenn nicht? Dann musste ich 8 Euronen dafür löhnen, dass ich während der Behandlung ruhiggestellt werde. Das halten Frau Schmidt und die gesetzliche Krankenkasse wohl für eine nicht erforderliche Zusatzleistung.
Der Doktor endoskopiert nicht nur die Verdauungsorgane, sondern führt auch eine ganz normale allgemeinärztliche Praxis. Eine seiner älteren Patientinnen erzählte, sie sei in diese Praxis gewechselt, weil ihre Ärztin ihre aus Altersgründen aufgegeben habe. Sie hoffe, sich nicht noch einmal einen neuen Hausarzt suchen zu müssen. Ja, dem Landkreis Demmin gehen über kurz oder lang die Praxen aus. Nachfolger sind nicht in Sicht. Die Gründe sind bekannt. Die verbliebenen Ärzte sind kaum in der Lage, die zusätzlichen Patienten mitzuversorgen. Wenn mein Hausarzt in Rente geht, muss ich mir wohl einen neuen in Greifswald oder Neubrandenburg suchen. Per gesetzlicher Verordnung wird dann bestimmt festgelegt sein, dass das zumutbar wäre für Patienten im ländlichen Raum.
Ein anderer Patient ein einundsiebzigjähriges pommersches Original, wie es nur hier zu finden ist, berichtete in einem liebenswerten Mischelmaschel aus Hoch- und Plattdeutsch von seiner Augenoperation. Jetzt könnte er wieder ohne Brille Auto fahren. Ja witzelte, die Sprechstundenhilfe, er könne nun die entgegenkommenden Fahrzeuge und die Straßenbäume erkennen. Nein, widersprach der alte Herr ganz ruhig, die habe er auch vorher gesehen, nur die Scheinwerfer seien riesengroß gewesen. Zum Beweis für seinen wiedererlangte Lesefähigkeit gab er den Inhalt einer weitentfernten Tafel zum besten. Außerdem erklärte er, sei er nur 100 m von diesem Ort geboren worden. Seine Mutter hätte es nicht mehr ins Krankenhaus geschafft. Die Oma musste helfen. Trotzdem sei die Hebamme gekommen um bei einer Tasse Bohnenkaffee, die Arbeit seiner Großmutter zu begutachten. Zu der damaligen Zeit wäre Bohnenkaffee noch etwas besonderes gewesen. Den gab es nicht alle Tage.
Hart sei sein Leben gewesen, erzählte er, hart aber gerecht. Er deutete auf seine Augen. Es sei schön, was heute alles möglich wäre. Aber, gab er zu bedenken, bei den meisten neuen Methoden, die im Fernsehen vorgestellt würden, käme der Zusatz, dass die Krankenkassen die Kosten nicht übernehmen würden. Ja, bei einer Gesundheitspolitik, wo Patienten zu Kunden und Ärzte zu Verkäufern mutieren, überkommt mich auch das nackte Grauen. Dienst am Menschen und Profitorientierung schließen sich gegenseitig aus.
Du kannst nicht zweien Herren dienen, mir und dem Mammon.Ich bin gegen eine Gesundheitspolitik, bei der Privatpatienten entscheiden, was für gesetzlich Versicherte zumutbar ist. Ich bin gegen eine Gesundheitspolitik, bei der die Lobbyisten der Pharmaindustrie mit dem Kanzler zu Abend speisen, und die Gesundheitsministerin dann am nächsten morgen alle Bestimmungen zurücknimmt, die den Profit dieser Industriegruppe auch nur ein wenig beschneiden würden. All dies wird uns als großer Fortschritt verkauft, dabei wissen wir doch, dass das ein Schritt voran ins Mittelalter ist. Auch dort konnte sich Ärzte und Medizin nur eine kleine Schicht leisten. Der große Rest musste sich mit Kräutermedizin und Handauflegen behelfen. Dahin werden wir wieder kommen.
Dann rief mich die Schwester herein, verpasste mir einen Einlauf und platzierte mich neben der Toilette. Die glich den Klos mancher Bahnhöfe. Es sah aus, als hätte jemand nach dem Einlauf auf das Becken gezielt aber den Abfalleimer getroffen. Nach dem Geschäft führte mich die Schwester in den Behandlungsraum. Ich musste mich unten entblößen. Die Socken durfte ich wenigstens anbehalten. Auf dem Untersuchungstisch lag ich recht bequem, während mir die Schwester ein schmerzstillendes Mittel spritzte. Nach einer Weile kam der Doktor und injizierte mir das Beruhigungsmittel. Dadurch verlor ich jegliches Zeitgefühl.
Das Endoskop selber spürte ich kaum, aber damit der Arzt etwas erkennt, wird Luft in den Darm geblasen. Damit wurde es unangenehm für mich, ich bekam üble Blähungen. Es war ein Gefühl, als rammte mir jemand ein Messer in den Unterleib und drehte es genüsslich herum. Sonst kralle ich mich irgendwo fest und krümme mich zusammen, bis die Blähungen nachlassen. Trotz Schmerz- und Betäubungsmittel war ich drauf und dran vom Behandlungstisch zu springen. Das hätte unfreiwillig komisch ausgesehen, mit dem Endoskop im Hintern. Schwester und Arzt deuteten mir, mich von der Seite auf den Rücken zu legen und die Beine leicht anzuziehen. Leider verschaffte mir das kaum Erleichterung. Dann hörte ich den Doktor sagen, "Da ist es." Auf dem Monitor sah ich meine Darmschleimhaut und darauf irgendetwas, was dort nicht hingehörte. Das Endoskop wurde entfernt.
Der Doktor schärfte mir ein, am nächsten Tag meinen Hausarzt aufzusuchen. Er sagte, da Patienten unter Betäubung sich manchmal nicht erinnern könnten, würden sie es mir auf den Briefumschlag für meinen Arzt schreiben. Die Schwester half mir, mich aufzusetzen. Das Tuch unter mir war blutig. Ich durfte mich wieder anziehen und erhielt meinen Briefumschlag. Draußen wartete schon mein Taxifahrer. Ich brauchte zwei Versuche, um einzusteigen.
Ich weiß, dass einige Promies, wie Susanne Stahnke, für die Darmspiegelung werben. Von mir gibt es keine Empfehlung. Der Tag des großen Scheißens vor der Untersuchung ist eine Tortour. Die Darmspiegelung selbst war für mich äußerst schmerzhaft. Um mit meinem Onkel zu sprechen, es hat mir nicht gefallen. Ich halte diese Folter nur für sinnvoll, wenn echte Beschwerden vorliegen sowie bei mir und nicht, weil es gerade in ist. Falls Ihr Darmkollern habt und anschließend in der Kloschüssel statt der erwarteten braunen Brühe eine rote Suppe erblickt, dann ist es Zeit, den Arzt aufzusuchen.
Mein Hausarzt heute morgen hat mir erklärt, dass der Doktor gestern die Untersuchung wegen meiner Schmerzen abgebrochen habe. Die Stelle, die die Blutungen verursacht, hätte er aber wahrscheinlich gefunden. Eine Computertomographie müsse den Rest klären. Trotzdem solle ich mich seelisch und moralisch darauf vorbereiten, dass an meinem Darm rumgeschnippelt wird. Und wie mach ich das? Wenn mein Hausarzt mit dem Chirurgen einen Termin für mich aushandeln will, sieht die Sache wohl ernst aus.
Es ist nicht besonders klug, sich in diesen beschissenen Zeiten eine schwere Darmerkrankung zuzulegen. Da wir hier in Deutschland noch keine britischen Verhältnisse haben, werde ich auch nicht anderthalb Jahre auf den Operationstermin warten müssen. Ich soll morgen bei meinem Hausarzt anrufen, um zu erfahren, wie es nun weitergeht. Bis Freitag nächster Woche bin ich krankgeschrieben. Aber sehen wir die Sache mal positiv. Heute bin ich immerhin dazugekommen, einen Riesenberg Wäsche zu waschen.
Mittwoch, 29. Juni 2005
Wunder Hintern
Mittwoch, 29. Juni 2005, Kategorie: 'Krankengeschichten'
Pünktlich eine Stunde nach Einnahme begann das Abführmittel zu wirken. Bis 15.00 Uhr ging es mir relativ gut. Nach der zweiten Dröhnung wurde mir übel, gebrochen habe ich aber erst heute morgen, denn mein Kreislauf schwächelt wieder.
Wenn man gezwungen ist, diese Abführmittel für die Koloskopie in sich hineinzufüllen, kommt man zu kaum etwas anderem, als auf Klo zu rennen. Außer meine Wäsche zusammenzulegen und die Blumen zu gießen habe ich gestern nichts weiter tun können. Schon das Staubsaugen erwies sich als schwierig, andauernd den Sauger hinschmeißen und einen Sprint einlegen.
Erstaunlich ist nur, was der Darm so alles beinhaltet. Es schien überhaupt kein Ende zu nehmen. Langsam bekam ich Fransen am Po. Nach einer Weile verwandelt sich auch das sanfteste Toilettenpapier in Schleifpapier. Ich habe meinen wunden Hintern mit Ringelblumensalbe eingerieben.
Gestern hatte ich ja noch Farbe im Gesicht. Heute morgen unterschied es sich kaum von der weißen Wand im Bad. Um mich zu schocken, reichte ein Blick in den Spiegel. Nun, wo ich wirklich nichts mehr in meinen Verdauungsorganen habe, geht es mir besser. Die Farbe ist ins Gesicht zurückgekehrt.
Auf dem Informationsblatt zur Darmspiegelung steht, ich würde vielleicht ein Entspannungsmittel, also irgendeine Betäubung, brauchen. Das wird, denke ich, nicht nötig sein. Ich habe keine Angst vor der Untersuchung sondern vor dem Ergebnis. Meine Arbeitskollegin Doro wünscht mir, dass nichts gefunden wird. Das erhoffe ich mir auch.
Ich warte jetzt auf das Taxi.
Wenn man gezwungen ist, diese Abführmittel für die Koloskopie in sich hineinzufüllen, kommt man zu kaum etwas anderem, als auf Klo zu rennen. Außer meine Wäsche zusammenzulegen und die Blumen zu gießen habe ich gestern nichts weiter tun können. Schon das Staubsaugen erwies sich als schwierig, andauernd den Sauger hinschmeißen und einen Sprint einlegen.
Erstaunlich ist nur, was der Darm so alles beinhaltet. Es schien überhaupt kein Ende zu nehmen. Langsam bekam ich Fransen am Po. Nach einer Weile verwandelt sich auch das sanfteste Toilettenpapier in Schleifpapier. Ich habe meinen wunden Hintern mit Ringelblumensalbe eingerieben.
Gestern hatte ich ja noch Farbe im Gesicht. Heute morgen unterschied es sich kaum von der weißen Wand im Bad. Um mich zu schocken, reichte ein Blick in den Spiegel. Nun, wo ich wirklich nichts mehr in meinen Verdauungsorganen habe, geht es mir besser. Die Farbe ist ins Gesicht zurückgekehrt.
Auf dem Informationsblatt zur Darmspiegelung steht, ich würde vielleicht ein Entspannungsmittel, also irgendeine Betäubung, brauchen. Das wird, denke ich, nicht nötig sein. Ich habe keine Angst vor der Untersuchung sondern vor dem Ergebnis. Meine Arbeitskollegin Doro wünscht mir, dass nichts gefunden wird. Das erhoffe ich mir auch.
Ich warte jetzt auf das Taxi.
Dienstag, 28. Juni 2005
Gestartet
Dienstag, 28. Juni 2005, Kategorie: 'Krankengeschichten'
Gestern abend begann mein Kreislauf erwartungsgemäß zu schwächeln. Ich hatte dermaßen kalte Füße, dass ich dicke Wollsocken im Bett tragen musste. Geschlafen habe ich sehr schlecht.
Ich war heute morgen schon am anderen Ende der Stadt unterwegs, habe mir den Krankenschein aushändigen lassen und diesen an Krankenkasse und Arbeitgeber verteilt. Unsere Sekretärin fragte mich, ob ich kampfunfähig wäre. Ja heute und morgen.
Um 10.00 Uhr habe ich planmäßig die erste Stufe des Abführmittels gezündet. Noch kann ich keine Wirkung verspüren. Laut Diätplan bestand mein Frühstück wieder aus Zwieback und Tee. Eine Flasche Heilwasser habe ich schon getrunken, fünf weitere muss ich noch. Um 14.00 wird die nächste und letzte Brennstufe der Abführrakete gezündet. Feste Nahrung gibt es seit heute früh nicht mehr, ich darf nur noch trinken.
Da sitze ich jetzt hier und harre der Dinge, die nun kommen.
Ich war heute morgen schon am anderen Ende der Stadt unterwegs, habe mir den Krankenschein aushändigen lassen und diesen an Krankenkasse und Arbeitgeber verteilt. Unsere Sekretärin fragte mich, ob ich kampfunfähig wäre. Ja heute und morgen.
Um 10.00 Uhr habe ich planmäßig die erste Stufe des Abführmittels gezündet. Noch kann ich keine Wirkung verspüren. Laut Diätplan bestand mein Frühstück wieder aus Zwieback und Tee. Eine Flasche Heilwasser habe ich schon getrunken, fünf weitere muss ich noch. Um 14.00 wird die nächste und letzte Brennstufe der Abführrakete gezündet. Feste Nahrung gibt es seit heute früh nicht mehr, ich darf nur noch trinken.
Da sitze ich jetzt hier und harre der Dinge, die nun kommen.
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