Das Holocaustmahnmal, der 8. Mai und kein Ende
Sonntag, 22. Mai 2005, Kategorie: 'unterwegs'
Ich war am Wochenende nach Herrentag nicht bloß nach Berlin gekommen, um mir das Fußballspiel Hertha BSC gegen den VfL Wolfsburg anzusehen, sondern auch um am Vorabend des 8. Mai 2005 durch Berlin Mitte zu spazieren. Mein Ziel war das Holocaustdenkmal.
Warum soll ich lange drumherumreden, ich bin gegen dieses Mahnmal. Für mich ist es keine Frage, ob die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus geehrt werden sollen, sondern wie. Außerdem habe ich die Befürchtung, die Deutschen und noch mehr die Bundesregierung werden sich mit der Errichtung dieses Mahnmals von aller Verantwortung für den Faschismus deutscher Prägung freikaufen. Denkmal fertig, also endlich kann die lästige Sache abgehakt werden. Eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit wird es nicht mehr geben.
Das Holocaustmahnmal befindet sich zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz. Am 7. Mai 2005 war es noch von einem Bauzaun umgeben. Links ist eine Baustelle, wo die neue amerikanische Botschaft entsteht. Rechts befinden sich Ländervertretungen und im Hintergrund stehen Wohnblocks, die noch aus DDR-Zeiten stammen.
Während meiner Fahrt von der Autobahn runter nach Berlin rein hatte ich im Radio gehört, die Polizei hätte den Anwohnern Schreiben geschickt. In denen stand, am Tag der Einweihung des Mahnmals dürften die Bewohner nicht aus ihren Fenstern gucken, ja nicht einmal an ihre Fenster herantreten. In diesem meinem Land wird es immer absurder. Das ist nicht Sicherheit, das ist Hysterie! Nun es gibt bekanntlich verschiedene Möglichkeit um Akzeptanz für ein Denkmal unter der Bevölkerung zu werben. Eine Option ist natürlich neugierige Anwohner zu verhaften oder zu bedrohen. Waren diesmal eigentlich die Gullydeckel wieder alle zugeschweißt?
Der Architekt, Peter Eisenmann, hat das Mahnmal einmal als wogendes Weizenfeld bezeichnet. Das mag vielleicht so sein, wenn man es von oben betrachtet, aber als Fußgänger kommt einem dieser Vergleich nicht. Auf einigen Fotos, die ich vorher gesehen hatte, glich es eher dem Lager eines Baumarktes. Dieser Eindruck verwischte sich auch in natura nicht. Vielleicht ist es anders, wenn man zwischen den Stelen steht, aber diese Möglichkeit hatte ich am 7. Mai nicht. Mir fiel nur auf, dass Herr Eisenmann offenbar nicht bedacht hat, dass auch Behinderte dieses Mahnmal besuchen könnten. Rollstuhlfahrer sind ausgegrenzt. Mit ihrem Gefährt haben sie keine Möglichkeit zwischen die Stelen zu fahren, die sind zu eng aufgestellt.
Die Nationalsozialisten hatten den Juden ihre Individualität geraubt und sie zu namenlosen Nummern mit einem Davidsstern gemacht. Dieses Mahnmal gibt ihnen ihre Individualität nicht zurück. Ich hatte auf den Stelen Namen erwartet, um das Grauen fassbar zu machen und den Opfern ein Gesicht zu geben. Da sind keine Namen. Wer nichts vom Holocaust weiß, erfährt auch durch dieses Denkmal nichts darüber. Inzwischen gibt es Berichte im Fernsehen, dass die Stelen zu Sprungübungen benutzt werden, oder dass man sich dort zum Picknick niederlässt. Mir fehlen da einfach die Worte.
Ein Gedicht von Bertolt Brecht heißt "Die Teppichweber von ...", den Namen des Ortes habe ich vergessen. Es geht darin um Leute, die in einer malariaverseuchten Gegend leben und zu Ehren Lenins eine Büste aufstellen wollen. Am Ende kaufen sie von dem Geld für die Büste Petroleum und gießen es in den Sumpf, aus dem die Mücken kommen. Brecht sagte, sie ehrten Lenin, indem sie sich selber nutzten. Sie hätten ihn also verstanden. Eine Ehrung der Holocaustopfer, die den Deutschen nützte, wäre für mich eine umfassende und nicht einseitige Aufklärung über die Ursachen und Folgen des 2. Weltkrieges.
In der offiziellen deutschen Gedenkkultur zum 2. Weltkrieg in Deutschland wird peinlich genau zwischen den verschiedenen Opfern und Gegnern des Nationalsozialismus unterschieden. Opfer und Gegner erster Klasse sind die Juden, die Widerständler des 20. Julis 1944 und die Soldaten der alliierten Armeen der USA, Großbritanniens und Frankreich. Opfer und Gegner dritter Klasse sind Kommunisten und Bürger der Sowjetunion. Zu den Opfern und Gegnern zweiter Klasse gehört der Rest, Bürger anderer Staaten, Sozialdemokraten und angagierte Christen. Während in der DDR auch den Frauen und Männern des 20. Julis gedacht wurde, scheint sich der Widerstand gegen die Nationalsozialisten in der bundesrepublikanischen Geschichtsauffassung nur auf diese Gruppe zu beschränken. Dass zum Widerstand beispielsweise auch einfache Bürger, Sozialdemokraten, Freidenker und Christen gehörten wird kaum erwähnt. Der kommunistische Widerstand wird komplett verschwiegen.
Ja, nicht nur der Holzmichel lebt in der Bundesrepublik Deutschland sondern auch der Antikommunismus. Wobei sich öffentlich zum Antifaschismus zu bekennen genauso bewertet wird wie ein Bekenntnis zum Kommunismus und schon mal den Verfassungsschutz auf den Plan rufen kann. Das führt dann auch zu recht widersprüchlichen Zustände. Während der Regierende Bürgermeister von Berlin den Ehrenvorsitzenden der Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) mit dem Bundesverdienstkreuz auszeichnet, wird dieselbe Organisation FIR vom Innenminister Otto Schily im Verfassungsschutzbericht 2004 nett als linksextremistisch eingestuft. Der Kalte Krieg ist anscheinend noch nicht vorbei. Nun jeder blamiert sich eben, so gut er kann.
Im letzten Jahr gab es große Feierlichkeiten zum 6. Juni 1944 zum D-Day, dem Tag an dem die alliierten Streitkräfte mit der Landung in der Normandie das Unternehmen Overlord begannen. Es war ein Grund zum Feiern und zum Gedenken. Nur ich hatte ein wenig den Eindruck der Krieg wäre alleine an der Westfront vor allem durch die Amerikaner entschieden worden. Gab es überhaupt eine Front im Osten, Stalingrad im Winter 1943? Ich wurde in der DDR geboren und für mich ist der 8. Mai 1945 noch nie etwas anderes gewesen als der Tag der Befreiung vom Faschismus. Schlimm genug, dass die Deutschen nicht selbst in der Lage waren sich zu befreien. Dass es auch anders geht, erfuhr ich erst nach der Wende. Bei einem Lehrgang wollte der Lehrer aus dem westlichen Teil Deutschlands von meinem Kollegen wissen, von wem er denn am 8. Mai befreit worden wäre. Die Sicht von Ost- und Westdeutschen auf dieses Ereignis ist unterschiedlich.
Aus diesem Grund war ich gespannt, wie sich die Bundesregierung zum 8. Mai 2005 aus der Affähre ziehen würde. Ein Dank der Bundesregierung an die Rote Armee, wie im Jahr zuvor an die Amerikaner, war für mich undenkbar. Ich wurde nicht enttäuscht. Es gab in den Medien viele Dokumentationen zu den angloamerikanischen Bombenangriffen in Deutschland, über die Vertreibungen, Plünderungen, Vergewaltigungen und Massenselbstmorde.
Die Einwohner meiner Stadt mussten im Mai 1945 für Verbrechen bezahlen, die sie nicht begannen hatten. Etwa 1.000 Tote sind zu beklagen, Einwohner der Stadt Demmin aber auch Flüchtlinge, Zivilisten in der Mehrzahl Frauen und Kinder. Für mich sind das 1.000 gute Gründe Kriege zu hassen und vor allem diejenigen, die an dem Leid anderer Menschen gut verdient haben und wieder verdienen.
In den Medien kamen nur die Hauptkriegsverbrecher vor. Es gab aber 8,5 Millionen NSDAP-Mitglieder. Was ich bei der Berichterstattung über den 2. Weltkrieg vermisse, ist die Verhältnismäßigkeit. Wenn man den Berichten seit dem letzten Jahr folgt, müsste man glauben, es litt vor allen das deutsche Volk am 2. Weltkrieg. Die Bilanz des von Deutschland verursachten Krieges sind aber laut Encarta 60 Millionen Tote, davon 4 Millionen Deutsche. 56 Millionen Tote sind also Bürger anderer Staaten gewesen. Die größte Opferzahl gab es in der Sowjetunion etwa 25 Millionen Toten 2/3 davon Zivilisten. Davon allein 1 Million verhungert während der 900 Tage Blockade in Leningrad durch die Wehrmacht.
In der DDR wurden die Rotarmisten zu Helden glorifiziert. Plünderungen und Vergewaltigungen wurden verschwiegen. In der BRD sind sie nur noch das, Plünderer, Brandschätzer, Vergewaltiger. Zu einer differenzierten Geschichtsbetrachtung ist keiner der beiden deutschen Staaten fähig. In der Bundesrepublik ist die Rote Armee nicht einmal mehr ein Befreier dritter Klasse. Von weiß nach schwarz, vom Held zum Kriegsverbrecher. Der Dank an die Rote Armee, von dem die junge Welt berichtete, wird in Deutschland die Ausnahme gewesen sein.
In seinem sehr guten Beitrag in der Wochenendbeilage 7./8. Mai meiner Lokalzeitung Nordkurier "Haben die Deutschen bezahlt?" ging Klaus-Dieter Block der Frage nach, ob man Schuld gegeneinander aufrechnen kann.
Warum soll ich lange drumherumreden, ich bin gegen dieses Mahnmal. Für mich ist es keine Frage, ob die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus geehrt werden sollen, sondern wie. Außerdem habe ich die Befürchtung, die Deutschen und noch mehr die Bundesregierung werden sich mit der Errichtung dieses Mahnmals von aller Verantwortung für den Faschismus deutscher Prägung freikaufen. Denkmal fertig, also endlich kann die lästige Sache abgehakt werden. Eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit wird es nicht mehr geben.
Das Holocaustmahnmal befindet sich zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz. Am 7. Mai 2005 war es noch von einem Bauzaun umgeben. Links ist eine Baustelle, wo die neue amerikanische Botschaft entsteht. Rechts befinden sich Ländervertretungen und im Hintergrund stehen Wohnblocks, die noch aus DDR-Zeiten stammen.
Während meiner Fahrt von der Autobahn runter nach Berlin rein hatte ich im Radio gehört, die Polizei hätte den Anwohnern Schreiben geschickt. In denen stand, am Tag der Einweihung des Mahnmals dürften die Bewohner nicht aus ihren Fenstern gucken, ja nicht einmal an ihre Fenster herantreten. In diesem meinem Land wird es immer absurder. Das ist nicht Sicherheit, das ist Hysterie! Nun es gibt bekanntlich verschiedene Möglichkeit um Akzeptanz für ein Denkmal unter der Bevölkerung zu werben. Eine Option ist natürlich neugierige Anwohner zu verhaften oder zu bedrohen. Waren diesmal eigentlich die Gullydeckel wieder alle zugeschweißt?
Der Architekt, Peter Eisenmann, hat das Mahnmal einmal als wogendes Weizenfeld bezeichnet. Das mag vielleicht so sein, wenn man es von oben betrachtet, aber als Fußgänger kommt einem dieser Vergleich nicht. Auf einigen Fotos, die ich vorher gesehen hatte, glich es eher dem Lager eines Baumarktes. Dieser Eindruck verwischte sich auch in natura nicht. Vielleicht ist es anders, wenn man zwischen den Stelen steht, aber diese Möglichkeit hatte ich am 7. Mai nicht. Mir fiel nur auf, dass Herr Eisenmann offenbar nicht bedacht hat, dass auch Behinderte dieses Mahnmal besuchen könnten. Rollstuhlfahrer sind ausgegrenzt. Mit ihrem Gefährt haben sie keine Möglichkeit zwischen die Stelen zu fahren, die sind zu eng aufgestellt.
Die Nationalsozialisten hatten den Juden ihre Individualität geraubt und sie zu namenlosen Nummern mit einem Davidsstern gemacht. Dieses Mahnmal gibt ihnen ihre Individualität nicht zurück. Ich hatte auf den Stelen Namen erwartet, um das Grauen fassbar zu machen und den Opfern ein Gesicht zu geben. Da sind keine Namen. Wer nichts vom Holocaust weiß, erfährt auch durch dieses Denkmal nichts darüber. Inzwischen gibt es Berichte im Fernsehen, dass die Stelen zu Sprungübungen benutzt werden, oder dass man sich dort zum Picknick niederlässt. Mir fehlen da einfach die Worte.
Ein Gedicht von Bertolt Brecht heißt "Die Teppichweber von ...", den Namen des Ortes habe ich vergessen. Es geht darin um Leute, die in einer malariaverseuchten Gegend leben und zu Ehren Lenins eine Büste aufstellen wollen. Am Ende kaufen sie von dem Geld für die Büste Petroleum und gießen es in den Sumpf, aus dem die Mücken kommen. Brecht sagte, sie ehrten Lenin, indem sie sich selber nutzten. Sie hätten ihn also verstanden. Eine Ehrung der Holocaustopfer, die den Deutschen nützte, wäre für mich eine umfassende und nicht einseitige Aufklärung über die Ursachen und Folgen des 2. Weltkrieges.
In der offiziellen deutschen Gedenkkultur zum 2. Weltkrieg in Deutschland wird peinlich genau zwischen den verschiedenen Opfern und Gegnern des Nationalsozialismus unterschieden. Opfer und Gegner erster Klasse sind die Juden, die Widerständler des 20. Julis 1944 und die Soldaten der alliierten Armeen der USA, Großbritanniens und Frankreich. Opfer und Gegner dritter Klasse sind Kommunisten und Bürger der Sowjetunion. Zu den Opfern und Gegnern zweiter Klasse gehört der Rest, Bürger anderer Staaten, Sozialdemokraten und angagierte Christen. Während in der DDR auch den Frauen und Männern des 20. Julis gedacht wurde, scheint sich der Widerstand gegen die Nationalsozialisten in der bundesrepublikanischen Geschichtsauffassung nur auf diese Gruppe zu beschränken. Dass zum Widerstand beispielsweise auch einfache Bürger, Sozialdemokraten, Freidenker und Christen gehörten wird kaum erwähnt. Der kommunistische Widerstand wird komplett verschwiegen.
Ja, nicht nur der Holzmichel lebt in der Bundesrepublik Deutschland sondern auch der Antikommunismus. Wobei sich öffentlich zum Antifaschismus zu bekennen genauso bewertet wird wie ein Bekenntnis zum Kommunismus und schon mal den Verfassungsschutz auf den Plan rufen kann. Das führt dann auch zu recht widersprüchlichen Zustände. Während der Regierende Bürgermeister von Berlin den Ehrenvorsitzenden der Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) mit dem Bundesverdienstkreuz auszeichnet, wird dieselbe Organisation FIR vom Innenminister Otto Schily im Verfassungsschutzbericht 2004 nett als linksextremistisch eingestuft. Der Kalte Krieg ist anscheinend noch nicht vorbei. Nun jeder blamiert sich eben, so gut er kann.
Im letzten Jahr gab es große Feierlichkeiten zum 6. Juni 1944 zum D-Day, dem Tag an dem die alliierten Streitkräfte mit der Landung in der Normandie das Unternehmen Overlord begannen. Es war ein Grund zum Feiern und zum Gedenken. Nur ich hatte ein wenig den Eindruck der Krieg wäre alleine an der Westfront vor allem durch die Amerikaner entschieden worden. Gab es überhaupt eine Front im Osten, Stalingrad im Winter 1943? Ich wurde in der DDR geboren und für mich ist der 8. Mai 1945 noch nie etwas anderes gewesen als der Tag der Befreiung vom Faschismus. Schlimm genug, dass die Deutschen nicht selbst in der Lage waren sich zu befreien. Dass es auch anders geht, erfuhr ich erst nach der Wende. Bei einem Lehrgang wollte der Lehrer aus dem westlichen Teil Deutschlands von meinem Kollegen wissen, von wem er denn am 8. Mai befreit worden wäre. Die Sicht von Ost- und Westdeutschen auf dieses Ereignis ist unterschiedlich.
Aus diesem Grund war ich gespannt, wie sich die Bundesregierung zum 8. Mai 2005 aus der Affähre ziehen würde. Ein Dank der Bundesregierung an die Rote Armee, wie im Jahr zuvor an die Amerikaner, war für mich undenkbar. Ich wurde nicht enttäuscht. Es gab in den Medien viele Dokumentationen zu den angloamerikanischen Bombenangriffen in Deutschland, über die Vertreibungen, Plünderungen, Vergewaltigungen und Massenselbstmorde.
Die Einwohner meiner Stadt mussten im Mai 1945 für Verbrechen bezahlen, die sie nicht begannen hatten. Etwa 1.000 Tote sind zu beklagen, Einwohner der Stadt Demmin aber auch Flüchtlinge, Zivilisten in der Mehrzahl Frauen und Kinder. Für mich sind das 1.000 gute Gründe Kriege zu hassen und vor allem diejenigen, die an dem Leid anderer Menschen gut verdient haben und wieder verdienen.
In den Medien kamen nur die Hauptkriegsverbrecher vor. Es gab aber 8,5 Millionen NSDAP-Mitglieder. Was ich bei der Berichterstattung über den 2. Weltkrieg vermisse, ist die Verhältnismäßigkeit. Wenn man den Berichten seit dem letzten Jahr folgt, müsste man glauben, es litt vor allen das deutsche Volk am 2. Weltkrieg. Die Bilanz des von Deutschland verursachten Krieges sind aber laut Encarta 60 Millionen Tote, davon 4 Millionen Deutsche. 56 Millionen Tote sind also Bürger anderer Staaten gewesen. Die größte Opferzahl gab es in der Sowjetunion etwa 25 Millionen Toten 2/3 davon Zivilisten. Davon allein 1 Million verhungert während der 900 Tage Blockade in Leningrad durch die Wehrmacht.
In der DDR wurden die Rotarmisten zu Helden glorifiziert. Plünderungen und Vergewaltigungen wurden verschwiegen. In der BRD sind sie nur noch das, Plünderer, Brandschätzer, Vergewaltiger. Zu einer differenzierten Geschichtsbetrachtung ist keiner der beiden deutschen Staaten fähig. In der Bundesrepublik ist die Rote Armee nicht einmal mehr ein Befreier dritter Klasse. Von weiß nach schwarz, vom Held zum Kriegsverbrecher. Der Dank an die Rote Armee, von dem die junge Welt berichtete, wird in Deutschland die Ausnahme gewesen sein.
In seinem sehr guten Beitrag in der Wochenendbeilage 7./8. Mai meiner Lokalzeitung Nordkurier "Haben die Deutschen bezahlt?" ging Klaus-Dieter Block der Frage nach, ob man Schuld gegeneinander aufrechnen kann.
Die Deutschen haben ihre Rechnung nach 60 Jahren bezahlt und können mit ihrem eigenen bitteren Preis umgehen, auch wenn es keinen Schlußstrich unter die Rechnung gibt. Aber: Wir reden über alles, was geschehen ist. Wir können unsere Trauer mit den deutschen Opfern zeigen. Auch mit den Soldaten. Es bleibt die Frage: Haben wir Blumen für die Gräber der gefallenen Rotarmisten?