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Sonntag, 22. Januar 2006
Demnächst in Greifswald
Sonntag, 22. Januar 2006, Kategorie: 'Krankengeschichten'
Im Augenblick geht es mir wieder besser. Nach der Darmspiegelung ist mein Innenleben etwas durcheinander geraten. Ich habe auch die wenigen Kilo, die ich mir nach der Therapie angefuttert hatte, wieder verloren. Wie gewonnen so zerronnen, ich wiege noch 58 kg. Ich weiß, dass es genug Frauen gibt, die bei 1,68 m Körpergröße angesichts dieser Nachricht in Jubel ausbrechen würden. Für mich ist es einfach nur ein Desaster. Ich hatte nie die Absicht der spinnenarmigen Nina Ruge Konkurrenz zu machen. So dünne Beine, wie jetzt, hatte ich schon lange nicht mehr. Wenn ich mich im Spiegel betrachte, dann sehe ich, dass mein Hintern nicht mehr vorhanden ist. Vorne sieht es nicht viel besser aus. Vor meiner Operation hatte ich immerhin 80B. So kleine BHs, wie ich sie jetzt benötige, gibt es gar nicht. Erzähl mir mal einer, übertriebene Magerkeit würde gut aussehen. Wie komme ich jetzt zu einem halbwegs normalen Gewicht?
Bei der ersten Operation war ich körperlich auf der Höhe. Jetzt bin ich immer noch schlapp. Meinen Haushalt kann ich ohne Hilfe nicht allein bewältigen. Das macht mir Sorgen. Ich befürchte, dass ich nach der nächsten Operation länger brauchen werde, um wieder auf die Beine zu kommen, wenn ich so schwach bin. Bis zu meiner Erkrankung habe ich selbstständig alles gemanagt. Es ist nicht gerade toll, so hilflos zu sein.
Wie vor meiner ersten Operation bin ich auch dieses Mal wieder zum Friseur gegangen. Während meiner Krankheit hat hier um die Ecke ein neuer Salon aufgemacht. Bis zu dem anderen in die Stadt hätte ich es sowieso nicht geschafft. Mein Haarschnitt ist nun noch kürzer als beim vorigen Mal. Die Ohren sind freigelegt. Bei den momentanen Temperaturen draußen, ich hatte hier an meinem Fenster -9,2 °C, wahrlich keine besonders gute Idee. Aber ich werde die nächste Zeit ja im Krankenbett verbringen und nicht draußen rumhopsen.
Der Friseuse ist natürlich nicht entgangen, dass mir die Haare vermehrt ausgehen. Ich habe ihr den Grund dafür genannt. Nach der Chemo braucht es einige Zeit bis sich alles wieder normalisiert. Viele Frauen ziehen ja ein Gespräch beim Friseur der Plauderei beim Psychiater vor. Wenn man wissen will, wie es einer Frau geht, fragt man am besten ihren Friseur. Wir, die Friseuse und ich, haben dann gemeinsam in einem Frisurenkatalog geblättert. Es dauerte einige Zeit, bis wir uns auf eine Frisur einigen konnten. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden. Die Sitzung beim Friseur war recht angenehm. Das wird mein neuer Stammladen, wo er schon so günstig um die Ecke liegt.
Gestern abend war meine Stimmung auf dem Tiefpunkt. Ich war ungefähr genauso verzweifelt wie vor meiner ersten Operation. Nur geheult habe ich diesmal nicht. Angesichts der Diagnose Krebs ist Verzweiflung nicht verwerflich, und ich gestatte sie mir auch. Ich muss nur zusehen, dass sie nicht überwiegt. Wenn ich sagen würde, ich hätte gar keine Angst, so wär das gelogen. Mehr Bammel als vor der Operation habe ich vor dem Ergebnis der Kernspintomografie. Was, wenn sich neben der einen Metastase noch einige weitere gemütlich in meiner Leber eingenistet haben? Ich hoffe, ich werde über das Ergebnis der Untersuchung nicht so im Unklaren gelassen, wie bei der ersten Darmspiegelung. Es ist wie bei einem guten Thriller, die schlimmsten Horrorszenarien spielen sich in meinem Kopf und nicht auf dem Bildschirm ab.
Natürlich habe ich auch das Worst-Case-Scenario durchgespielt, um so mehr weil ich auf Arbeit ja auch immer die günstigste Variante und die, wenn alles schiefläuft, betrachte. Der Tod ist ja heutzutage ein Tabuthema geworden. Wenn man an Krebs erkrankt, kommt man aber nicht umhin, sich auch damit zu beschäftigen. Mehr als über mein eigenes Ende, denke ich jedoch über das Ende meiner Krankheit nach. Meinem Krebs scheint es in meinem Körper sehr gut zu gefallen. Wollen wir hoffen, dass ich zu guter Letzt mehr Durchhaltevermögen haben werde als er.
Ich bin ein wenig auf der Internetseite der Chirurgischen Klinik in Greifswald herumspaziert. Das Spezialgebiet ist die Onkologie also die Geschwulstkrankheiten. Unter Patienteninformation ist dort im Leistungsspektrum auch mein Fall Lebermetastasen aufgeführt. Es gibt auch ein Gruppenfoto mit freundlich lächelnden Mitarbeitern. Meine Angst dämpft das nur wenig.
Wenn wir uns bei einer Installation auf dem Server total verfranzt haben, sagt mein Kollege immer, „Macht nichts. Alles nochmal von vorn, das übt.“ Die gleiche Methode wende ich jetzt in Sachen Leberkrebs an. Alles nochmal von vorn, das übt.
Dies ist mein letzter Artikel vor meiner Fahrt in die Greifswalder Klinik. Wie bei meiner ersten Operation habe ich ein Schreibheft eingesteckt. Ich kann also anschließend meine Artikel posten. Bis dahin ist hier Sendepause.
Bis bald Leute, drückt mir die Daumen!
Bei der ersten Operation war ich körperlich auf der Höhe. Jetzt bin ich immer noch schlapp. Meinen Haushalt kann ich ohne Hilfe nicht allein bewältigen. Das macht mir Sorgen. Ich befürchte, dass ich nach der nächsten Operation länger brauchen werde, um wieder auf die Beine zu kommen, wenn ich so schwach bin. Bis zu meiner Erkrankung habe ich selbstständig alles gemanagt. Es ist nicht gerade toll, so hilflos zu sein.
Wie vor meiner ersten Operation bin ich auch dieses Mal wieder zum Friseur gegangen. Während meiner Krankheit hat hier um die Ecke ein neuer Salon aufgemacht. Bis zu dem anderen in die Stadt hätte ich es sowieso nicht geschafft. Mein Haarschnitt ist nun noch kürzer als beim vorigen Mal. Die Ohren sind freigelegt. Bei den momentanen Temperaturen draußen, ich hatte hier an meinem Fenster -9,2 °C, wahrlich keine besonders gute Idee. Aber ich werde die nächste Zeit ja im Krankenbett verbringen und nicht draußen rumhopsen.
Der Friseuse ist natürlich nicht entgangen, dass mir die Haare vermehrt ausgehen. Ich habe ihr den Grund dafür genannt. Nach der Chemo braucht es einige Zeit bis sich alles wieder normalisiert. Viele Frauen ziehen ja ein Gespräch beim Friseur der Plauderei beim Psychiater vor. Wenn man wissen will, wie es einer Frau geht, fragt man am besten ihren Friseur. Wir, die Friseuse und ich, haben dann gemeinsam in einem Frisurenkatalog geblättert. Es dauerte einige Zeit, bis wir uns auf eine Frisur einigen konnten. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden. Die Sitzung beim Friseur war recht angenehm. Das wird mein neuer Stammladen, wo er schon so günstig um die Ecke liegt.
Gestern abend war meine Stimmung auf dem Tiefpunkt. Ich war ungefähr genauso verzweifelt wie vor meiner ersten Operation. Nur geheult habe ich diesmal nicht. Angesichts der Diagnose Krebs ist Verzweiflung nicht verwerflich, und ich gestatte sie mir auch. Ich muss nur zusehen, dass sie nicht überwiegt. Wenn ich sagen würde, ich hätte gar keine Angst, so wär das gelogen. Mehr Bammel als vor der Operation habe ich vor dem Ergebnis der Kernspintomografie. Was, wenn sich neben der einen Metastase noch einige weitere gemütlich in meiner Leber eingenistet haben? Ich hoffe, ich werde über das Ergebnis der Untersuchung nicht so im Unklaren gelassen, wie bei der ersten Darmspiegelung. Es ist wie bei einem guten Thriller, die schlimmsten Horrorszenarien spielen sich in meinem Kopf und nicht auf dem Bildschirm ab.
Natürlich habe ich auch das Worst-Case-Scenario durchgespielt, um so mehr weil ich auf Arbeit ja auch immer die günstigste Variante und die, wenn alles schiefläuft, betrachte. Der Tod ist ja heutzutage ein Tabuthema geworden. Wenn man an Krebs erkrankt, kommt man aber nicht umhin, sich auch damit zu beschäftigen. Mehr als über mein eigenes Ende, denke ich jedoch über das Ende meiner Krankheit nach. Meinem Krebs scheint es in meinem Körper sehr gut zu gefallen. Wollen wir hoffen, dass ich zu guter Letzt mehr Durchhaltevermögen haben werde als er.
Ich bin ein wenig auf der Internetseite der Chirurgischen Klinik in Greifswald herumspaziert. Das Spezialgebiet ist die Onkologie also die Geschwulstkrankheiten. Unter Patienteninformation ist dort im Leistungsspektrum auch mein Fall Lebermetastasen aufgeführt. Es gibt auch ein Gruppenfoto mit freundlich lächelnden Mitarbeitern. Meine Angst dämpft das nur wenig.
Wenn wir uns bei einer Installation auf dem Server total verfranzt haben, sagt mein Kollege immer, „Macht nichts. Alles nochmal von vorn, das übt.“ Die gleiche Methode wende ich jetzt in Sachen Leberkrebs an. Alles nochmal von vorn, das übt.
Dies ist mein letzter Artikel vor meiner Fahrt in die Greifswalder Klinik. Wie bei meiner ersten Operation habe ich ein Schreibheft eingesteckt. Ich kann also anschließend meine Artikel posten. Bis dahin ist hier Sendepause.
Bis bald Leute, drückt mir die Daumen!
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