Nordlichter
Kopf
Sonntag, 20. Juni 2004
Rochen spielen kein Tennis!
Am Wochenende war ich zum 60. Geburtstag eingeladen. Mein Auto hatte einen kleinen Defekt und fiel aus. Ich mußte mich auf das Abenteuer Bahnfahrt einlassen.

Demminer Bahnhof

Die Fahrkarte konnte ich bei einer freundlichen Dame einer DB-Agentur erwerben. Außer der Karte kann man bei ihr auch Knabberzeug und einige Zeitschriften kaufen. Für die fast dreistündige Bahnfahrt wählte ich die "Frankfurter Allgemeine Zeitung am Sonntag". Weder der Fahrpreis noch die Fahrdauer ist ein Argument für das "Unternehmen Zukunft".

Mit meinem kleinen, langsamen Auto käme ich doppelt so weit. In Berlin wäre ich auch viel schneller. Außerdem würde ich bequemer sitzen. Die Sitze im Regionalexpress waren eine Katastrophe für meine Bandscheiben. Für wen der Designer auch immer diese Möbel entworfen haben mag, für meinen Rücken jedenfalls nicht.

Innenansicht des RegionalexpressesAls Unterhaltungsprogramm lief "Big Brother live". Ein Reisender vor mir kanzelte seinen Gesprächspartner am Handy ab und gab ihm gute Ratschläge. Dann stieg eine Großmutter mit zwei Enkeltöchter ein. Der Teenager erzählte lautstark, was sie am vorrigen Abend denn alles so an harten Alkoholika in sich reingeschüttet hätte. Angeblich brauchte sie die Menge, sonst wäre sie zu gehemmt. Ich an ihrer Stelle wäre nicht enthemmt sondern scheintot.

Ein Mann setzte sich hinter mich und schaltete sofort sein Handy an. Auch ohne seine Unterhaltung zu folgen roch ich, wie er den gestrigen Abend verbracht hatte. Kampftrinken scheint in zu sein.

Das Erfreulichste an meiner Bahnfahrt waren zwei etwa vierjährige Mädchen, die dem Kampftrinker gegenüber saßen. Sie erzählten, sie wollten ins Aquarium. Der Herr hinter mir mochte ja ein Schluckspecht sein, aber mit Kindern konnte er umgehen. Die beiden Kleinen erzählten von Rochen, die ihnen angst machten, weil sie wie Fledermäuse im Wasser fliegen würden. Eine der beiden stellte dann fest, Rochen spielten kein Tennis.

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