Nordlichter
Kopf
Sonntag, 12. August 2007
Mein grünes Zimmer
Natürlich nenne ich als Gartenfreundin nicht nur ein einziges solches Zimmer mein Eigen. Auch Wohn- und Schlafraum sind kleine Dschungel. In ersterem haust mit meinen Sittichen auch die passende tierische Besetzung. In den übrigen sind nur die Freundinnen mit den acht Beinen zu finden. Spinnen stehen in meiner Wohnung unter Naturschutz. Wer es wagt, eine meiner Schutzbefohlenen zu zerquetschen, darf sich den Eingang meines Domizils von draußen ansehen.

Kreuzspinne

Vorgestern nacht wäre fast ein neuer Untermieter bei mir eingezogen. Der Wärme geschuldet schiebe ich nachts eins der Fenster auf dem Balkon auf. Um ungebetene Gäste abzuhalten, lasse ich aber alle Bambusrollos herunter. Einen hat diese Vorsichtsmaßnahme trotzdem nicht aufgehalten. Im Bett liegend hörte ich ein verdächtiges Geräusch. Wer spukte da auf meinem Balkon herum? Ich spähte angestrengt in die Finsternis, konnte aber niemanden entdecken. Trotzdem war ich mir sicher, dass mich ein Augenpaar im Dunkeln beobachtete. Ich ging zurück ins Wohnzimmer, schaltete das Licht an und betrat den Balkon erneut. Da sah ich ihn. Ein schwarzer Schatten segelte sanft unter der Decke. "Was machst du denn hier?" fragte ich den Flattermann, erhielt aber keine Antwort. Stattdessen umschwirrte der Schwarzgekleidte meinen Kopf. Ich zog an der Strippe des Bambusrollos. Der Einbrecher entfleucht durchs offene Schiebefenster. Also keine Bedarfsgemeinschaft mit einem Fledertier. Schade, Batman sah doch immer so attraktiv durchtrainiert aus, und was in der Birne hatte er auch.

Da die Fledermaus flüchtete, habe ich meinen Balkon wieder für mich allein. Neben einigen Pflanzkübeln mit Blumen rechts und links an der Fensterseite, nutze ich ihn als Reservoir für meine Küchenkräuter. Auf dem Fensterbrett im Inneren stehen zwei jeweils einen Meter breite Blumenkästen, die ich entsprechend bestückt hatte. Nicht nur meine Müdigkeit nach der Bestrahlung, sondern auch der Absturz einer der beiden Kästen hielt mich vom Bloggen ab. Statt neue Artikel zu schreiben, rutschte ich auf Knien über den Teppichboden und sammelte Kräuter und die Seramissteinchen wieder ein. Ich war echt froh die Pflanzen in das Tongranulat gesetzt zu haben und nicht in Blumenerde. Das wäre dem Teppichboden weit weniger bekommen. So konnte ich den roten Staub zum Schluss absaugen.

Weil ich schon mal dabei war, arrangierte ich die Pflanzen in den Kästen um. Beim Discounter um die Ecke gab es Küchenkräuter. Ich kam gerade recht, die letzten vor dem Vertrocknen zu bewahren. Immerhin fand ich endlich Salbei und Winterbohnenkraut. Außerdem erwarb ich Oregano und ein Currykraut. Die graugrünen Blätter des letzteren duftet zwar sehr intensiv, sie haben aber nichts mit dem Gewürz zu tun. Currykraut heißt mit botanischem Namen Helichrysum italicum und auf Deutsch Italienisches Sonnengold oder Italienische Strohblume. Am Sonntag werde ich die Putenmedaillons damit dünsten.

Außer den genannten stehen mir für meine Küchenexperimente Rosmarin, Lavendel, Majoran, Thymian, Basilikum und Zitronenmelisse zur Verfügung. Die Petersilie und der Blattkoriander mickern etwas vor sich hin. Die Ringelblumen bekamen erst Mehltau und segneten dann das Zeitliche. Die habe ich dann gegen Erdbeeren eingetauscht. Sie wachsen praktischerweise dort, wo ich sitze, und ich kann sie gleich abweiden. In der schönen Jahreszeit ist der Balkon auch mein Esszimmer. Im Gegensatz zu den anderen Wochentagen lohnt es sich für mich am Sonntag früh aufzustehen. Die Ruhe, die ich dann beim Frühstück genießen kann, ist einfach himmlisch.

Mein grünes Zimmer

Aber ich übe mich im grünen Zimmer nicht nur im Schmeißen und Aufsammeln von Tonkügelchen, auch ich kämpfe meinen unendlichen Krieg gegen Heerscharen von Terrorristen. Die haben keine Arme dafür aber sechs Beinchen und einen unsäglichen Appetit. Als erstes hatte ich mein Paradies gegen eine Gruppe grellgrüner Blattläuse zu verteidigen. Auf dem gelbblühenden Oleander setzte sich ein schwarzer Block der Invasionsarmee fest. Prunkwinde, Tibuchina, Zitronenmelisse, Majoran, Petersilie, Koriander und Löwenmaul fiel in die Hand des grüngewandeten Feindes. Einen Giftgasangriff gegen die gut getarnten Okkupanten hielt ich trotzdem für übertrieben. Schließlich wollte ich nicht selbst zu Schaden kommen und die Kräuter auch noch essen. Der Einsatz von Söldner vom Stamm der biologischen Schädlingsabwehr verbietet sich auf einem Balkon von selbst. Es gäbe zu viele Deserteure. Wie verteidigt sich der pazifistische Gartenfreund gegen eine gefräßige Besatzungsmacht? Ganz einfach mit Wasserwerfer und Niemextrakt. Das hilft auch gegen noch fiesere weil kleinere Invasoren. Den Einfall einer Spinnmilbenarmee habe ich heute morgen zurückgeschlagen. Kommt nur her! Die angesetzten 2,5 l Spritzbrühe reichen noch für viele von euch.

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Montag, 2. Juli 2007
Agapanthus africanus Bluety
Agapanthus africanus BluetyIch hatte nach der für mich günstigen Prognose beschlossen, meinen Balkon noch vor Beginn der Strahlentherapie zu begrünen. Der Discounter um die Ecke bot weißes Indisches Blumenrohr und Schmucklilien an. Die Schmucklilie oder mit dem botanischen Namen der Agapanthus kann die Blütenfarbe weiß oder blau haben. Als Sortenname war auf dem Schildchen im Topf Bluety angegeben. Somit war klar, dass dieses Gewächs die von mir bevorzugte Blütenfarbe hatte. Ein anderer Name für den Agapanthus ist Blaulilie. Zusehen war davon allerdings noch nix, denn die grünen Knospen auf etwa 50 cm hohen Stengeln glichen eher gewöhnlichen Gartenzwiebeln. Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum die Pflanzen zäh im Regal stehen blieben und keine Käufer fanden. Wenn die Leute gewusst hätten, wie einfach sich der Agapanthus pflegen lässt, und dass an ihm kein Insekt knabbern mag, dann wäre das wohl anders gewesen.

Ich jedoch kannte mich aus und wählte unter den Pflanzen ein besonders schönes Exemplar mit sechs Knospen. Zu DDR-Zeiten hatte ich auf dem Balkon in meiner alten Wohnung schon einmal einen üppig blühenden Agapanthus gehabt. Damals waren sowohl Kübelpflanzen als auch die dafür entsprechend großen Gefäße Mangelware. So wuchs die mühsam organisierte Blaulilie in einem roten 5-Liter-Plasteeimer heran, in den ich mit der Schere Wasserabzugslöcher gebohrt hatte. Einige Jahre nach der Wende zog ich in eine größere Wohnung. Die hatte allerdings keinen Balkon, und so musste ich mich schweren Herzens von meinem Agapanthus trennen.

Letztes Jahr hat mein Vermieter vor die Wohnzimmer Balkons setzen lassen, deren Vorderfronten durch Schiebefenster verglast sind. Als der Testbalkon zum Besichtigen hinterm Haus auf dem Wäscheplatz stand, hatte ich mich beim Abgesandten der Baufirma nach der Tragfähigkeit der Kiste erkundigt. Wieviel Pflanzkübel würde der Balkon aushalten? Die Antwort war für mich sehr erfreulich. Ich könne alles mit dicken Kübeln vollstellen, die Tragfähigkeit wäre ausreichend dimensioniert. Natürlich fiel es mir als begeisterte Hobbygärtnerin recht schwer, aber ich habe mich auf vier Pflanzkübel und acht kleinere Töpfe beschränkt. In den Kübeln gedeihen zwei Cymbidien, eine Prunkwinde und der Agapanthus. Die beiden letzteren haben blaue Blüten und die sonnigsten Plätze auf dem Balkon.

Agapanthus africanus Bluety, Blütenstand

Dieser Agapanthus africanus Bluety hat schmale etwa 2 cm breite und 30 cm lange Riemenblätter. Der Durchmesser des kugelförmigen Blütenstandes beträgt zirka 14 cm. Damit ist diese Schmucklilie in ihrem Habitus bedeutend zierlicher als meine Blaulilie in der alten Wohnung. Für mein 8 m² kleines grünes Zimmer hat sie aber genau die richtige Größe. Auch wenn man es nicht vermutet, der Agapanthus ist weder ein Zwiebelgewächs noch eine richtige Lilie sondern gehört zur Ordnung der Spargelartigen. Seine Heimat ist Südafrika, das bedeutet, diese schöne Kübelpflanze ist nicht winterhart.

Agapanthus africanus Bluety in voller Blüte und voller SonneIn der Gartensendung des MDRs vom 5. Juni 2007 war der Agapanthus ein Themenschwerpunkt. Einige der dort vom Experten gegebenen Tips zur Kultivierung kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Die Pflanze wird erst dann umgetopft, wenn der Kübel zu eng geworden ist. Ich musste meine Blaulilie jedoch gleich in ein größeres Gefäß setzen, weil die Wurzeln schon zum überwiegenden Teil aus dem alten Behältnis herausragten. In der MDR-Sendung wurde behauptet, der Agapanthus benötige zum Gedeihen ein spezielles Substrat. Das stimmt so nicht, ganz normale Blumenerde reicht völlig aus. Der Experte empfahl von März bis Ende August im vierzehntägigen Rhythmus zu düngen. Ich hatte erst ab Mai mit dem Düngen begonnen. Staunässe muss beim Gießen vermieden werden. Es ist besser die Pflanze trockener zu halten als zu feucht. Weil die Schmucklilie keinen Frost verträgt, muss sie rechtzeitig ins Winterquartier gebracht werden. Wie in der Sendung angegeben ist der richtige Zeitpunkt, wenn die Nachttemperatur unter 10°C sinkt.

Eine kühle Überwinterung unter 15°C ist für die Bildung der Blüten notwendig. Der MDR-Experte fordert ein 5°C kühles helles Winterquartier. Ich halte das als Bewohnerin einer normalen Zweiraumwohnungen eher für einen Witz. Wer kann seinen Kübelpflanzen solch optimale Bedingungen schon bieten? Ich jedenfalls nicht, aber es geht auch anders. Wer selbst mit Pflanzen experimentiert ist im Vorteil! Die Nachtspeicheröfen verbieten das Überwintern in der Wohnung. Aber ich habe einen kalten dunklen Keller. Meinen alten Agapanthus habe ich im Oktober in den Keller geschleppt und im Mai wieder hervorgeholt. Das Gießen habe ich während der Kellerperiode eingestellt. Dabei verdorren selbstverständlich einige Blätter, aber die lassen sich ja entfernen. Meine Schmucklilie hat so sicher jedes Jahr geblüht. Das neue Exemplar werde ich auf die gleiche Weise über den Winter bringen. Da ich aber jetzt einen verglasten Balkon habe, der alte war offen, wird die Kellerzeit kürzer ausfallen.

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Montag, 19. Februar 2007
Hartz für Sittiche
Letzte Woche habe ich bei Planet-Wissen eine Sendung über Papageie gesehen. Gezeigt wurde auch ein Dokumentarfilm über die armen Wellensittiche in Australien, die in der Trockenzeit hungern und dursten müssen. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich füttere hier zwei Sozialschmarotzer durch! Was machen die Wellensittiche in Deutschland, während ihre Artgenossen in Australien darben? Kreischen auf hohem Niveau, wenn es nicht die gewünschte Körnermischung gibt. Damit muss endlich Schluss sein! Die fetten Jahre sind vorbei. Jeder muss Opfer bringen. Deutschland muss endlich wieder konkurrenzfähig werden, besonders und gerade unter den potenziellen Trägern der Vogelgrippe. Kein Bereich darf von den Reformen ausgenommen werden.

Auch meine Sittiche müssen ihr Anspruchsdenken zurückschrauben. Ihr Futter müssen sie sich verdienen. Globalisierung heißt mehr Eigeninitiative zeigen und sich selbst um Futter kümmern. Meine Körnerfresser sollten sich vor Augen halten, sie stehen in hartem Wettbewerb mit asiatischen Körnerfressern. Was sie können, kann die Konkurrenz aus China auch, aber bei weitem billiger. Da ist Vollkaskomentalität völlig unangebracht.

Ihr solltet mal sehen, wie flink die Biester jetzt über das Geäst im Käfig wetzen, seitdem ich ihnen erzählt habe, ich lagere ihren Käfig nach Polen aus. Mein kleiner Weißling, der den Behinderten mimt, nur weil er aus Faulheit nicht fliegen mag, ist noch nie schneller über den Teppich gekrabbelt als jetzt.

Im Augenblick habe ich starke Zweifel, ob die Sittiche überhaupt als deutsche Vögel gelten. Zwar sind sie hier geboren, aber ihr Gebrabbel kann ich nicht verstehen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie sich ihre Sozialleistung nicht böswillig erschlichen haben. Sind die Wellensittiche Ausländer, die deutschen Vögeln die Arbeitsplätze in den Käfigen wegnehmen? Falls sich das bewahrheiten sollte, könnten sie nach Australien abgeschoben werden.

Im Augenblick erhalten sie als geflügelte Bedarfsgemeinschaft Hartz I. Ich habe ihnen schon mal klargemacht, falls sie unter Hartz IV fallen, würde sich einiges verschärfen. Ihre Voliere ist für ein Wellensittichpärchen viel zu groß. Sie sollten sich mal schon langsam nach einem kleineren Käfig umsehen. Oder sie müssten untervermieten, entweder an vier weitere Wellensittiche oder an ein Nymphenpaar.

Bei Hartz IV erfolgt die Fütterung nur noch vom Käfigboden, der Wassernapf wird eingezogen. Feuchtigkeit ist aus dem Körnerfutter zu entnehmen. Das stärkt die Eigenverantwortung der geflügelten Parasiten. Die Selbstbedienung am Futtertrog ist dann vorbei. Für faules und arbeitsscheues Gesindel ist kein Platz in deutschen Käfigen! Dort sollen vorrangig anständige deutsche Vögel gepflegt werden. Deutsche Vögel in deutsche Käfige, schmeißt die Papageie raus!

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Donnerstag, 18. Januar 2007
Cissus rhombifolia
Im Wohnzimmer steht neben der Balkontür ein Bücherregal. Das beherbergt so ziemlich alles, was ich für meine Arbeit am Computer benötige. Außer dem Notebook selbst sind das Bücher, DVDs, CDs, Scanner, Headset, TFT-Bildschirm, externe Festplatte und das grafische Tablett. Um dem ganzen Sammelsurium den Bürocharakter zu nehmen hatte ich geplant, es zwischen Grünpflanzen verschwinden zu lassen.

Die dort deponierten Pflanzen machten meine Absicht durch schlichte Verweigerung zunichte. Der Wunderstrauch spielte Herbst und schmiss alle Blätter. Die Goldfruchtpalme hingegen hat ein großes und ein kleines Blatt. Warum sie nicht mehr zeigen will, bleibt allein ihr Geheimnis. Weder das Geäst der einen noch das spärliche Grün der anderen Kübelpflanze tragen zur Verschönerung meines Zimmers bei. So steht das Regal mit seinem Inhalt immer noch groß und hässlich in meiner Wohnung herum.

Auf dem Büchergestell treibt eine Efeutute schüchtern zwei Blätter. Im Keramikgefäß daneben sind während meiner Krankheit drei Ampelpflanzen verschieden. Am Wochenende entschlummerte hier ein Ableger meines Schwertfarns. Die Mutterpflanze hingegen erfreut sich über den Orchideen hängend bester Gesundheit. Deshalb entschloss ich mich bei der Blumenfrau nach einem neuen Kandidaten fürs Regal Ausschau zu halten. Eine Ampelpflanze aus der Gattung Cissus war schnell gefunden. Die Verkäuferin versicherte mir, dass dieses Gewächs für den beabsichtigten Standort geeignet wäre. Von den Klimmen, so der deutsche Name, kannte ich bis jetzt nur Cissus antarctica. Kängeruhwein oder Russischer Wein ist aber eine Pflanze für den kühlen Bereich.

Klimmen gehörten noch nie zu meinen Pfleglingen. Meine Bibliothek ist mit Pflanzenbüchern gut bestückt. Den Grünling konnte ich darum schnell als Cissus rhombifolia 'Ellen Danica' identifizieren. Deutsche Namen hat sie gleich mehrere. Die Rautenblättrige Klimme, der Königswein oder Englische Wein ist mit seinen dreizähliggeteilten, grob gezähnten Blättern eine dekorative Ampelpflanze. Die Bücher befanden sie einhellig tauglich für Wohnzimmertemperaturen und lichten Standort. Das bedeutet, hell aber keine direkte Sonne. Übereinstimmend wurde Cissus rhombifolia als stark wachsende Pflanze beschrieben. Ein Platz auf dem Bücherregal wäre also ideal.

Meine erste Aktion zu Hause war, die Pflanze aus ihrem engen Topfgefängnis zu befreien. Umtopfen muss ich die meisten meiner grünen Pfleglinge. Gewöhnlich werden sie in Gefäßen mit nur wenig Erde drumrum angeboten. Das reicht man gerade ihr Überleben zu sichern, bis sie einen Käufer gefunden haben, aber nicht darüber hinaus. Da steht mein Cissus rhombifolia jetzt auf dem Bücherregal im weißem Keramikgefäß und mit Seramis als Substrat. Und ehe hier noch Anfragen kommen: Ja, das Möbel ist schief und nicht die Wände. In meinem Wohnzimmer ist neben allerlei skurilen Dingen einschließlich mir selbst auch Platz für ein leichtbehindertes Bücherregal.

Ich hoffe, dass es mir gelingt mit dieser Ampelpflanze das Regal von oben zu begrünen, wenn das Verdecken von unten weiterhin fehlschlägt. Oder ist dies der nächste Kandidat für eine Beerdigung im Mülleimer? Die Pflanzenbücher empfehlen als weitere Pflegemaßnahmen die Blätter vormittags zu besprühen, kaum zu düngen, warnen vor Gießen mit kaltem Wasser und krassem Temperaturwechsel. Fehlverhalten würde mit Abfall der Blätter bestraft werden. In zwei Jahren soll die Pflanze 1,8 m lange Ranken treiben, dann wäre mein Bücherregal hinter einem grünen Vorhang verschwunden. Falls Cissus rhombifolia meine Pflege schadlos übersteht, werde ich hier nach einem Jahr ein neues Foto posten.

Cissus rhombifolia 'Ellen Danica'

Ganz nebenbei bemerkt Cola oder Milch sind kein geeigneter Dünger für Zimmerpflanzen. Auch wenn die florale Serienmörderin Diana Laarz im Nordkurier über ihre Pflanzenexperimenten etwas anderes berichtet. Ihr morbides Vergnügen unschuldige Grünlinge zu Tode zu foltern mal beiseite, Frau Laarz, muffelt und gärt es nicht aus dem Blumentopf, wenn sie solches Gebräu hineinschütten? Die Baumärkte sollen übrigens wunderschöne Zimmerpflanzen aus Plastik im Sortiment haben. Die machen nicht so schnell schlapp und können länger gequält werden. Ihr neustes Opfer gehört hoffentlich zu dieser Gattung. Viel Spaß bei der Pflege!

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Montag, 6. November 2006
Orchideen auf der Fensterbank
Während sich meine Sittiche lautstark über meine neuerliche Abwesenheit beschwerten, nahmen mir einige meiner Orchideen den Kuraufenthalt auf ihre Weise übel. Sie verwandelten sich in so was wie Stroh, und ich konnte sie nur noch im Mülleimer beerdigen. Eigentlich ist es ganz leicht in der Wohnung Orchideen zu halten. Eigentlich, so man nicht an Darmkrebs erkrankt, und sich dann als Krönung auch keine Metastase zulegt. Wenn sich der Zimmergärtner längere Zeit in Krankenhäusern oder einer Kurklinik herumtreibt, hat das böse Folgen für die Flora im heimischen Wohnzimmer. Sie zeigt sich mit Sicherheit beträchtlich dezimiert, wenn man wieder daheim ist.

Entgegen der gängigen Meinung sind Orchideen geeignete Pfleglinge für das Fensterbrett, wenn Ihr denn einige Dinge beachtet. Ihr müsst Euch die für Euren Zimmerstandort geeigneten Pflanzen auswählen. Auch bei normalen Blütenpflanzen würdet Ihr scheitern, wenn Ihr es im trockenen, warmen Wohnzimmerklima mit Alpenveilchen oder Azaleen versuchen würdet.

Phaleonopsis, Dendrobium und Kakteen auf der Fensterbank

Ich experimentiere mit Orchideen schon seit über zehn Jahren. Meine älteste Pflanze ist auch genauso alt und noch immer mein zuverlässigster Blüher. Nach der letzten Volkszählung habe ich 21 Orchideen. Zu meinen Pfleglingen gehören Hybriden der folgenden Gattungen:

* Cattleya 2 Pflanze
* Cymbidium (Kahnlippe) 1 Pflanze
* Dendrobium (Baumorchidee) 7 Pflanzen
* Oncidium (Schmetterlingsorchidee) 2 Pflanzen
* Paphiopedilum (Frauenschuh) 2 Pflanzen
* Phalaenopsis (Nachtfalterorchidee) 7 Pflanzen

Es waren schon einmal mehr und ich habe noch zwei leere Töpfe zu besetzen. Leider hat keine meiner beiden Stiefmüterchenorchideen aus der Gattung Miltonia meinen Krankenhausaufenthalt überstanden. Auch unter den Nachtfalterorchideen gab es Totalverlust. Ich habe inzwischen Exemplare im Blumenladen um die Ecke nachgekauft. Die kosten dort mehr als im Bau- oder Supermarkt, aber der Qualitätsunterschied ist auch erheblich.

Besser durchgehalten als die Nachtfalterorchideen haben die anderen, die Pseudobulben besitzen und auch eine gewisse Ruhezeit einlegen wie die Baumorchideen. Pflanzen der Gattung Dendrobium sind meine Favoriten. Leider sehen sie in ihrer Ruhephase nicht besonders vorteilhaft aus. Sie verlieren dann manchmal auch ihre Blätter und gleichen eher unansehnlichen Stecken. Deshalb stehen sie an meinen Fenstern in der zweiten Reihe. Davor habe ich die Gattung Phalaenopsis angeordnet. Diese wunderschönen Dauerblüher sind die idealen Wohnzimmerorchideen. Die erste Reihe bilden bei mir die paar Exemplare, die von meinen Kakteen übriggeblieben sind.

Dendrobium nobile "Stardust"

Die Orchideen und ich haben etwas gemeinsam, wir mögen warme Füße. Darum stehen sie bei mir auf alten Nachtspeicheröfen, die noch aus DDR-Zeiten stammten, im Wohnzimmer in Hydrotöpfen und Blähton im Schlafzimmer mit Seramis als Substrat. Natürlich kann man Orchideen auch in Erde kultivieren, dazu braucht man aber spezielle Orchideenerde, die es in jedem Pflanzenmarkt gibt. Nur eine Pflanzensorte wäre etwas eintönig. Deswegen habe ich zwischen die Orchideen Bromelien gesetzt. In dieser Gemeinschaft wachsen sie auch am natürlichen Standort. In den Ampeln darüber gedeihen Farne, Grünlilien und Weihnachtskakteen. Wenn die Monstera und die Palme wieder Blätter treiben, dann habe ich hier meinen kleinen privaten Dschungel im Wohnzimmer. Gerade im traurigen Monat November ein überaus erfreulicher Anblick.

Einer meiner Kollegen sagte einmal:
Um Kinder, Tiere und Pflanzen muss man sich kümmern, damit sie gedeihen.
Und dieses Kümmern kostet Zeit. Einmal pro Woche räume ich die Pflanzen von den Nachtspeicheröfen und befreie die Blätter von Staub und Schädlingen. Besonders Schildläuse und Thripse haben Orchideen zum Fressen gern. Ich verwende keine chemischen Mittel, die Insekten werden nur mit einem feuchten Lappen weggewischt. Etwa alle zwei Monate brause ich die Pflanzen in der Badewanne ab und spüle das Substrat in den Hydrotöpfen durch. Ich dünge nur wenig mit flüssigem Orchideendünger. Die tägliche Pflege beschränkt sich darauf die Orchideen morgens und nachmittags mit einer Blumenspritze einzunebeln sowie den Wasservorrat zu kontrollieren. Am besten steht der Anzeiger im optimalen Bereich.

Phaleonopsishybride

In den nachfolgenden Artikeln in der Kategorie Fensterbrett werde ich Euch die von mir gepflegten Orchideengattungen näher vorstellen.

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