Schäfchen zählen
Sonntag, 4. März 2007, Kategorie: 'Krankengeschichten'
Gibt es eine Steigerungsform von krank? Nun habe ich endlich doch geschafft, was ich die vergangenen zwanzig Monate strickt vermeiden konnte, ich habe mich erkältet. Ich muss nicht mehr nur meine Rückseite wischen, sondern auch meine Nase, die zwischendurch ETs Glühfinger glich. Der Wechsel zwischen Hitze und Schüttelfrost am letzten Wochenende ließ schon nichts Gutes erahnen. Der Kopf düselte nur ganz leise an der Stirn. Kein Vergleich zu sonstigen meist linksseitigen Anfällen mit Empfindlichkeit gegen Licht, Geräusche, Gerüche und Erschütterungen, die in Übelkeit und Erbrechen gipfelten. Mit meinem Darmkrebs wurde ich auch diese Art von Kopfschmerzen los. Beate, die an Migräne leidet, findet meine Heilmethode zu rabiat. Während sich das Stirndüseln immer weiter verflüchtigte, wurde der Rachen rauh und rauher. Das Zahnfleisch entzündete sich aus Sympathie gleich mit. Der Appetit fiel wieder gegen Null, es schmeckte sowieso alles gleich. Außer schlafen und trinken wollte ich eigentlich nichts.
Am regnerischen Montagmorgen habe ich mich nur deshalb aus dem Haus gequält, weil meine Chefin Geburtstag und mich persönlich eingeladen hatte. Sonst hätte ich keinen Fuß vor die Tür gesetzt. Das Wetter war diesem Jubiläum nicht angemessen. Immerhin gelang es mir zwischen zwei Regenschauern mit nassen Zehen aber sonst trocken nach Hause zurückzukommen. Für mich erfreulich, ich musste an dem Montag nur fünfmal auf den Top. Sonst sind mindestens zehnmal die Norm, aber fünfundzwanzigmal sind auch manchmal drin. Damit konnte ich meine Aufmerksamkeit an diesem Tag voll meiner tropfenden Nase widmen. Ich hatte trotzdem noch genug zu wischen.
Meine Physiotherapeutin, der ich am Dienstag während der Lymphdrainage was hustete, erklärte mir, das würde fest sitzen und wäre noch entwicklungsfähig. Auf dem Weg zwischen Praxis und Bäcker kam mir wieder ein alter Bekannter entgegen. Irgendwie wird das langsam verdächtig. Treffe ich jetzt alle Männer, die ich mal gekannt und lange nicht gesehen habe, auf dieser kurzen Strecke? Immer noch Charmeur wie früher und um kein Kompliment verlegen meinte er, ich würde knackig aussehen. Wenn die Nase schon im Dunkeln zu leuchten beginnt, ist es genau das, was man hören möchte. Knackig, wie ich war, schaffte ich es zu Hause gerade mich ins Bett zu packen um zu frieren, zu schlafen und ein wenig vor mich hin zu husten.
Die Hausarbeit hatte ich wieder auf das notwendigste reduziert, aber Einkaufen musste ich am Mittwoch trotzdem. Nach dem Mittag war ich so müde, dass ich ins Bett kletterte, um eine Runde zu schlafen. Das Fieberthermometer zeigte 39,1 °C und so fühlte ich mich auch. Also blieb ich erstmal liegen. Mein Hausarzt hat an diesem Nachmittag eh keine Sprechstunde. Mittwoch ist der einzige Tag, an dem ich sonst mehr als nur den Wetterbericht im Fernsehen schaue. Ich wollte nur ein bisschen ruhen bis "The Closer" anfing, kam dann aber doch nicht mehr aus dem Bett heraus. Als "Boston Legal" lief, schlief ich schon längst.
Bei meinem Hausarzt war ich auch am darauffolgenden Morgen nicht. Seitdem die Chemotherapie zu Ende ist, muss ich wieder bei den anderen Patienten im Wartezimmer sitzen und darf mit ihnen Krankheitskeime tauschen. In Erkältungshochzeiten so wie dieser ist das Wartezimmer früh brechend voll. Ich habe einfach keine Lust mich von anderen Patienten zwei Stunden lang behusten oder beniesen zu lasse noch auf gleiche Art zurückzuschlagen. Deshalb wollte ich am Nachmittag zur Sprechstunde. Vorher legte ich mich aufs Bett um Fieber zu messen. Aus dem Arztbesuch wurde nichts. Natürlich bin ich mit dem Fieberthermometer unterm Arm eingeschlafen.
Inzwischen ist das Fieber gefallen. Der Schnupfen hat seinen Aggregatzustand gewechselt und verklebt mir die Nase. Ein paar Herpesviren nutzen die günstige Gelegenheit und bauen zwischen Oberlippe und Nase ihr neues Dorf. Mir wächst ein Entenschnabel. Meine Hustenanfälle, bei denen ich dem Ersticken nahe über dem Waschbecken hänge und an deren Ende es mich immer würgt, sind ein akustischer Genuss für die gesamte Nachbarschaft. Die liebste Todesart wäre mir noch immer mich tot zu lachen oder tot zu lieben aber auf keinen Fall mich tot zu husten. Wenn sich der Husten nicht löst, muss ich doch noch zum Arzt.
Diese Erkältung wirft mich gleich wieder um Jahrhunderte zurück. Nur gut, dass ich am Donnerstag vor einer Woche Beate angerufen hatte, um ihr zu sagen, sie könne mich abholen. Sie brachte mich und meine Kamera, diesmal sogar mit Speicherchip, nach Sommersdorf. Am Montag hatte eins ihrer dunklen Schafe drei Lämmer geworfen, und Beate war sozusagen die Hebamme. Der Vater ist der weiße Schafbock Max. So haben einige der schwarzen Lämmchen in Sommersdorf auch einen lustigen weißen Püschel auf dem Kopf. Wie schon beim Fotografieren meines kleinen Neffens stellte ich wieder fest, ich bin zu langsam. Auf einigen Bildern sind entweder nur Hufe oder auch nur Stroh zu sehen. Die Fotos werden dann im neuen Online-Album zu sehen sein.
Gerne hätte ich auch Bilder von der totalen Mondfinsternis letzte Nacht gemacht. Aber der Erdtrabant zog es ja vor die Angelegenheit in Demmin unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchzuziehen.
Am regnerischen Montagmorgen habe ich mich nur deshalb aus dem Haus gequält, weil meine Chefin Geburtstag und mich persönlich eingeladen hatte. Sonst hätte ich keinen Fuß vor die Tür gesetzt. Das Wetter war diesem Jubiläum nicht angemessen. Immerhin gelang es mir zwischen zwei Regenschauern mit nassen Zehen aber sonst trocken nach Hause zurückzukommen. Für mich erfreulich, ich musste an dem Montag nur fünfmal auf den Top. Sonst sind mindestens zehnmal die Norm, aber fünfundzwanzigmal sind auch manchmal drin. Damit konnte ich meine Aufmerksamkeit an diesem Tag voll meiner tropfenden Nase widmen. Ich hatte trotzdem noch genug zu wischen.
Meine Physiotherapeutin, der ich am Dienstag während der Lymphdrainage was hustete, erklärte mir, das würde fest sitzen und wäre noch entwicklungsfähig. Auf dem Weg zwischen Praxis und Bäcker kam mir wieder ein alter Bekannter entgegen. Irgendwie wird das langsam verdächtig. Treffe ich jetzt alle Männer, die ich mal gekannt und lange nicht gesehen habe, auf dieser kurzen Strecke? Immer noch Charmeur wie früher und um kein Kompliment verlegen meinte er, ich würde knackig aussehen. Wenn die Nase schon im Dunkeln zu leuchten beginnt, ist es genau das, was man hören möchte. Knackig, wie ich war, schaffte ich es zu Hause gerade mich ins Bett zu packen um zu frieren, zu schlafen und ein wenig vor mich hin zu husten.
Die Hausarbeit hatte ich wieder auf das notwendigste reduziert, aber Einkaufen musste ich am Mittwoch trotzdem. Nach dem Mittag war ich so müde, dass ich ins Bett kletterte, um eine Runde zu schlafen. Das Fieberthermometer zeigte 39,1 °C und so fühlte ich mich auch. Also blieb ich erstmal liegen. Mein Hausarzt hat an diesem Nachmittag eh keine Sprechstunde. Mittwoch ist der einzige Tag, an dem ich sonst mehr als nur den Wetterbericht im Fernsehen schaue. Ich wollte nur ein bisschen ruhen bis "The Closer" anfing, kam dann aber doch nicht mehr aus dem Bett heraus. Als "Boston Legal" lief, schlief ich schon längst.
Bei meinem Hausarzt war ich auch am darauffolgenden Morgen nicht. Seitdem die Chemotherapie zu Ende ist, muss ich wieder bei den anderen Patienten im Wartezimmer sitzen und darf mit ihnen Krankheitskeime tauschen. In Erkältungshochzeiten so wie dieser ist das Wartezimmer früh brechend voll. Ich habe einfach keine Lust mich von anderen Patienten zwei Stunden lang behusten oder beniesen zu lasse noch auf gleiche Art zurückzuschlagen. Deshalb wollte ich am Nachmittag zur Sprechstunde. Vorher legte ich mich aufs Bett um Fieber zu messen. Aus dem Arztbesuch wurde nichts. Natürlich bin ich mit dem Fieberthermometer unterm Arm eingeschlafen.
Inzwischen ist das Fieber gefallen. Der Schnupfen hat seinen Aggregatzustand gewechselt und verklebt mir die Nase. Ein paar Herpesviren nutzen die günstige Gelegenheit und bauen zwischen Oberlippe und Nase ihr neues Dorf. Mir wächst ein Entenschnabel. Meine Hustenanfälle, bei denen ich dem Ersticken nahe über dem Waschbecken hänge und an deren Ende es mich immer würgt, sind ein akustischer Genuss für die gesamte Nachbarschaft. Die liebste Todesart wäre mir noch immer mich tot zu lachen oder tot zu lieben aber auf keinen Fall mich tot zu husten. Wenn sich der Husten nicht löst, muss ich doch noch zum Arzt.
Diese Erkältung wirft mich gleich wieder um Jahrhunderte zurück. Nur gut, dass ich am Donnerstag vor einer Woche Beate angerufen hatte, um ihr zu sagen, sie könne mich abholen. Sie brachte mich und meine Kamera, diesmal sogar mit Speicherchip, nach Sommersdorf. Am Montag hatte eins ihrer dunklen Schafe drei Lämmer geworfen, und Beate war sozusagen die Hebamme. Der Vater ist der weiße Schafbock Max. So haben einige der schwarzen Lämmchen in Sommersdorf auch einen lustigen weißen Püschel auf dem Kopf. Wie schon beim Fotografieren meines kleinen Neffens stellte ich wieder fest, ich bin zu langsam. Auf einigen Bildern sind entweder nur Hufe oder auch nur Stroh zu sehen. Die Fotos werden dann im neuen Online-Album zu sehen sein.
Gerne hätte ich auch Bilder von der totalen Mondfinsternis letzte Nacht gemacht. Aber der Erdtrabant zog es ja vor die Angelegenheit in Demmin unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchzuziehen.