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Dienstag, 7. Dezember 2004
Test the best!
Dienstag, 7. Dezember 2004, Kategorie: 'unterwegs'
Letztes Wochenende war es wieder einmal soweit, ich hatte einen schlimmen Anfall von Provinzkoller. Also packte ich meine Kamera in die Reisetasche, ließ vorsichtshalber die Winterreifen aufziehen und sattelte meinen kleinen Straßenfloh Richtung Berlin.
Nur ein geringer Teil der Autobahn hinterm Uckermärker Kreuz stammt noch aus Adolfs Zeiten. Dieser Teil ist stellenweise so schlecht, dass man ihn besser mit einem Panzer befahren sollte. Damit kommen wir dem ursprünglichen Zweck der Piste auch gleich wieder merklich näher. Arbeitsbeschaffung ist ja keine Erfindung aus heutigen Tagen, das gab es schon bei den Nationalsozialisten. Zu deren positiven Leistungen wird gern die Beseitigung der hohen Arbeitslosigkeit durch Autobahnbau und dergleichen gezählt. Dass es sich dabei um Fertigung für den Krieg handelte, wird genauso gern verdrängt. Schließlich sind wir ja nicht verantwortlich für das, was wir produzieren. Irgendwann ist das letzte Stück alte Autobahn ebenso wie die deutsche Geschichte frisch zubetoniert und keiner erinnert sich mehr, nur noch Jubel, Trubel, Heiterkeit und Weihnachtsmarkt.
Meine familiären Spiogenten hatten mir berichtet der Spandauer Weihnachtsmarkt wäre der beste in Berlin. Außerdem könne man in den Arkaden herrlich schoppen gehen. Als männliches Begleitpersonal nahm ich meinen Bruder mit, nicht zu meinem Schutz sondern als Tragetier für die zu erwartenden Einkäufe. Wozu schleppt eine Frau auch sonst einen Mann zur Besorgungsrunde mit. Dabei sind sie doch eher hinderlich, ihre Kreditkarten reichen als Hilfsmittel völlig.
Wir stürzten uns erstmal in die Spandauer Arkaden. Warum sehen die modernen Massenkonsumtempel alle gleich aus? Einen Unterschied zu anderen Arkaden konnte ich nicht ausmachen. Die Fressbuden und die Läden scheinen sich genauso zu gleichen, wie die Sachen, die dort angeboten werden. Nix mit hemmungslosem Schoppingwahn. An meinem guten Willen fehlte es nicht. So weit ich sah, gab es nur Klamotten für Frauen um die 20 und ab etwa 1,80 m Körpergröße. Ich bin jedoch deutlich über 20, nicht einmal 1,70 m groß und sehe mehr nach Bridget Jones als Claudia Schiffer aus, wie vermutlich die Mehrzahl der Frauen in Deutschland. Was soll ich bitteschön mit schweinchenrosa oder himmelblauen Monturen? Ich bin doch kein Baby! Schwarz mag ich auch nicht, ich hab keinen Trauerfall in der Familie. Ich wünschte, ich wäre in Lucca. Da gab es die richtige Kleidung in meinen bevorzugten Farben. Nur leider haben die italienischen Geschäfte mittags geschlossen. So konnte ich mir dort nur die Nase an den Schaufenstern plattdrücken und musste mich hier durch die deutschen Läden kämpfen. Es war wieder einmal eine Einkaufstour zum Abgewöhnen, und ich habe noch kein einziges Weihnachtsgeschenk beisammen.
Der Bummel über den Spandauer Weihnachtsmarkt gestaltete sich trotz großem Gedränge viel entspannter als mein Einkaufsversuch. Womöglich lag das an dem fabelhaften Glühwein. Der Markt zog sich vom Rathaus bis zur Kirche und in einige Nebenstraßen. Die Menschenmassen strömten durch die Gasse der Buden auf der rechten Seite voran und links zurück. Wer versuchte gegen den Strom zu planschen, kam nicht so richtig vorwärts. Auf einer Bühne gaben vier Weihnachtsmänner ein kleines Konzert. Sonst versuchten einzelne Musiker das Gedudel aus den Buden zu übertönen. Das schärfste, was mir da geboten wurde, war ein Hartgesottener in Kniestrümpfe, Schottenrock und einem Dudelsack, in den er unermüdlich blies. Wie mir schien ohne Luft zuholen. Ich spendete für längere Strümpfe.
Dieser Weihnachtsmarkt erschien mir gemütlicher und familiärer als der in Mitte vor dem Palast der Republik. Dafür gab es in Mitte ein Riesenrad und ein Kettenkarussel. Ich hatte weder an dem von mir getrunkenen Glühwein noch den verzehrten Bratwürsten auf beiden Märkten etwas auszusetzen. Nur in Spandau hatte ich mehr mühe ein Plätzchen für den Genuss derselben zu finden, ohne dass mich die vorbeiströmenden anderen Besucher schubsten.
Nächstes Wochenende werde ich den Test des deutschen Leitkulturprodukts Weihnachtsmarkt in Demmin fortsetzen.
Nur ein geringer Teil der Autobahn hinterm Uckermärker Kreuz stammt noch aus Adolfs Zeiten. Dieser Teil ist stellenweise so schlecht, dass man ihn besser mit einem Panzer befahren sollte. Damit kommen wir dem ursprünglichen Zweck der Piste auch gleich wieder merklich näher. Arbeitsbeschaffung ist ja keine Erfindung aus heutigen Tagen, das gab es schon bei den Nationalsozialisten. Zu deren positiven Leistungen wird gern die Beseitigung der hohen Arbeitslosigkeit durch Autobahnbau und dergleichen gezählt. Dass es sich dabei um Fertigung für den Krieg handelte, wird genauso gern verdrängt. Schließlich sind wir ja nicht verantwortlich für das, was wir produzieren. Irgendwann ist das letzte Stück alte Autobahn ebenso wie die deutsche Geschichte frisch zubetoniert und keiner erinnert sich mehr, nur noch Jubel, Trubel, Heiterkeit und Weihnachtsmarkt.
Meine familiären Spiogenten hatten mir berichtet der Spandauer Weihnachtsmarkt wäre der beste in Berlin. Außerdem könne man in den Arkaden herrlich schoppen gehen. Als männliches Begleitpersonal nahm ich meinen Bruder mit, nicht zu meinem Schutz sondern als Tragetier für die zu erwartenden Einkäufe. Wozu schleppt eine Frau auch sonst einen Mann zur Besorgungsrunde mit. Dabei sind sie doch eher hinderlich, ihre Kreditkarten reichen als Hilfsmittel völlig.
Wir stürzten uns erstmal in die Spandauer Arkaden. Warum sehen die modernen Massenkonsumtempel alle gleich aus? Einen Unterschied zu anderen Arkaden konnte ich nicht ausmachen. Die Fressbuden und die Läden scheinen sich genauso zu gleichen, wie die Sachen, die dort angeboten werden. Nix mit hemmungslosem Schoppingwahn. An meinem guten Willen fehlte es nicht. So weit ich sah, gab es nur Klamotten für Frauen um die 20 und ab etwa 1,80 m Körpergröße. Ich bin jedoch deutlich über 20, nicht einmal 1,70 m groß und sehe mehr nach Bridget Jones als Claudia Schiffer aus, wie vermutlich die Mehrzahl der Frauen in Deutschland. Was soll ich bitteschön mit schweinchenrosa oder himmelblauen Monturen? Ich bin doch kein Baby! Schwarz mag ich auch nicht, ich hab keinen Trauerfall in der Familie. Ich wünschte, ich wäre in Lucca. Da gab es die richtige Kleidung in meinen bevorzugten Farben. Nur leider haben die italienischen Geschäfte mittags geschlossen. So konnte ich mir dort nur die Nase an den Schaufenstern plattdrücken und musste mich hier durch die deutschen Läden kämpfen. Es war wieder einmal eine Einkaufstour zum Abgewöhnen, und ich habe noch kein einziges Weihnachtsgeschenk beisammen.
Der Bummel über den Spandauer Weihnachtsmarkt gestaltete sich trotz großem Gedränge viel entspannter als mein Einkaufsversuch. Womöglich lag das an dem fabelhaften Glühwein. Der Markt zog sich vom Rathaus bis zur Kirche und in einige Nebenstraßen. Die Menschenmassen strömten durch die Gasse der Buden auf der rechten Seite voran und links zurück. Wer versuchte gegen den Strom zu planschen, kam nicht so richtig vorwärts. Auf einer Bühne gaben vier Weihnachtsmänner ein kleines Konzert. Sonst versuchten einzelne Musiker das Gedudel aus den Buden zu übertönen. Das schärfste, was mir da geboten wurde, war ein Hartgesottener in Kniestrümpfe, Schottenrock und einem Dudelsack, in den er unermüdlich blies. Wie mir schien ohne Luft zuholen. Ich spendete für längere Strümpfe.
Dieser Weihnachtsmarkt erschien mir gemütlicher und familiärer als der in Mitte vor dem Palast der Republik. Dafür gab es in Mitte ein Riesenrad und ein Kettenkarussel. Ich hatte weder an dem von mir getrunkenen Glühwein noch den verzehrten Bratwürsten auf beiden Märkten etwas auszusetzen. Nur in Spandau hatte ich mehr mühe ein Plätzchen für den Genuss derselben zu finden, ohne dass mich die vorbeiströmenden anderen Besucher schubsten.
Nächstes Wochenende werde ich den Test des deutschen Leitkulturprodukts Weihnachtsmarkt in Demmin fortsetzen.
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