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Samstag, 17. November 2007
Jocasta Innes - Küchen im ländlichen Stil
Meine eigene Küche gleicht keiner der von James Merrell fotografierten, dazu ist sie viel zu winzig, etwa 2,15 m im Quadrat. Sie scheint mehr ein begehbarer Schrank zu sein. Ich hatte nicht mal Platz für eine mechanische Abwaschhilfe, deshalb spüle ich von Hand. Den einzigen verfügbaren Raum nimmt statt einer Mikrowelle der Brotbackautomat ein. Trotz ihrer Beschränktheit mag ich meine Küche noch immer. Sich bei viel Platz auszubreiten, kann schließlich jeder. Die Kunst beginnt erst, wenn wenig Stauraum verfügbar ist, und wirklich jeder Zentimeter genutzt wird. Einen Vorteil hat das Ganze, ich finde sämtliche Töpfe, Messer oder etwa Gläser auch bei Stromausfall, denn, wo sie stehen, ist genau ausgeklügelt.

Die Küchenmöbel hatte ich vor nun elf Jahren bei Roller erworben. Zu einer Zeit, wo noch niemand den Möbelkauf beim Discounter bei der Geschmackspolizei denunzierte. Inzwischen gibt es in Deutschland ja genug Leute, die nirgendwo anders als im Billigmarkt einkaufen können. Damals jedenfalls hatte ich jemand in der Hinterhand, dessen handwerkliches Geschick jedem Bretterpaket und widersprüchlicher Aufbauanleitung gewachsen war, meinen Vater. Wir hatten zusammen die Fliesen und den Fußbodenbelag im örtlichen Baumarkt gekauft und dann in Neubrandenburg die Möbel ausgesucht. Ich hatte mich für eine Küche in verschiedene Brauntöne entschieden.

Brauntöne und Holz sind auch die beherrschenden Stilelemente in den vorgestellten Küchen des Buches. Jede dieser Küchen hat ihren eigenen Charakter und ist auf ihre Weise schön. Dabei ist die Variationsbreite immens. Auf der einen Seite steht eine fast kahlwirkende kalifornische Küche in mattgrauem Massivholz. Die elektrischen Geräte wie Herd und Spülmaschine, schwarz und verchromt, integrieren sich perfekt in das minimalistische Gesamtkonzept. Jocasta Innes bezeichnet es zurecht als asketisch. Aber auch das hat seinen Reiz. Wenn man die Seite umblättert, landet man in einer typisch rustikalen Küche im überbordenden englischen Cottagestil. Hier sieht es immer ein wenig unaufgeräumt aus, so als gäbe es nicht genug Behältnisse für die vielen Töpfe, Teller, Tassen und sonstigen Utensilien. Welch ein Gegensatz zur Einrichtung auf der vorhergehenden Seite des Buches!

Bis auf vielleicht zwei, ist bei keiner der vorgestellten Küchen der Hauptzweck Repräsentation. Genausowenig wie das in meiner eigenen Kombüse der Fall ist. So wie die Fotos ausschauen, wird dort mit Leidenschaft gekocht und gegessen. Jocasta Innes schreibt:
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich ohne Vorbereitung in jeder der auf den folgenden Seiten abgebildeten Küchen nach kurzer Zeit zurechtfinden würde. Dies beruht zweifelos einmal auf der praktischen Strategie, die notwendigsten Utensilien für jedermann sichtbar aufzubewahren. Zum anderen liegt es aber auch daran, dass in der Organisation dieser Küchen Instinkt und Tradition die Theorie eingeholt haben und eine (Land-) Karte zeichnen, die jeder der kocht, lesen kann.
HängegitterIn meiner eigenen Zwergenküche halte ich es aus praktischen Erwägungen genauso. Neben der Kochstelle steht eine kleine dunkelbraune Töpferware aus Bulgarien. Eigentlich sollte sie als Ölkrug dienen, aber sie enthält diverse Holzlöffel griffbereit. Neben dem Herd hängen von der Decke an Haken Pfannen, Woks, Siebe, Kartoffelstampfer, eine Unzahl von Kellen und natürlich Topflappen.

Mein Vater hatte festgestellt, ich könnte enorm Geld sparen, wenn er meine Küche renovierte. Es würde nur ein wenig länger dauern. Aber nicht nur das, er hat praktisch seine ganze Liebe zu mir in diese Küche eingebaut. Die einzige Veränderung, die ich vorgenommen habe, der alte Kühlschrank ist inzwischen durch ein neues Modell ausgetauscht worden. Die Spüle muss auch ersetzt werden. Die neue liegt bei den Eltern im Schuppen. Ich warte nur darauf, dass sich jemand findet, der sie mir einbaut.

Die Küche, die mir im Buch am besten gefällt, ist ausgerechnet eine amerikanische. Das hätte ich nun nicht unbedingt erwartet. Ich hätte da mehr auf eine französische getippt. In der Tat hat diese Küche, in Weiß und hellem Holz gehalten, viel für sich. Sie hat einige praktische Details wie eine zum Gläserregal umgebaute Durchreiche oder die im Wandregal eingelassenen Schlitze für die Küchenmesser.

Die Grundform der amerikanischen Küche bildet ein U. In der Mitte steht ein großer Gasherd über dem gußeiserne Formen angebracht sind. An der Decke hängen Körbe, Kräutersträuße und Zwiebelzöpfe. Die Wände bestehen aus hellem Holz, die Küchenmöbel hingegen sind dunkelrot die Ablageflächen dunkelbraun. Direkt über den Spülbecken befindet sich das Fenster. Während des Abwaschs kann man also einen Blick nach draußen riskieren. So gut habe ich es leder nicht. Meine Küche hat keine Fenster. Ich geb es zu, in dieser amerikanischen Küche würde ich gerne kochen. Im Moment bin ich leider zu krank und zu geschwächt, um mich selbst bekochen zu können.

Eine Rezeptsammlung bildet den passenden Abschluß des Buches mit den wunderschönen ländliche Küchen. Ich hoffe ja, dass ich irgendwann wieder in der Lage bin, einige davon selbst auszuprobieren.

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