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Montag, 10. Dezember 2007
Schmerzen unterm Weihnachtskaktus
Montag, 10. Dezember 2007, Kategorie: 'Krankengeschichten'
Diesmal macht mir meine Krankheit weit mehr zu schaffen, als nach den vier vorhergehenden Operationen. Ich bin nicht nur durch meine Schwäche an die Wohnung gefesselt. Ich leide auch an starken Schmerzen am Rücken und am rechten Arm. Mein Hintern revoltiert noch immer. Zu allem Übel ist der Mittelfinger meiner rechten Hand dick, als wäre er schwanger. Kennt jemand ein unfehlbares Mittel bei Sehnenscheidenentzündungen? Gegen die Rückenschmerzen helfen zwei Dinge: Zurück ins Bett legen, und warten, bis sie auf ein erträgliches Maß abgeschwollen sind, oder den Hausarzt kommen lassen, falls es gar nicht mehr geht. Mein Doktor traktiert den Rücken dann recht unangenehm mit einer Spritze. Wenn ich das überstanden habe, lässt es sich wenigstens für den Rest des Tages aushalten.
Es ist ein Leben in Zeitlupe. Für das, was gesunde Leute ruckzuck erledigen würden, brauche ich hundert Jahre. Der Schmerzen wegen liege ich doch mehr im Bett, als ich eigentlich möchte. Schräg neben mir am Fenster hängt in einer Ampel ein großer Weihnachtskaktus, dessen letzte vertrocknete rosa Blüten Beate am Sonntag abzupfte. Wenn ich von meinem Krankenlager hinausschaue, sehe ich nur den Himmel, grau, blau oder Wolken verhangen. Ab und zu ziehen laut krächzend Schwärme von Krähen vorüber. Wildgänse kann ich weit weniger beobachten. Drinnen bilden, im Gegensatz zu mir, wenigstens die Orchideen auf der Fensterbank einen erfreulichen Anblick. Die meisten blühen jetzt im Winter. Aber nur Pflanzen betrachten oder aus dem Fenster starren, ist auf Dauer doch ein wenig langweilig, und es lenkt kaum von den eigenen Gebrechen ab.
Im Bett lesen entfällt leider. Das normale Radioprogramm habe ich schon ewig nicht mehr gehört. Ich bin dazu übergegangen, mir aus dem Web MP3-Dateien auf meinen Uralt-PDA zu laden. Leider bieten nicht alle Hörfunkanstalten dieses Dateiformat an, bei vielen benötigt man iTunes zum Download. Was soll ich mit iTunes, wenn ich nur die MP3-Datei haben will? Begonnen habe ich mein Bettradioprogramm mit „Die Kompagnieros: Wie Mediendebatten inszeniert werden“ einen amüsanten Beitrag der Sendereihe „Der Tag“ von hr2. Derselbe Sender bietet das Funkkolleg „Die Welt der Geschichten - Kunst und Technik der Erzählung“ an. Insgesamt soll das Kolleg 22 Radiosendungen umfassen, 7 sind bis jetzt online. Eine Funkbericht dauert nicht ganz 25 Minuten. So lange halte ich gerade durch, ehe mir die Augen zufallen.
Während ich drinnen mit den Nachwehen meiner Krankheit voll beschäftigt bin, gehen draußen vor der Tür Demokratie und Bürgerrechte Stück für Stück verloren. Widerstand dagegen ist wenig zu spüren. Am Tag, als die Vorratsdatenspeicherung beschlossen wurde, war das ZDFs heute nur eine Meldung unter ferner liefen wert. Es sind ja auch keine Journalisten davon betroffen. Vielleicht sollte ich mich langsam wieder daran gewöhnen zwei Meinungen zu haben eine öffentliche und eine private, wie zu DDR-Zeiten. Diskutiert wird das Thema Vorratsdatenspeicherung im Internet und hier vor allem in den Blogs. Ich habe meiner Physiotherapeutin aufgezählt, was denn im nächsten Jahr gespeichert wird, falls sie im Festnetz oder mit dem Handy telefoniert. Das ging ihr entschieden zu weit. Sie sagte mir, sie fühle sich über dieses Gesetz und seine Folgen nicht richtig informiert in den Medien. Ich denke, das wird für die meisten normalen Bürger zutreffen.
Ihre Informationen beziehen sie aus dem Fernsehen, ich meine aus dem Internet. Manchmal glaube ich in einer Parallelwelt zu leben, und das nicht nur weil ich an meine Krankengruft gefesselt bin. Die trennt mich von den Menschen und den Dingen. Besuche habe ich nur wenige, außer Arzt und Therapeutin, meine beiden Freundinnen und sporadisch die Arbeitskollegen. Dann haben ich endlich die Gelegenheit zum Plaudern. Frauen sind nun mal fürs Dauerschweigen ungeeignet. Obwohl langes Reden mich nach der Lungen-OP noch immer anstrengt. Meinen Podcast kann ich aus diesem Grund im Moment nicht weiterbetreiben. Gejapst und gehustet wären die Episoden nicht besonders amüsant. So bleibt mir im Moment nur das Schreiben, falls mir Hintern und Rücken wohlgesonnen sind.
Es ist ein Leben in Zeitlupe. Für das, was gesunde Leute ruckzuck erledigen würden, brauche ich hundert Jahre. Der Schmerzen wegen liege ich doch mehr im Bett, als ich eigentlich möchte. Schräg neben mir am Fenster hängt in einer Ampel ein großer Weihnachtskaktus, dessen letzte vertrocknete rosa Blüten Beate am Sonntag abzupfte. Wenn ich von meinem Krankenlager hinausschaue, sehe ich nur den Himmel, grau, blau oder Wolken verhangen. Ab und zu ziehen laut krächzend Schwärme von Krähen vorüber. Wildgänse kann ich weit weniger beobachten. Drinnen bilden, im Gegensatz zu mir, wenigstens die Orchideen auf der Fensterbank einen erfreulichen Anblick. Die meisten blühen jetzt im Winter. Aber nur Pflanzen betrachten oder aus dem Fenster starren, ist auf Dauer doch ein wenig langweilig, und es lenkt kaum von den eigenen Gebrechen ab.
Im Bett lesen entfällt leider. Das normale Radioprogramm habe ich schon ewig nicht mehr gehört. Ich bin dazu übergegangen, mir aus dem Web MP3-Dateien auf meinen Uralt-PDA zu laden. Leider bieten nicht alle Hörfunkanstalten dieses Dateiformat an, bei vielen benötigt man iTunes zum Download. Was soll ich mit iTunes, wenn ich nur die MP3-Datei haben will? Begonnen habe ich mein Bettradioprogramm mit „Die Kompagnieros: Wie Mediendebatten inszeniert werden“ einen amüsanten Beitrag der Sendereihe „Der Tag“ von hr2. Derselbe Sender bietet das Funkkolleg „Die Welt der Geschichten - Kunst und Technik der Erzählung“ an. Insgesamt soll das Kolleg 22 Radiosendungen umfassen, 7 sind bis jetzt online. Eine Funkbericht dauert nicht ganz 25 Minuten. So lange halte ich gerade durch, ehe mir die Augen zufallen.
Während ich drinnen mit den Nachwehen meiner Krankheit voll beschäftigt bin, gehen draußen vor der Tür Demokratie und Bürgerrechte Stück für Stück verloren. Widerstand dagegen ist wenig zu spüren. Am Tag, als die Vorratsdatenspeicherung beschlossen wurde, war das ZDFs heute nur eine Meldung unter ferner liefen wert. Es sind ja auch keine Journalisten davon betroffen. Vielleicht sollte ich mich langsam wieder daran gewöhnen zwei Meinungen zu haben eine öffentliche und eine private, wie zu DDR-Zeiten. Diskutiert wird das Thema Vorratsdatenspeicherung im Internet und hier vor allem in den Blogs. Ich habe meiner Physiotherapeutin aufgezählt, was denn im nächsten Jahr gespeichert wird, falls sie im Festnetz oder mit dem Handy telefoniert. Das ging ihr entschieden zu weit. Sie sagte mir, sie fühle sich über dieses Gesetz und seine Folgen nicht richtig informiert in den Medien. Ich denke, das wird für die meisten normalen Bürger zutreffen.
Ihre Informationen beziehen sie aus dem Fernsehen, ich meine aus dem Internet. Manchmal glaube ich in einer Parallelwelt zu leben, und das nicht nur weil ich an meine Krankengruft gefesselt bin. Die trennt mich von den Menschen und den Dingen. Besuche habe ich nur wenige, außer Arzt und Therapeutin, meine beiden Freundinnen und sporadisch die Arbeitskollegen. Dann haben ich endlich die Gelegenheit zum Plaudern. Frauen sind nun mal fürs Dauerschweigen ungeeignet. Obwohl langes Reden mich nach der Lungen-OP noch immer anstrengt. Meinen Podcast kann ich aus diesem Grund im Moment nicht weiterbetreiben. Gejapst und gehustet wären die Episoden nicht besonders amüsant. So bleibt mir im Moment nur das Schreiben, falls mir Hintern und Rücken wohlgesonnen sind.
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