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Donnerstag, 4. Oktober 2007
Hafturlaub
Donnerstag, 4. Oktober 2007, Kategorie: 'Krankengeschichten'
Ich trage die Metastase in der Lunge noch immer mit mir herum. Vorgestern bei der Morgenvisite sagten sie mir, dass sie beratschlagen wollten, wie sie nun weiter vorgehen, nachdem die letzte Gewebeprobe wieder ohne Befund war. Da sie im Bauch außer Verwachsungen nichts gefunden hatten, wollten sie sich dem eigentlichen Problem widmen, meinem rechten Lungenflügel. Die Operation wird erst am Mittwoch in einer Woche sein. Der Stationsarzt fragte mich bei der Nachmittagsvisite, wann ich nach Hause wolle. Er meinte, am nächsten Morgen. Ich
sagte, sofort, und bestellte das Taxi.
Der Taxifahrer nannte beim Pförtner meinen Namen. Der erklärte sie hätten zehn Patienten. Was sehr verwunderlich ist, ich heiße ja weder Meier noch Schulze. Mein Name kommt eigentlich relativ selten vor. Ich bin sicher mit keinem der anderen Patienten verwandt zu sein. Die Sippe meines Vaters stammt aus der autonomen Gebirgsrepublik Voigtland. Sie haben mir ihre extreme Seekrankheit vererbt, mit der ich mich schon seit meiner Kindheit herumschlage. Der Taxifahrer sagte, er wolle nicht alle Patienten mit dem Namen T. mitnehmen, sondern nur die junge Frau aus Demmin. Die anderen können alle da bleiben. Der Pförtner schickte ihn zu Thorax- und Gefäßstation.
Ich war am frühen Abend zu Hause. Der Taxifahrer trug mein Gepäck in die Wohnung. Ich hatte wieder mal Schwierigkeit die Treppen hochzuklettern. Mir geht es eindeutig schlechter als vor meinem Einzug in die Greifswalder Uniklinik vor drei Wochen. Ein Wunder ist das freilich nicht. Die Greifswalder Ärzte informierten mich, dass die Kolloskopie in Demmin wegen einer Engstelle in meinem Darm abgebrochen wurde. Das war mir neu, mein Onkologe hatte das Ergebnis der Untersuchung galant verschwiegen.
Die Ärzte in Greifswald wollten unbedingt die Ursache der Stenose ermitteln. So durfte ich verschiedenste Untersuchungen absolvieren. Ich musste zweimal aus dem Bauch und einmal aus der Achselhöhle Gewebeproben spenden. Sie räumten mir für die endoskopischen Untersuchungen dreimal den Darm leer. Nach der Biopsie mit CT übergab ich mich bis in den späten Abend. Unerwünschter Nebeneffekt der Quälerei, ich habe 4 kg abgenommen. Gefunden haben sie außer der Enge zum Glück nichts. Seit letzten Freitag trage ich einen Stent im Gedärm. Damit ist die Stenose zwar beseitigt, aber auch mein Kontinenzproblem prekärer geworden. Aus dem Hintern tropft es seitdem wie ein Wasserfall. Mein Befinden hat sich dramatisch verschlechtert. Mit meinen rückwertigen Problemen vor dem Stent konnte ich mich irgendwie arangieren, mit dem, was mich nun plagt, jedoch auf Dauer nicht. Den gestrigen Feiertag verbrachte ich vor allen Dingen wischend und cremend. Ich frage mich, wie das nach der OP werden soll. Die Schwestern werden mir kaum alle 10 Minuten den Schieber bringen. Werden sie mich dann windeln wie ein Kleinkind?
Am Montag muss ich in die Klinik zurück. Ich habe also nur fünf volle Tage Hafturlaub. Obwohl ich im Krankenhaus meinen PDA mithatte, und darum viel Material für neue Artikel eingetippt habe, werde ich jetzt kaum dazukommen weitere zu verfassen. Schade, denn soweit es ging, war ich auch in der Greifswalder Altstadt unterwegs. Der Markt und der Tierpark ist ja gleich bei der Klinik um die Ecke. Ich habe mir die drei großen Kirchen angesehen, war in der Lyonel-Feininger-Austellung und dem Pommerschen Landesmuseum. Dort konnte ich endlich den Croy-Teppich bewundern.
Zu Hause hat es unterdessen bei den Balkonpflanzen einige Verluste gegeben. Meine Orchideen jedoch zeigen sich in gutem Zustand. Die Oncidien im Schlafzimmer haben drei neue Rispen getrieben. Wenn ich wieder daheim bin, werden sie in voller Blüte stehen. Meine beiden Cymbidien habe ich vom Balkon wieder ins Schlafzimmer geräumt. Zumindest bei der einen scheint der Trick mit der Blühinduktion geklappt zu haben. Aus den neuen Trieben entwickeln sich vermutlich Blütenstände. Hoffentlich bin ich bis dahin wieder zurück!
sagte, sofort, und bestellte das Taxi.
Der Taxifahrer nannte beim Pförtner meinen Namen. Der erklärte sie hätten zehn Patienten. Was sehr verwunderlich ist, ich heiße ja weder Meier noch Schulze. Mein Name kommt eigentlich relativ selten vor. Ich bin sicher mit keinem der anderen Patienten verwandt zu sein. Die Sippe meines Vaters stammt aus der autonomen Gebirgsrepublik Voigtland. Sie haben mir ihre extreme Seekrankheit vererbt, mit der ich mich schon seit meiner Kindheit herumschlage. Der Taxifahrer sagte, er wolle nicht alle Patienten mit dem Namen T. mitnehmen, sondern nur die junge Frau aus Demmin. Die anderen können alle da bleiben. Der Pförtner schickte ihn zu Thorax- und Gefäßstation.
Ich war am frühen Abend zu Hause. Der Taxifahrer trug mein Gepäck in die Wohnung. Ich hatte wieder mal Schwierigkeit die Treppen hochzuklettern. Mir geht es eindeutig schlechter als vor meinem Einzug in die Greifswalder Uniklinik vor drei Wochen. Ein Wunder ist das freilich nicht. Die Greifswalder Ärzte informierten mich, dass die Kolloskopie in Demmin wegen einer Engstelle in meinem Darm abgebrochen wurde. Das war mir neu, mein Onkologe hatte das Ergebnis der Untersuchung galant verschwiegen.
Die Ärzte in Greifswald wollten unbedingt die Ursache der Stenose ermitteln. So durfte ich verschiedenste Untersuchungen absolvieren. Ich musste zweimal aus dem Bauch und einmal aus der Achselhöhle Gewebeproben spenden. Sie räumten mir für die endoskopischen Untersuchungen dreimal den Darm leer. Nach der Biopsie mit CT übergab ich mich bis in den späten Abend. Unerwünschter Nebeneffekt der Quälerei, ich habe 4 kg abgenommen. Gefunden haben sie außer der Enge zum Glück nichts. Seit letzten Freitag trage ich einen Stent im Gedärm. Damit ist die Stenose zwar beseitigt, aber auch mein Kontinenzproblem prekärer geworden. Aus dem Hintern tropft es seitdem wie ein Wasserfall. Mein Befinden hat sich dramatisch verschlechtert. Mit meinen rückwertigen Problemen vor dem Stent konnte ich mich irgendwie arangieren, mit dem, was mich nun plagt, jedoch auf Dauer nicht. Den gestrigen Feiertag verbrachte ich vor allen Dingen wischend und cremend. Ich frage mich, wie das nach der OP werden soll. Die Schwestern werden mir kaum alle 10 Minuten den Schieber bringen. Werden sie mich dann windeln wie ein Kleinkind?
Am Montag muss ich in die Klinik zurück. Ich habe also nur fünf volle Tage Hafturlaub. Obwohl ich im Krankenhaus meinen PDA mithatte, und darum viel Material für neue Artikel eingetippt habe, werde ich jetzt kaum dazukommen weitere zu verfassen. Schade, denn soweit es ging, war ich auch in der Greifswalder Altstadt unterwegs. Der Markt und der Tierpark ist ja gleich bei der Klinik um die Ecke. Ich habe mir die drei großen Kirchen angesehen, war in der Lyonel-Feininger-Austellung und dem Pommerschen Landesmuseum. Dort konnte ich endlich den Croy-Teppich bewundern.
Zu Hause hat es unterdessen bei den Balkonpflanzen einige Verluste gegeben. Meine Orchideen jedoch zeigen sich in gutem Zustand. Die Oncidien im Schlafzimmer haben drei neue Rispen getrieben. Wenn ich wieder daheim bin, werden sie in voller Blüte stehen. Meine beiden Cymbidien habe ich vom Balkon wieder ins Schlafzimmer geräumt. Zumindest bei der einen scheint der Trick mit der Blühinduktion geklappt zu haben. Aus den neuen Trieben entwickeln sich vermutlich Blütenstände. Hoffentlich bin ich bis dahin wieder zurück!
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